Der Stellenwert eines Fußballspiels der österreichischen Nationalmannschaft ist ganz oben anzusiedeln, wenn der Gegner England heißt. Da gibt es kein Wenn und kein Aber. Die Aussagekraft des Matches wiederum ist abhängig von vielen Faktoren. Für die Truppe von Teamchef Franco Foda ging es neun Wochen nach der 0:4-Schlappe gegen Dänemark um die Rückgewinnung verlorenen Selbstvertrauens und um eine starke Basis für die bevorstehende Europameisterschaft. Beides ist zumindest nicht missglückt.

Natürlich war diese englische Mannschaft von der personellen Besetzung her nicht zu vergleichen mit der zu erwartenden Euro-Elf, denn die Stars der Europacup-Finalisten Chelsea, Manchester City und Manchester United, zwölf an der Zahl, glänzten durch Abwesenheit, während Österreich etwa ohne Marko Arnautovic, Valentino Lazaro und Karim Onisiwo auskommen mussten. Aber auch die von Gareth Southgate zusammengestellte Elf um Torjäger Harry Kane und Liverpool-Abwehrstar Trent Alexander-Arnold ist keine Wapplertruppe, sie versteht sich aufs Kicken und bescherte den Österreichern so manche kniffligen Momente.

Doch die Gäste schafften meist Abhilfe. Manchmal, wenn es zu schnell wurde, mussten Xaver Schlager und Co. auf das rustikale Stilmittel des Foulspiels zurückgreifen, dann wieder gelang es im Abwehrverbund, die Engländer vom Strafraum fernzuhalten. Und wenn es gefährlich wurde, war Daniel Bachmann zur Stelle. Der mit Watford in die Premier League Aufgestiegene durfte im A-Team debütieren und er hat die Prüfung bestanden. Der 26-Jährige bewahrte sein Team mehrmals vor einem Gegentreffer, einmal in extremis gegen Kane. Mit einem riskanten, aber letztlich noch gelungenen Haken gegen den Goalgetter wird er allerdings Franco Foda die Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben.

Im Angriff perlte es aus österreichischer Sicht nur ab und zu und im Grunde zu selten. Der Beginn war durchaus von Mut geprägt, dem aber letztlich doch nicht die nötige Entschlossenheit folgte. So kam es nur zu halbherzigen Abschlüssen. Ein recht agiler David Alaba verteilte die Bälle gefällig, der vom Neo-Real-Star wiederholt eingesetzte Christoph Baumgartner kam einem zählbaren Erfolg am nächsten. Aber die bessere Tonqualität im von knapp 9000 Zuschauern besuchten Riverside Stadium von Middlesbrough erzeugten die Engländer.

In der 57. Minute passierte es dann auch. Einem Ballverlust der Österreicher folgte ein schneller Gegenzug, der letztlich vor allem deshalb von Erfolg gekrönt war, weil Marcel Sabitzer im Hineinrutschen dem Torschützen Saka ungewollt die Kugel servierte. Der auf den Ball lauernde Bachmann hätte die Situation ansonsten womöglich entschärft. Beinahe wäre Sabitzer bald darauf nach einer sehr schönen Aktion der Ausgleich gelungen, doch er hob den Ball an die Querlatte. In der 81. Minute prüfte der Leipzig-Legionär Englands Torhüter Jordan Pickford und in Minute 89 vergab Michael Gregoritsch aus großartiger Position per Kopf die beste Chance auf das 1:1. Ein Remis wäre drin gewesen.