Kampf um Frischluft, Betteln um besseres Essen und Yogastunden per Videokonferenz zum Zeitvertreib: Die olympische Isolierstation in Tokio wird für corona-infizierte Athleten zur schwer erträglichen Belastungsprobe. "Das ist psychisch total anstrengend, ganz sicher mehr, als viele Menschen aushalten können", sagte die niederländische Skateboarderin Candy Jacobs in einer Video-Botschaft aus dem Quarantänehotel.

Laut Jacobs hatte sie sich nach sieben Tagen erstmals eine Viertelstunde an einem offenen Fenster erstritten. "Unmenschlich" sei das. Auch Radsportler Simon Geschke, der als erster deutscher Olympiateilnehmer positiv auf das Virus getestet worden war, kritisierte in mehreren Interviews die Bedingungen in der ihm zugewiesenen Unterkunft.

Wie ein Hamsterrad

Auch er dürfe kein Fenster öffnen, habe kaum Bewegung und an den ersten Tagen als Veganer fast nur Reis mit Sojasoße essen können, erzählte Geschke. Dann erhielt er vom Deutschen Olympischen Sportbund ein Ernährungspaket sowie ein Rad samt Rolle für sein Zimmer. "Es ist ein wenig wie im Hamsterrad, aber es fühlt sich großartig an", twitterte Geschke dankbar.

Während Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) Mitgefühl zeigte, aber auch die Notwendigkeit der Schritte einräumte, schlugen die Niederländer andere Töne an. "Inakzeptabel" seien die Umstände in der Hotel-Quarantäne für die Sportler, sagte der Technische Direktor der Delegation, Maurits Hendriks. Neben dem eher auf japanische Bedürfnisse abgestimmten Essen beklagte der Funktionär die geringe Größe der Zimmer, in denen kein Fenster geöffnet werden darf, und den Mangel an Tageslicht.

Beschwerde angekündigt

Frühestens am achten Tag und nach zwei negativen PCR-Tests können die Athleten die Quarantäne verlassen. Hendriks kündigte eine Beschwerde beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) an. Eine Stellungnahme des IOC und der japanischen Olympia-Macher gab es zunächst nicht. Das ÖOC hat aktuell keinen Athleten gemeldet, der in Japan einen positiven Coronatest abgeliefert hat.

Schwer genervt hatte zuletzt auch der US-amerikanische Beachvolleyballer Taylor Crabb von seinem Quarantäneleben berichtet. 23 Stunden pro Tag müsse er in seinem Zimmer verbringen, nur zum Essenholen dürfe er kurz ins Erdgeschoß. Schönste Ablenkungen seien für ihn die Yogastunden mit seiner Mutter über Facetime-Video, erzählte der 29-Jährige aus Hawaii. Die Niederländerin Jacobs beschrieb ihre mit Sturheit erstreikten Minuten am geöffneten Fenster sarkastisch: "Diese ersten Atemzüge frischer Luft waren der traurigste und schönste Moment meines Lebens."