Es ist alles eine Frage der Einteilung, oder doch nicht? Jedenfalls handelt es sich um einen Vorgang, der nie zu Ende geht, ein Dauerjob gewissermaßen. Aber eine Arbeitsplatzgarantie ist damit natürlich nicht verbunden. Österreichs Nationaltrainer Franco Foda befindet sich, so heißt es landläufig, auf der permanenten Suche nach der Stammauswahl, salopp auch A-Team genannt. Er müsste, um nie infrage gestellt zu werden, immer die Richtigen finden, was als nahezu unlösbare Aufgabe erscheint.

Im Zusammenhang mit dem Match gegen Luxemburg war vielfach von einem B- oder gar C-Team die Rede. Dieses hat am Ende 3:0 gewonnen, die Leistung war eher mäßig. Am Sonntag gegen Nordirland und am Mittwoch gegen Norwegen wird die Startelf ein völlig anderes Aussehen haben. Denn dann werden die (verfügbaren) Topleute auflaufen, die Einser-Auswahl kommt zum Zug.

Selbstverständlich wird ein die Etikette berücksichtigender Teamchef niemals von einem A-, B- oder C-Kicker sprechen und dennoch ist er gezwungen, die seiner Einschätzung nach Besten auszuwählen. Das Anforderungsprofil ist umfassend, wobei als wesentliche Kriterien wohl die spielerische Substanz, die Persönlichkeit und die Erfahrung ins Spiel zu bringen sind.

Im österreichischen Nationalteam wird man in dieser Hinsicht schnell fündig. Marko Arnautovic, David Alaba, Julian Baumgartlinger oder Martin Hinteregger erfüllen die genannten Voraussetzungen gewiss. Aber trotz des auch in einem erweiterten Kader mit ca. 30 Profis festzustellenden Klassenunterschieds wird diese Einteilung in Spielerkreisen nicht gern gesehen.

Bei allem Ehrgeiz kommt zumindest in den Aussagen der Respekt vor dem Kollegen vor einer solchen Verallgemeinerung. Aleksandar Dragovic etwa, selbst mit seinen 85 Länderspielen gleichauf mit Arnautovic an der Spitze der aktuellen Einsatz-Rangliste, hält nichts von derartigen Hierarchien. „Für mich sind alle gleich, jeder ist ersetzbar“, sagt der erfahrene Leverkusen-Legionär. Damit meint er natürlich nicht, dass ein Arnautovic verzichtbar wäre, im Gegenteil. „Er kann ein Spiel entscheiden und mit ihm kommt auch der Schmäh in die Mannschaft, es wird mehr gelacht.“ Aber jeder Einberufene habe auch das Anrecht auf einen Einsatz.

Nur keine Überheblichkeit

Baumgartlinger sieht es ähnlich. „Es wäre überheblich, von A-, B- oder C-Teams zu sprechen. In Anbetracht der Tatsache, wie gut die Vereinsmannschaften jetzt auch in Österreich arbeiten, haben es sich viele verdient, ins Nationalteam zu kommen. Und wenn man Luxemburg heranzieht, da haben wir uns auch schon in sogenannter Bestbesetzung schwergetan, und diese Nation ist auf dem Sprung in die Liga, in der wir uns noch befinden. Man darf da nicht so differenzieren“, meint der Kapitän.

Natürlich werde es schon rein statistisch immer so sein, dass einige mehr, andere weniger oft zum Einsatz kommen. Er sieht es sogar als Aufwertung des Nationalteams, wenn es Zuwachs aus der eigenen Liga gibt. „Sie brauchen auch die Chance, den nächsten Schritt zu machen. Eine Einberufung bringt einen enormen Schub an Selbstvertrauen mit sich, das habe ich selbst so erlebt. Der nächste Schritt ist es dann, sich zu beweisen, der nächste dann, ein Führungsspieler zu werden. Wenn man diese Möglichkeit erst gar nicht hat, verschenken wir was.“ Es sei ausgesprochen wichtig, sich zu den „gestandenen Spielern und zur eingespielten Truppe“ noch weitere Optionen offenzulassen. Auch die Deutschen seien nach dem Umbruch vor zwei, drei Jahren noch auf der Suche.

Fazit: In der Breite liegt die Stärke eines Teams, aber an bestimmten auserkorenen Spielern wird der Teamchef bei der Endauswahl für die Europameisterschaft im kommenden Jahr nicht vorbeikommen. Auch die Finalspiele der Nations League in der mutmaßlichen „Bestbesetzung“ gehören noch zur experimentellen Phase.