2:4 in Israel, gegen die Nummer 92 der FIFA-Weltrangliste! Peinlich, blamabel und vor allem die Art, wie die Niederlage zustande kam, unentschuldbar. Aus gutem Grund ist der Aufschrei der acht Millionen Teamchefs in der Alpenrepublik groß, wenngleich der in der Gesellschaft mittlerweile weit verbreitete Populismus auch im Fußball Einzug hält.

„Hätten wir doch damals Andreas Herzog geholt, und nicht Franco Foda" ist nur einer dieser typischen Sätze, die die österreichische Mentalität perfekt widerspiegeln. Die gleichen Leute zeigten sich bei der Bestellung begeistert, dass nicht der unerfahrene Herzog den Zuschlag bekam und die „Wiener Mafia“ nicht wie oft zuvor nach Belieben schalten und walten durfte.

© APA/ROBERT JAEGER

Die Schwärmerei über die israelische Nationalmannschaft käme nach dieser Partie ebenso einer klassischen Fehlinterpretation gleich. Nicht Israel hat diese Begegnung gewonnen, sondern Österreich verloren. 33 Minuten lang ging beinahe alles auf, was Foda seiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben hatte. Die rot-weiß-rote Equipe dominierte nach Belieben, ließ den unterirdischen Gastgebern keine Luft zum Atmen und konnte seit Längerem endlich wieder den Dosenöffner (das frühe 1:0) sein Eigen nennen.

Alles war angerichtet. Selbst nach dem aus heiterem Himmel geschehenen 1:1 fühlte es sich an, als ob es für Österreich nur eine Frage der Zeit wäre, das Spiel für sich zu entscheiden. Beste Chancen wurden vergeben, auch einer steigernden Lässigkeit geschuldet, die sich mehr und mehr ins Spiel einschlich. Israel blieb eiskalt, verwertete auch den zweiten Schuss aufs Tor.

Am Ende schoss Israel fünf Mal auf Österreichs Tor, vier Mal klingelte es im Kasten von Heinz Lindner. Das ÖFB-Team fiel in sich zusammen. Wie schon gegen Polen schafften es Martin Hinteregger und Co. nicht, bei Standardsituationen konzentriert zu Werke zu gehen. Die Abwehr als inferior zu bezeichnen, kommt angesichts der schon angesprochenen ersten 33 Minuten zu kurz. Vielmehr verweigerte der Rest, sich für die Mannschaft zu opfern.

Und genau darin liegt das Hauptproblem. Österreichs Kader besteht mit Bayern-Spieler David Alaba genau aus einem Spieler, der regelmäßig auf internationalem Niveau agiert. Sein verletzungsbedingtes Fehlen in Haifa als alleinigen Grund für die Niederlage anzuführen, wäre aber lächerlich. Klar verfügt Marko Arnautovic über individuelle Klasse, von der das Nationalteam mehr als abhängig ist. Dennoch spielt der 29-Jährige nicht einmal regelmäßig bei West Ham, dem Neunten der Premier League.

© APA/AFP/JACK GUEZ

Darum kann das ÖFB-Team nur dann erfolgreich sein, wenn sämtliche Spieler als Mannschaft auftreten und gemeinsam den Sieg mehr wollen als der Gegner. Das war gegen Israel nicht der Fall. Da hilft auch Platz 23 in der Weltrangliste, der bald der Vergangenheit angehören wird, nichts. Auch Vizeweltmeister Kroatien unterlag gegen Ungarn mit 1:2, trotz massiv höherer Qualität im Kader.

Dass der Teamchef und Präsident Leo Windtner jetzt alles hinterfragen wollen, ist gut. Ein Mannschaftsumbruch scheint aber schwierig in die Tat umzusetzen sein. Die Defensive hat bewiesen, dass sie konkurrenzfähig ist, wenn sie nicht vom Rest der Mannschaft im Stich gelassen wird. Offensivspieler halten sich in Grenzen. Zwar verfügt Österreich über jede Menge Flügelspieler, das Sturmzentrum darf aber als größte Baustelle bezeichnet werden.

Foda kann einem in diesem Punkt leid tun, sagten ihm diesmal mit Guido Burgstaller, Michael Gregoritsch und Lukas Hinterseer gleich drei Spieler für diese Position ab. Die peinliche Posse um die letztlich gescheiterte Einbürgerung von Ashley Barnes kommt erschwerend hinzu. Arrivierte Akteure wie Kapitän Julian Baumgartlinger opfern zu wollen, darf aufgrund mangelnder Führungspersönlichkeiten ausgeschlossen werden. Überhaupt fehlt dieser Truppe ein Mentalitätsmonster, das es jetzt mehr denn je braucht. Feine Klinge schön und gut, aber um Partien wie in Israel zu gewinnen, reicht das nicht. Es bedarf eines Aufweckers, der diese Art von Untergang nicht zulässt. Ein Bauernopfer, um ein Zeichen setzen zu wollen, könnte Heinz Lindner sein.

© APA/AFP/JACK GUEZ

Franco Foda hat nun etwas mehr als zwei Monate Zeit, eine Lösung für seine erste echte Krise zu erarbeiten. Was er aber definitiv aus den Köpfen der Spieler bringen muss, ist diese „Wir haben Pech gehabt“- bzw. „Wir waren klar die bessere Mannschaft“-Mentalität. Genau dieses Problem hat auch Marcel Koller nach der verpatzten WM-Qualifikation für die Endrunde 2018 den Job gekostet.

Für Foda geht es jetzt um die eigene Zukunft. Der 52-Jährige muss den Spielern einen Satz von Felix Magath unmissverständlich einimpfen: Qualität kommt von Qual! Wer das nicht versteht, darf keine Zukunft mehr im ÖFB-Team haben. Schafft Foda das nicht, wird es ihm wie seinem Vorgänger ergehen.