Bereits vor zwei Jahren machte sich eine kleine Delegation des österreichischen Golfverbandes auf den Weg ins ferne Tokio, um die dortigen Gegebenheiten rund um das olympische Golfturnier auszukundschaften. „Weil das olympische Dorf rund eineinhalb Stunden von der Golfanlage entfernt ist, haben wir uns auf die Suche nach einem nahegelgenen Hotel gemacht und sind fündig geworden. Jetzt sind wir zwar nicht mit den übrigen österreichischen Olympiateilnehmern im Dorf, dafür ist der Golfplatz bei wenig Verkehr nur 15 Minuten entfernt“, sagt Sportdirektor Niki Zitny.

Mit Sepp Straka und Matthias Schwab treten Donnerstag früh zwei rot-weiß-rote Hoffnungsträger beim Kasumigaseki Country Club unter 60 Profis auf – darunter klingende Namen wie Rory McIlroy, Collin Morikawa, Patrick Red, Justin Thomas oder Tommy Fleetwood. Gespielt werden vier Runden zu je 18 Löchern. „Ich bin seit Sonntag hier und konnte mich drei Tage sehr gut vorbereiten. Das Wetter ist schwül und die Art des Grases anders als in Europa. Der Kurs ist sehr eng und anspruchsvoll, das kommt meinem Spiel entgegen“, gibt sich Schwab vor seinem Olympia-debüt zuversichtlich.

Beeindruckende Familiengeschichte

Mit seinem Abschlag in Tokio reiht sich der Steirer in eine beeindruckende familiäre Erfolgsgeschichte ein. „Mein Papa ist 1976 bei Olympia in Innsbruck im Zweier- und Vierer-Bob gestartet und hat als Vierter nur knapp eine Medaille verpasst. Mein Bruder Johannes war 2014 in Nanjing bei den Olympic Youth Games im Golf am Start und ich bin jetzt der Dritte aus der Familie, der bei Olympia dabei ist.“
Was seine Chance in Tokio betrifft, gibt sich der 26-Jährige bedeckt. „Wichtig ist, so viele Fairways wie möglich zu treffen. Denn das Gras in den Roughs macht den Ball schnell und schwer kontrollierbar. Aber natürlich gehe ich zum Abschlag, um eine Medaille zu holen. Und die bisherigen Erfolge der österreichischen Athleten hier in Tokio geben zusätzlichen Auftrieb“, sagt die aktuelle Nummer 52 im „Race to Dubai“ der European Tour.

Sepp Straka
Sepp Straka © AP

Teamkollege Straka, der wie Schwab sein Olympiadebüt feiert, gelang in den letzten Wochen vor den Spielen mit Platz zehn bei der Traveller Championship ein enorm wichtiger Schritt in Richtung Play-offs der US PGA Tour. Die entscheidende Phase beginnt mit „The Northern Trust“ ab 19. August. „Damit sollte sich ein Platz unter den besten 125, die für das erste Play-off-Turnier qualifiziert sind, reichen“, sagt der Wiener, der seine aktuelle Form („Ich spiele gut, bringe aber teilweise noch nicht die gewünschte Konstanz auf den Platz“) mit in das olympische Golfturnier nehmen will. Und der 28-Jährige, der im September seine Lebenspartnerin Paige Dean heiraten wird, rechnet sich in Tokio auch einiges aus: „Das Feld ist ziemlich klein, da ist schon einiges möglich. Passt mein Spiel, dann ist auch die Goldmedaille nicht außer Reichweite“, meint Straka und fügt hinzu: „Auch, wenn ich in den Staaten spiele und lebe, ist es eine extrem große Ehre für mich, dass ich hier in Japan Österreich vertreten darf. Den Adler auf der Brust tragen zu dürfen, erfüllt mich mit Stolz.“

Zwillingsbruder Sam als Caddy

An der Tasche hat Straka seinen Zwillingsbruder Sam, der in der Jugend meistens die besseren Ergebnisse auf dem Golfplatz als sein um zwei Minuten jüngerer Bruder hatte. „Ja, es ist super, dass wir Olympische Spiele gemeinsam erleben dürfen“, freut sich Straka auf den „familiären Paarlauf“ über vier Runden mit Sam als Caddy. Mit dem Leben in der „Bubble“ haben die beiden Österreicher kein Problem, das Leben auf den Golf-Touren sei derzeit nicht viel anders. „Wir dürfen uns nur im Hotel und auf dem Golfplatz bewegen. Das ist schon ein wenig speziell. Doch wir sind da, um unseren Job zu machen“, betont Zitny.