Herr Foda, wo steht das Team heute im Vergleich zum Zeitpunkt Ihrer Amtsübernahme?

Franco Foda: Wir haben von Beginn an versucht, flexibel zu spielen. Das ist gelungen. In der Defensive sind wir sehr stabil. Wir erhalten wenige Gegentore, haben uns vorn viele Gelegenheiten erarbeitet und auch Tore erzielt. Zuletzt etwas weniger, da haben wir unsere Möglichkeiten nicht genutzt. Das war der große Unterschied. Wir sind auf einem guten Weg und auch der Teamgeist passt gut. Und wir haben ein für mich wichtiges Spiel vor uns – denn für mich geht es in jedem Spiel um etwas. Ich will gewinnen! Das muss unsere Mentalität sein.

Kapitän Julian Baumgartlinger hat von einem Findungsprozess gesprochen, der noch nicht abgeschlossen sei.

Wir sind auf dem richtigen Weg, wie schon gesagt. Man muss auch berücksichtigen, dass es immer wieder Ausfälle gab. Bei Sabitzer, Grillitsch und Burgstaller handelt es sich um drei Spieler, die wichtig für unser Team sind. Insofern musst du gewisse Dinge verändern. Du hattest einen Plan, dann bist du gezwungen, kurzfristig umzustellen. Ich habe gelesen, wir hätten keine Spielfreude. Aber wenn ich mir die zweite Halbzeit gegen Bosnien anschaue, da war schon Freude zu erkennen. Und wir hatten unsere Möglichkeiten. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Gegner eine richtig gute Mannschaft hat.

Trotzdem, es hat mit dem von Ihnen ausgegebenen Ziel, dem angepeilten Gruppensieg, nicht geklappt. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Eines ist klar: Wir müssen es einfach schaffen, das, was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, über 90 Minuten auf den Platz zu bringen. Auch in den guten Spielen wie etwa gegen Deutschland war das nicht der Fall. Da haben wir 60 Minuten gut gespielt. Wir müssen in der Lage sein, dieses Tempo über die gesamte Spielzeit zu zeigen. Und ich traue es den Spielern zu, das glaube ich, weil ich es ja im Training sehe.

Hat der heutige Gegner Nordirland auch eine richtig gute Mannschaft, oder ist Bosnien-Herzegowina doch über die Nordiren zu stellen?

Nordirland ist eine andere Mannschaft. Bosnien-Herzegowina hat auch spielerische Qualität. Nordirland wird 90 Minuten Power spielen, lange Bälle, zweite Bälle, sie werden zu Hause Druck machen. Und es wird wieder neue Erkenntnisse für uns geben.

Ist Xaver Schlager aufgrund seiner starken Leistung in der zweiten Hälfte gegen Bosnien für Nordirland eine Überlegung?

Ich muss sagen, dass Xaver schon relativ weit ist. Das hat er in diesem Spiel gezeigt. Und er wird daher gegen Nordirland definitiv von Beginn an zum Einsatz kommen.

Die Mannschaft scheint derzeit von einer Blockade behindert zu werden. Wie ist sie zu lösen?

Man redet immer von Druck. Aber den gibt es doch gar nicht. Ich sage den Spielern einfach, sie sollen so befreit aufspielen, wie sie trainieren. Denn was ist Druck? Druck ist doch, wenn in der Familie Krankheiten auftreten, wenn es den Menschen schlecht geht, wenn es ums Leben geht. Dann hast du Druck. Aber doch nicht im Fußball. Das ist der schönste Beruf der Welt. Jeder einzelne Spieler hat das Hobby zum Beruf gemacht. Was gibt es denn Schöneres? So befreit müssen wir auch aufspielen, und das versuche ich den Spielern zu vermitteln. Es gibt keinen Grund, an sich zu zweifeln.

Warum aber ist dies in der Mannschaft derzeit nicht zu erkennen?

Es äußert sich schon, doch nur in gewissen Phasen. Aber es muss für uns einfach selbstverständlich sein, mit dieser Einstellung in jedes Spiel hineinzugehen. Es ist alles so eng geworden im internationalen Fußball, du musst immer ans Limit gehen. Es wird wieder kommen. Ich sehe äußerst positiv in die Zukunft.