Marko Arnautovic fehlt dem österreichischen Nationalteam im zweiten Spiel der Fußball-EM am Donnerstag (21.00 Uhr/live ORF 1) gegen die Niederlande. Der 32-jährige Angreifer wurde für seinen emotionalen Ausraster nach seinem Tor im Auftaktspiel gegen Nordmazedonien für ein Spiel gesperrt. Sein Torjubel nach dem 3:1-Endstand wurde von der Disziplinarkommission der UEFA als Beleidigung eines Gegenspielers eingestuft, gab der ÖFB am Mittwochnachmittag bekannt.

Ein Spiel Sperre ist für dieses Vergehen die Mindeststrafe, der heimische Verband wird keinen Einspruch einlegen. "Wir haben unsere Argumente vorgebracht, wir werden die Entscheidung akzeptieren", sagte ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer. Arnautovic steht dem Team damit im abschließenden Gruppenspiel am Montag in Bukarest gegen die Ukraine wieder zur Verfügung.

Arnautovic hatte am Sonntag nach seinem Treffer in der 89. Minute eine Schimpftirade samt Handgeste in Richtung des Nordmazedoniers Ezgjan Alioski losgelassen. Nach Spielende entschuldigte sich der China-Legionär bei seinem Kontrahenten - auf dem Platz und später auch in der nordmazedonischen Kabine. Auch in den Sozialen Netzwerken gab sich Arnautovic am Tag danach bereits reumütig.

"Ich habe mein Fehlverhalten beim Torjubel aus eigener Initiative, noch bevor ein Verfahren eingeleitet wurde, öffentlich eingestanden und mich dafür entschuldigt", sagte Arnautovic nach der Urteilsverkündung in einer ÖFB-Stellungnahme. "Es hat bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten gegeben, aber auch Provokationen sind keine Rechtfertigung für mein Verhalten."

Direkt nach dem Spiel hätte es eine Aussprache und eine gegenseitige Entschuldigung gegeben. "Ich bin mit Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen aufgewachsen und stehe ganz klar für Vielfalt. Das weiß jeder, der mich kennt. Es ist mir persönlich sehr wichtig, das zu betonen", erklärte Arnautovic.

Infolge des Falles stellte Arnautovic seinem eigenen Integrationsprojekt, bei dem er als Schirmherr auftritt, laut eigenen Angaben weitere 25.000 Euro zur Verfügung. "Damit mein schlechtes Verhalten auch eine gute Konsequenz für mehr Zusammenhalt hat", argumentierte der Wiener mit serbischen Wurzeln.

Seine Geste und seine Worte in Richtung Alioski, der der albanischen Minderheit Nordmazedoniens angehört, wurden Arnautovic von den UEFA-Richtern aus der Schweiz, Portugal, Deutschland und Tschechien nicht als Rassismus ausgelegt. Für diesen Tatbestand liegt die Mindeststrafe bei einer Sperre von zehn Spielen - die EM wäre für Arnautovic damit vorbei gewesen.

Nach dem Urteil kann Teamchef Franco Foda nächste Woche bereits wieder auf seinen Star-Angreifer zurückgreifen, den er als Folge einer Muskelverletzung im Vorfeld gegen Nordmazedonien erst eine halbe Stunde vor Schluss eingewechselt hatte. "Im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine wird Marko wieder zeigen, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist", versicherte Foda.

"Herzensguter Mensch"

Er habe Arnautovic als "herzensguten Menschen" kennengelernt, betonte Foda in einer ÖFB-Aussendung. "Er hat sein Fehlverhalten eingestanden und sich öffentlich entschuldigt. Die betroffenen Spieler haben sich ausgesprochen und die Hand gereicht. Unser voller Fokus gilt dem Spiel gegen die Niederlande."

Die Niederländer nahmen das Urteil aus Rom, wo die UEFA-Disziplinarkommission während der Gruppenphase tagt, nicht unglücklich auf. "Es ist schade für Österreich, er ist ein sehr guter Spieler", sagte Teamchef Frank de Boer. Er kenne Arnautovic gut. "Österreich wird ihn vermissen. Für uns ist das natürlich ein Vorteil, klar."

Gegen Nordmazedonien sei Arnautovic eingewechselt worden und hätte "auf dem Platz sofort den Unterschied gemacht", meinte De Boer. Diese Gefahr droht den "Oranjes" nun nicht. Arnautovic reiste am Mittwoch zwar mit dem Team nach Amsterdam. Auf dem Weg ins Hotel kam am Mittwoch aber die Nachricht, dass er nach seiner Entgleisung beim Spiel zuschauen muss.