Der eine könnte in einen elitären Kreis aufrücken, der andere als Notnagel einen Triumph einfahren. Mit Didier Deschamps und Zlatko Dalic stehen im Finale der Fußball-WM zwischen Frankreich und Kroatien zwei ziemlich unterschiedliche Trainer an der Linie. Deschamps holte den Titel schon 1998 und darf auf eine glänzende Karriere als Spieler zurückblicken. Dalic war vor der WM kaum jemandem bekannt.

Deschamps hat es seinen Kritikern in Russland gezeigt. Im Vorfeld der WM wackelte der Sessel des seit 2012 als Teamchef der Blauen amtierenden Basken zwar nicht unbedingt. Dass bereits gemutmaßt wurde, dass der verfügbare Zinedine Zidane im Fall eines vorzeitigen Scheiterns übernehmen könnte, stärkte die Position dessen vormaligen Nebenmanns jedoch auch nicht.

Immerhin das Halbfinale hatte Frankreichs Fußballverband als Mindestziel ausgegeben. Deschamps, der Zidane nicht nur beim Heim-Turnier 1998 sowie beim EM-Titel zwei Jahre später als defensiver Abräumer den Rücken frei hielt, erfüllte die Mission. Spektakulär war es wenig überraschend nicht, was Frankreich bisher bot. Dies ist dahingehend keine Überraschung, als dass Deschamps als Pragmatiker gilt.

Wie schon zu seiner aktiven Zeit, als er ohne zu brillieren, aber sehr effektiv für Ordnung im Mittelfeld sorgte, interessiert den 49-Jährigen nur der Erfolg. Einem System oder einem Ideal ist er nicht verpflichtet. Disziplin ist ihm wichtig. Laptops und Zeitungen sind bei ihm am Tisch verboten. Deschamps ist ein nüchterner Analytiker, ein unspektakulärer Arbeiter, der die Mannschaft über jeden seiner Starspieler stellt. Sei es Antoine Griezmann, Paul Pogba oder Kylian Mbappe. Unbequeme Spieler wie Karim Benzema hat er aussortiert.

Dem nur 1,74 Meter großen Deschamps muss zugutegehalten werden, dass er die Egos einigermaßen gut im Griff hat. Auch dadurch ist es erklärbar, dass er in Russland den Rekord von Raymond Domenech als längstdienender Betreuer der Equipe Tricolore brach. Am Sonntag wartet sein 83. Spiel als französischer Teamchef. Davor hatte Deschamps bereits Monaco, Juventus Turin und Olympique Marseille betreut. Mit Marseille wurde er 2010 Meister der Ligue 1, mit Monaco schaffte er es 2004 ins Champions-League-Finale.

Bei einem Final-Sieg über Kroatien wäre "DD" der erst insgesamt dritte Fußballer nach dem Deutschen Franz Beckenbauer und dem Brasilianer Mario Zagallo, der als Trainer und Spieler Weltmeister wurde. Über den Triumph von 1998 will Deschamps, dessen Vertrag mit dem französischen Verband bis 2020 läuft, aber nicht so gerne sprechen. "Man muss mit der Zeit gehen. Meine Spieler waren vielleicht noch nicht geboren, aber sie haben Fotos gesehen", sagte er. "Ich will mit ihnen eine neue Seite der Geschichte schreiben, eine schöne Seite."

Steht Deschamps bei Frankreich für Kontinuität, ist Dalic im kroatischen Lager praktisch das Gegenteil. Der 51-Jährige hatte das Team erst im vergangenen Oktober inmitten der heißen Phase der WM-Qualifikation von Ante Cacic übernommen. Der frühere Profi hatte zuvor fast drei Jahre lang den Al Ain Club aus den Vereinigten Arabischen Emiraten trainiert und davor in Saudi-Arabien gearbeitet. Seit 2010 war Dalic nicht mehr hauptamtlich in Europa tätig gewesen.

Den wie Deschamps als Aktiver im defensiven Mittelfeld spielenden Dalic zu holen, wurde als reine Panik-Aktion gesehen. Er führte das damals zerstrittene Team aber als Gruppenzweiter über das Play-off gegen Griechenland noch zur WM und einte es. Der in Livno im heutigen Bosnien-Herzegowina geborene Dalic genießt bei seiner Stars großes Vertrauen. Einige von ihnen kennt er seit seinem Engagement als Co-Trainer des U21-Teams (2006-2011). "Er hat einen phänomenalen Job gemacht", urteilte Luka Modric. Mit dem Rauswurf von Nikola Kalinic hat Dalic auch Härte bewiesen.

"Scheitern ist keine Option", hatte der tief gläubige Katholik bei seiner Präsentation verlautbart. "Wenn wir nicht nach Russland fahren, bin ich sofort wieder weg." Sein Vertrag wurde inzwischen bis 2020 verlängert. Als Spieler kam Dalic nie über Engagements im damaligen Jugoslawien und später Kroatien hinaus. Seine Karriere war im Unterschied zu jener von Deschamps keine spektakuläre. Auch als Trainer arbeitete er noch bei keinem Spitzenclub. Sein größter Erfolg: Meister in den Emiraten mit Al-Ain 2015. Das Jahr darauf schaffte es der Club immerhin ins Finale der asiatischen Champions League. Am Sonntag könnte Dalic dies bei weitem übertreffen.