Österreichs Fußball-Teamchef Franco Foda stehen in den kommenden Monaten einige schwierige Entscheidungen bevor. Die für die verletzten Stammspieler eingesprungenen Reservisten haben ihre Aufgabe in den vorentscheidenden EM-Qualispielen gegen Israel (3:1) und in Slowenien (1:0) sehr gut gelöst, der Kader ist breiter geworden. Auch in einem EM-Aufgebot ist aber nur für 23 Akteure Platz.

"Ich hoffe, dass im November alle Spieler topfit sind, sodass ich die Qual der Wahl habe", sagte Foda Montagmittag bei der Rückkehr aus Ljubljana. Am 16. November soll in Wien gegen Nordmazedonien das EM-Ticket fixiert werden. "Wenn wir dann den letzten Punkt eingefahren haben, dann beschäftigen wir uns mit dem nächsten Szenario." Nämlich den Planungen für die EM-Endrunde.

Die für das jüngste Doppel kurzfristig ausgefallenen David Alaba, Stefan Lainer, Florian Grillitsch und Philipp Lienhart sollten ebenso wie der in Slowenien nicht einsatzfähige Marko Arnautovic in naher Zukunft wieder zur Verfügung stehen. Dazu wären für das Turnier im Juni auch die Langzeitverletzten Xaver Schlager und Hannes Wolf oder der lange rekonvaleszente Alessandro Schöpf ein Thema.

"Das wird dann sicher nicht einfach", sagte Foda über mögliche Härtefälle im Kader. Die könnte es schon für das nächste Doppel im November geben. "Das sind die unangenehmen Aufgaben eines Trainers, dann auch mit den Spielern zu kommunizieren in solchen schwierigen Situationen", meinte der Deutsche. "Man ist manchmal als Psychologe gefragt. Mir ist es aber immer lieber so, dass alle fit sind und ich aus dem Vollen schöpfen kann."

Chance für alle Spieler

Foda ist darum bemüht, allen Kaderspielern ihre Bedeutung für das Team zu vermitteln - unabhängig davon, ob sie zum Einsatz kommen oder nicht. "Jeder kommt mit der Idee zum Nationalteam, dass er spielen will", erklärte der 53-Jährige. Durch die vielen Verletzungen erhielten zuletzt neue Akteure wie Goldtorschütze Stefan Posch oder in Slowenien auch Stürmer Michael Gregoritsch eine Chance in der Startformation.

"Uns war schon klar, dass wir gutes Spielermaterial haben", betonte Foda. Er sprach von einem "größeren Pool von 30, 40, 50 Spielern". Damit gelang es auch die Ausfälle von Topspielern wie Alaba oder Arnautovic abzufangen. "Das haben wir gut kompensiert, weil wir einfach auch allen Spielern das Vertrauen schenken", meinte Foda. "Auch Spieler, die im Verein keinen Rhythmus haben, spüren unser Vertrauen. Das geben sie uns auf dem Platz zurück." Das betrifft etwa Stefan Ilsanker (RB Leipzig) und Valentino Lazaro (Inter Mailand), die beide in dieser Saison noch kein Ligaspiel bestritten haben.

Guter Teamspirit

Foda hob generell den guten "Teamspirit" hervor. "Jeder ist für den anderen bereit, auch Opfer zu bringen im Spiel." Das gelte es auch in den beiden abschließenden Gruppe-G-Partien gegen Nordmazedonien und Lettland zu zeigen. Mit sechs Punkten aus diesen Spielen hätte Österreich bessere Chancen, bei der EM-Gruppenauslosung am 30. November in Bukarest aus einem stärkeren Lostopf gezogen zu werden. Damit wollte sich Foda aber noch nicht auseinandersetzen. "Für uns geht es jetzt einmal darum, dass wir unseren großen Traum, den wir von Beginn an hatten, verwirklichen. Und dann schauen wir weiter. Ich beschäftige mich dann mit Dingen, wenn sie unter Dach und Fach sind."

Einige organisatorische Vorkehrungen für die EURO sind aber bereits getroffen. So würde das ÖFB-Team während des Turniers aller Voraussicht nach im Burgenland, entweder in Stegersbach oder Bad Tatzmannsdorf, residieren. Nur wenn man in die Endrunden-Gruppe D, die in London und Glasgow gespielt wird, gelost werden würde, würde man das Quartier vermutlich auf den britischen Inseln aufschlagen.

Für den ÖFB hätte die dritte EM-Teilnahme nach 2008 und 2016 nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich große Bedeutung. "Wenn du regelmäßig bei Endrunden dabei bist, hast du ganz andere finanzielle Möglichkeiten, um Projekte innerhalb des Verbandes auch anzugehen", erklärte Sportdirektor Peter Schöttel der APA. "Wir haben keinen Oligarchen in der Hinterhand. In östlichen Ländern ist die Politik zum Teil sehr dahinter, die Infrastruktur zur Verfügung stellt, was bei uns ja nicht der Fall ist."

Große Vorfreude

Dennoch soll eine Nicht-Teilnahme bei Großereignissen künftig eher die Ausnahme sein als die Regel. "Noch sind wir nicht dort, aber den letzten Schritt werden wir auch noch gehen", sagte Schöttel im Hinblick auf das Entscheidungsspiel gegen Nordmazedonien. Zusätzlichen Druck befürchtet er nicht. "Es ist eine Vorfreude, dass wir so kurz vor dem Ziel stehen, das wir vor zwei Jahren ausgegeben haben. Das wird noch einmal Kräfte mobilisieren." Der Ex-Internationale hatte im Oktober 2017 Willi Ruttensteiner als ÖFB-Sportchef abgelöst, drei Wochen später wurde Foda zum Nachfolger von Marcel Koller bestellt.

Der Konkurrenzkampf in Fodas Team ist auch Schöttel nicht entgangen - auch wenn er ihn nicht auf jeder Position im gleichen Ausmaß sieht. "Natürlich ist den Burschen bewusst, dass es keinen Freibrief gibt, wenn du jetzt bei zwei, drei Lehrgängen dabei warst", sagte der Wiener. Für die Akteure, die nun zum Zug gekommen sind, sei es wichtig zu sehen, dass das Team auch ohne fünf Stammspieler funktioniert habe. Schöttel zum Auftreten: "Ich war sehr beeindruckt, weil dieser Lehrgang eigentlich schwierig war."