Wir schreiben das Jahr 1982. Bei der WM in Spanien stehen sich Deutschland und Frankreich in Sevilla gegenüber. In der 57. Minute kommt es beim Stand von 1:1 zum wohl brutalsten Foul der WM-Historie. Der gerade erst eingewechselte Patrick Battiston sprintet mit dem Ball alleine auf das Tor der Deutschen zu. Dort steht Toni Schumacher zwischen den Pfosten. Die Tormann-Legende stürmt dem Franzosen entgegen und springt rücksichtslos auf den Franzosen zu, obwohl dieser bereits geschossen hat.

Der Ball kullert am Tor vorbei, Battiston bleibt regungslos am Boden liegen. Schumacher hatte ihn mit der rechten Hüfte und angewinkeltem Ellbogen im Gesicht getroffen. Der Franzose wird bewusstlos vom Platz getragen und ins Krankenhaus transportiert. Er hat eine Platzwunde und einen Halswirbelbruch erlitten und drei Zähne verloren. "Ich habe gedacht, er ist tot", sagt Mannschaftsarzt Maurice Vrillac nach der Partie.

Schumacher sieht für das brutale Vergehen nicht einmal Gelb, bleibt regungslos im Tor stehen und erklärt später in einer ersten Reaktion: "Ich stecke ein und teile aus. Wenn es nur die Jacketkronen sind – die bezahle ich ihm gerne." Später versucht er diese provokanten Aussagen jedoch zu relativieren: "Es war eine unglückliche Aktion, aber kein Foul. Battiston kam mit dem Ball auf mich zu, wollte ihn über mich heben und ich bin hochgesprungen. Er hat den Ball nicht richtig getroffen, ich war schon in der Luft, konnte den Schwung nicht mehr abbremsen und flog mit angezogenen Knien auf ihn zu. Ich habe mich noch etwas abdrehen können und Battiston zum Glück nicht frontal erwischt, sondern mit der Hüfte."

Die Politiker mussten eingreifen

Das Spiel selbst? In der achten Minute der Verlängerung führten die Franzosen bereits mit 3:1, gingen aber nach einem 3:3 noch als 7:8-Verlierer im Elfmeterschießen vom Platz. Nach der Partie gingen die Wogen so hoch, dass sich Frankreichs Präsident François Mitterand und der deutsche Kanzler Helmut Schmidt sogar genötigt sahen, eine gemeinsame Medienerklärung abzugeben.

Trotzdem, die französische Seele war schwer verletzt. In Frankreichs Presse tauchen Schlagwörter wie "Gestapo", "SS" und "Nazis" auf. "Toni Schumacher, Beruf Unmensch" titelt die L’Equipe. In einer Umfrage nach dem unbeliebtesten Deutschen setzen die Franzosen unmittelbar nach dem Turnier Toni Schumacher auf Platz eins – vor Adolf Hitler...