Das Jahr 2018 hatte für Österreichs Fußballteam nicht die Erfüllung aller Wünsche parat, aber es war auch kein Desaster. Hatten die Testspiele mit dem Sieg über Deutschland als Höhepunkt einen Aufwärtstrend signalisiert, so wurde diese Hoffnung in den folgenden Pflichtaufgaben als trügerisch entlarvt. Welche Kräfte frei werden können, wenn die Nationalmannschaft ihre Maske fallen lässt, zeigte sich im letzten Spiel in der Schlussphase, der Rest wird sich weisen.

Sowohl Teamchef Franco Foda als auch ÖFB-Präsident Leo Windtner geben sich überzeugt, dass „sehr viel Potenzial“ in der Auswahl steckt. In einem Gespräch über das kommende Jahr kamen die beiden überein, dass Österreich wieder attraktiveren Fußball zeigen muss, „und zwar über 90 Minuten“, wie es Windtner fordert. „Es geht auch darum, das Publikum zurückzugewinnen. Das Spiel in die Tiefe, das Kurzpassspiel muss forciert werden“, geht der Fußballchef sogar ins Detail.

Nationalmannschaftsmüdigkeit im Volk

In den vergangenen Monaten war eine gewisse Nationalmannschaftsmüdigkeit im heimischen Fußballvolk zu erkennen. Im Match gegen Bosnien wäre das Happel-Stadion ohne die Fans der Gäste nur zu einem Drittel besetzt gewesen. „Das ist natürlich keine zufriedenstellende Situation“, sagt Windtner, der eine „Spirale der Unsicherheit“ ortet. Diese habe sich von der Mannschaft auf die Fans übertragen. Es bedarf einer Initialzündung, um das Interesse wieder auf jenen Level zu bringen, der auf dem Höhepunkt der Koller-Ära von einer Fußball-Euphorie geprägt war.

Diese kann jedoch erst mit dem Start der EM-Qualifikation im kommenden Frühjahr erfolgen. „Die EM 2020 ist ein klares Ziel.“ Am 2. Dezember wird es in dieser Hinsicht spannend, dann werden die Gruppen für das Ausscheidungsverfahren ausgelost. Dort wird Österreich aus dem zweiten Topf gezogen.

Keine Teamchef-Diskussion

Zweifel an Foda gebe es derzeit keine, eine Teamchefdiskussion werde „auf keinen Fall“ aufkommen, glaubt Windtner, der freilich nicht vergisst, darauf hinzuweisen, dass das Ziel, die Nations League als Gruppenerster abzuschließen, verfehlt wurde. Der ÖFB-Chef baut auch auf den Nachwuchs und hofft nach dem Auswärtserfolg der U21-Auswahl im EM-Play-off gegen Griechenland auf die Endrunden-Qualifikation, die einen zusätzlichen Aufschwung auch für das A-Team bewirken sollte. Dieses sei einem laufenden Verjüngungsprozess ausgesetzt, sagt Windtner zum Thema Generationswechsel in der Nationalmannschaft. Dieser ist, ungeachtet des überraschenden Janko-Comebacks, nicht aufzuhalten.

Darüber hinaus hofft der Präsident für das kommende Jahr auf konkrete Maßnahmen in Richtung Neubau eines Stadions. Das bereits gestellte Ansuchen um ein Europa-League-Endspiel könne mit der Erkenntnis enden, dass die Happel-Arena definitiv disqualifiziert wird. „Wir wollen mit der Bewerbung eine gewisse Dynamik in die Gespräche zwischen Regierung und Stadt Wien bringen“, meint Windtner.