Zum Schluss ein herzliches Dankeschön allen meinen Leserinnen und Lesern, vor allem denen, die mir einen guten Heimflug aus Russland gewünscht haben. Allerdings bin ich gar nie in Russland gewesen, sondern vier Wochen in meinem Fußballfernsehkeller gesessen und habe alle meine Aufzeichnungen aus dem Kellerloch (einen Titel von Fjodor Dostojewski zitierend) kraft meiner Vorkenntnisse, meiner Fantasie, Assoziationslust und Fernbeobachtungsgabe geschrieben – und meinem lieben Auftraggeber jede Menge Spesen erspart.

Zu einer Keller-Beobachtung habe ich bis heute geschwiegen, obwohl ich diesen Verdacht schon lange hege. Beweise habe ich keine, nur Indizien. Zuerst die Deutschen. Diese unerklärlich undeutschen Deutschen. Nicht nur Özil, auch die übrigen: Thomas Müller zum Beispiel, der quietschfidele, lustige Hurra-Hurra-Pumuckl, immer zu einem Schabernack aufgelegt, plötzlich leichenblass, antriebslos, aschgrau im Gesicht, binnen Tagen um Jahrzehnte gealtert! Da habe ich mir gedacht: Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Dann die Portugiesen: Schatten ihrer selbst.

Planlos. Orientierungslos. Das konnte nicht nur das schwüle Wetter sein!
Als nächstes Messi! Lasch. Saftlos. Kraftlos. Sprachlos. Wie ausgewechselt! Es musste an den Nerven liegen. Neymar: ein Bild des Jammers. Mandzukic: völlig verschreckt flackernde Augen! Schwer traumatisiert. Dann die stolzen Spanier: in Schockstarre! Sie
verfielen in Zeitlupe, die in völlige Bewegungslosigkeit mündete. Durfte das wahr sein? Es handelte sich doch immerhin um eine Weltmeisterschaft! Wie mit einer unbekannten Substanz behandelt! Da bot sich eine klinische Diagnose schon förmlich an. Eine Nation nach der anderen en gros paralysiert! Kein Tempo. Keine Passschärfe. Keine Ideen. Standfußball. Agonie. Zuletzt im Semifinale brachen auch noch die Belgier und die Briten ein, Spieler, die sich kaum wachhalten konnten und in narkoleptisches Taumeln verfielen! Und jetzt die Kapitäne der Finalisten, Yoris und Modric: Beide bleich wie die Wand! Nun habe ich keine Zweifel mehr: Das Nervengift entfaltet seine Wirkung. Nicht was Sie vielleicht denken! Ich meine das Nervengift Fußball.
Vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein. Mir wird ein wenig schummrig … schwindlig … Druck im Kopf … vielleicht zu viel Fußball … oder zu viel Fernsehen … als Kinder wurden wir ja noch vor den Strahlungen gewarnt … seltsam … Innenaugendruck … vielleicht sollte ich mich in meinem Kellerloch einfach ein wenig hinlegen, ausruhen …