Die vom Portugiesen Carlos Queiroz betreute Auswahl blieb in allen 18 Quali-Spielen (12 Siege, 6 Remis) ungeschlagen und war damit die klare Nummer eins in Asien. Der Traum von der ersten Achtelfinal-Teilnahme wird aber wohl einer bleiben, spielen die Iraner doch in einer Gruppe mit Portugal und Spanien.

"Nach der Auslosung hat mir jeder zugestimmt, dass wir in der härtesten WM-Gruppe sind, da wir gleich gegen zwei Titelanwärter antreten müssen. Trotzdem ist es unsere Pflicht, besser als in der Vergangenheit abzuschneiden", erklärte Queiroz zur Zielsetzung bei seiner dritten WM-Endrunde in Serie. Vor seiner mittlerweile mehr als siebenjährigen Tätigkeit im Iran hatte er bereits sein Heimatland Portugal zur WM 2010 in Südafrika geführt. Doch nach der WM soll Schluss sein: "Man hat mir eine Verlängerung bis zum Asien Cup im Jänner angeboten, aber das hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Verhandlungen sind damit abgeschlossen", sagte Queiroz. Außerdem meinte der Coach: "Wenn man nach all den Jahren nur eine Verlängerung von sechs Monaten angeboten bekommt, ist das keine Anerkennung oder Würdigung meiner Arbeit."

Das iranische Team hat erst einen einzigen Sieg in der WM-Geschichte geschafft: Am 21. Juni 1998 siegte es in Lyon 2:1 gegen die US-Amerikaner. Dieser denkwürdige Erfolg über die Mannschaft des "Erzfeindes" der Islamischen Republik wurde überschwänglich gefeiert, denn Fußball ist für den Großteil der rund 80 Millionen Iraner eine überaus willkommene Ablenkung vom für die Bevölkerungsmehrheit eher tristen Alltag.

Da die Gruppe B neben dem amtierenden Europameister Portugal und Ex-Weltmeister Spanien noch Marokko beinhaltet, soll in Russland zumindest der zweite Sieg bei einer WM-Endrunde gelingen. Herzstück des "Team Melli" ist die Defensive, die in der gesamten Qualifikation nur fünf Tore zugelassen hat. Und Ex-Real-Madrid-Trainer Queiroz darf nun offenbar doch bei der WM auf seinen Abwehrchef Masoud Shojaei zurückgreifen, da er im Aufgebot aufscheint.

Der Teamkapitän zählte auf Weisung des Sportministeriums seit August des Vorjahres nicht mehr zum Kader, weil er damals mit seinem Verein Panionios Athen in der Europa-League-Qualifikation gegen den israelischen Club Maccabi Tel Aviv gespielt hatte. Im Iran gilt ein solches Verhalten wegen der politischen Feindschaft mit Israel als Tabubruch, der allerdings zuletzt sogar von einer nationalen Sportlegende infrage gestellt wurde.

Kein Geringerer als Rasul Chadem, 1996 in Atlanta im Freistilringen in der Klasse bis 90 Kilogramm der erste Olympiasieger der seit dem politischen Umsturz 1979 bestehenden Islamischen Republik, trat Ende Februar wegen der Anti-Israel-Politik seines Heimatlandes als Chef des iranischen Ringerverbandes zurück. Der 46-Jährige beklagte öffentlich, dass es nicht sein könne, dass Sportler sich jahrelang auf internationale Einsätze vorbereiteten, um dann wegen der Politik nicht antreten zu dürfen.

Irans Fußball-Ikone Mehdi Mahdavikia, Siegtorschütze beim historischen WM-Erfolg über die USA, hatte bereits im Vorjahr den Ausschluss von Shojaei auf seiner Instagram-Seite kritisiert. "Hoffentlich kommt einmal der Tag, an dem die Politik den Sport in Ruhe lässt", schrieb der ehemalige Teamkapitän und jetzige HSV-Jugendtrainer.