England kann bei einer Fußball-Weltmeisterschaft offenbar nicht gegen die USA gewinnen. Nach einer sensationellen 0:1-Niederlage 1950 und einem 1:1 vor zwölf Jahren in Südafrika trennten sich die beiden Mannschaften am Freitag in Al Chaur torlos. In dem zweiten Gruppe-B-Spiel an diesem Tag waren die Amerikaner das Team mit den besseren Chancen. Im Kampf um den Aufstieg haben die Engländer mit vier Punkten die besten Karten, die USA brauchen einen Sieg gegen Iran.

Die Engländer begannen mit der gleichen Startelf wie beim 6:2 gegen den Iran. Aufseiten der USA nahm Coach Gregg Berhalter eine Änderung nach dem 1:1 gegen Wales vor, indem er den bulligen Haji Wright von Antalyaspor statt Josh Sargent ins Angriffszentrum stellte.

Über die meiste Zeit in der ersten Spielhälfte dominierten die Engländer den Ballbesitz gegen eine US-Abwehr, die tiefer als gegen Wales stand. Harry Kane wurde nach einer Kombination über die rechte Seite in der 10. Minute erstmals im Strafraum vorstellig, seine Direktabnahme blockte Walker Zimmerman zum Eckball. Die Amerikaner hatten aber im Angriff durchaus helle Momente – und im Lauf der Zeit sogar mehr Chancen als der Vize-Europameister. So setzte Wright mit einem Kopfball rechts neben das Tor in der 17. Minute einen ersten Akzent.

In der 26. Minute war Weston McKennie nach einer halbhohen Flanke von Timothy Weah besser positioniert, hämmerte den Ball aber drüber. Chelsea-Angreifer Christian Pulisic (33.) ließ anschließend aus schwierigem Winkel innerhalb des Strafraums die Latte erzittern. Der in die Mitte ziehende Rechtsverteidiger Sergino Dest (41.) und Pulisic mit einem missglückten Kopfball (43.) ließen die US-Fans vor der Pause noch zweimal aufschreien, ehe Mason Mount US-Goalie Matt Turner in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs erfolglos aus der Distanz prüfte.

In der zweiten Hälfte nahm das von Taktik geprägte Spiel seinen Fortgang. Die USA ließen England bis etwa 30 Meter vor dem eigenen Tor gewähren und lauerten auf Umschaltmomente. McKennie (49.) setzte einen Weitschuss drüber, ein Versuch von Pulisic (58.) wurde abgefälscht. Es folgte eine Eckballserie der Amerikaner, die jedoch nichts einbrachte. Generell fehlte dem Weltranglisten-16. bei den gespielten Bällen im Angriffsdrittel das letzte Quäntchen Genauigkeit. England dagegen kam gar nicht zu vielen Aktionen in der gefährlichen Zone – zu ideenlos agierte das Team von Trainer Gareth Southgate, zu gut stand die US-Abwehr.

Mit der Zeit schienen die Kräfte bei den US-Boys etwas nachzulassen, auch die Wechselspieler – unter anderem der Ex-Salzburger Brenden Aaronson – vermochten das Pendel nicht mehr herumzureißen. Auf der anderen Seite versuchte es der ebenfalls eingewechselte Marcus Rashford mit einem etwas halbherzigen Schuss genau auf Turner. Es war dies in der 87. Minute erst der zweite Torschuss in der gesamten Partie. Nach einem Freistoß von der linken Seite schoss in der Nachspielzeit noch ein Kane-Kopfball doch deutlich am Gehäuse vorbei.

Mit dem Unentschieden – dem fünften torlosen im Rahmen der WM – durften die Engländer trotzdem zufriedener sein als der Gegner. Es bedeutete die Beibehaltung der Tabellenführung, fix in der K.o.-Phase ist man aber noch nicht. Am letzten Spieltag braucht es gegen Wales zumindest ein Remis. Die USA ahnten schon vor der Weltmeisterschaft, dass es wohl auf ein – politisch brisantes – Finale gegen den Iran hinauslaufen würde. Der hatte einige Stunden zuvor mit einem 2:0-Erfolg gegen Wales von sich reden gemacht und drei Punkte eingeheimst. Jetzt ist aus dieser Vorahnung eine Gewissheit geworden.