Sie sind 2008 als Obmann-Stellvertreter unter Anton Kürschner erstmals Funktionär beim GAK geworden und treten am Tag genau elf Jahre später als Obmann zurück. Mit Wehmut?
Harald Rannegger: Natürlich, weil man viele Freundschaften geschlossen und vieles gemeinsam erlebt hat. Ich denke, es zeugt aber von Größe, dann abzutreten, wenn man das Gefühl hat, den nächsten Schritt in dieser Dimension mit dem nötigen Arbeitseinsatz und Herzblut nicht mehr machen zu können. Es ist im Sinne des Vereins, dass neue Kräfte kommen, die das machen. Wir haben schon einige große Schritte gemacht, aber der nächste geht in Richtung Professionalisierung.

Vor dem Titel in der Regionalliga sprachen Sie von der Notwendigkeit einer sportlichen Philosophie. Hat der GAK eine?
Rannegger: Wenn wir uns die drei Spitzenreiter in der Bundesliga ansehen, kann ich nachvollziehen, dass sie eine sportliche Philosophie haben. Genau dorthin müssen wir kommen. Der WAC und der LASK haben das auch nicht in einem Jahr geschafft. Da hat sich der gesamte Verein darauf eingestellt und das hat sich mit einem konkreten Ziel entwickelt. Auch da sind wir noch am Anfang.

Werden Sie das noch mittragen?
Rannegger: Da lasse ich dem Vorstand freie Hand. Ich bin ja nicht weg und werde im Hintergrund noch da sein, mich aber mehr auf das Sponsoring konzentrieren. Man wird sehen, wie der Weg weitergeht. Kurzfristig denke ich, dass das Frühjahr wesentlich besser wird als der Herbst. Unsere entscheidenden Spieler kommen zurück. Wir haben in den vergangenen Jahren immer ein gutes Frühjahr gehabt und wenn wir uns auf einem einstelligen Tabellenplatz etablieren können, ist es mehr, als man eigentlich verlangen kann. So nüchtern muss man das betrachten. Der Verein muss sich erst in der Liga etablieren und sich dann Schritt für Schritt weiterentwickeln. Das Potenzial des Vereins ist absolut da.

2013 gab es das erste Testspiel in Ligist vor dem Auftakt in die 1. Klasse Mitte A. Haben Sie damals gedacht, dass der GAK 2019 in der Zweiten Liga spielen wird?
Rannegger: Das war ein Wunschdenken, eine Vision. Dass es so gelingt, konnte niemand wissen. Und wenn man sich unsere Ergebnisse in der Oberliga ansieht, war es sehr knapp. Trotzdem haben wir es immer auf dem ehrlichen Weg geschafft. Es macht mich sehr stolz, dass wir den sportlichen Weg gegangen sind. Wir haben nie gemauschelt. Das haben wir in der Vergangenheit oft genug gemacht und ich denke, dass wir mit den Aufstiegen gezeigt haben, dass man es sportlich schaffen kann.

War die Identität als „Stadtklub“ marketingtechnisch geplant oder ist sie gewachsen?
Rannegger: Das ist gewachsen und man sieht, dass es sehr gut angenommen wird. Was nicht heißen soll, dass nur Fans aus der Stadt kommen dürfen (lacht). Aber es hat schon was für sich. Mit dem Grazer Stadtklub verbindet man jetzt den GAK – im Marketing, aber auch als Philosophie.

Was sagen Sie eigentlich zur Stadionsituation?
Rannegger: Für uns war der Abgang aus Weinzödl nicht einfach. Liebenau ist notwendig, aber kühl. Da kommt kein Heimatgefühl auf. Graz hat ein Einzugsgebiet von 500.000 Leuten. Es gibt nur ein Stadion für mehr als 5000 Leute. Ende der 1970er-Jahre hat es sechs Stadien in diesem Ausmaß gegeben. Wenn man die Leute zum Sport bringen möchte, muss man auch die Infrastruktur schaffen.

Werden Sie in der künftigen Führungsetage zu finden sein?
Rannegger: Das kann ich noch nicht sagen, denn es kommt darauf an, in welche Richtung es geht. Stillstand ist Rückschritt. Jetzt hat der Verein ein halbes Jahr bis zur Generalversammlung Zeit. Man muss sich von gewissen Dingen trennen. Das basisdemokratische Modell und überbordende Ehrenamtlichkeit wird man in diesem Ausmaß nicht nutzen können, wenn man weiterkommen möchte.

Aber ist der Klub der Mitglieder nicht genau das, was der Verein in den vergangenen Jahren wollte?
Rannegger: Wir sind mittlerweile ein Unternehmen mit mehr als 50 Angestellten. Der GAK hat zwar immer Gewinne gemacht und wir werden auch heuer mit einer schwarzen Zahl abschließen, aber man muss fragen: Wer gibt sich in Zukunft her, wenn man ein Budget von sieben bis acht Millionen hat und der Vorstand dafür persönlich haften muss? Das kann sich einfach keiner leisten. Und man muss ohnehin schon einen positiven Hieb haben, um sich in diesem Ausmaß zu engagieren. Das muss man in einer Kapitalgesellschaft mit dem Spielbetrieb kanalisieren, dann hat man das Haftungsthema einmal weg und den Überblick.

Was sich nicht geändert hat: Das einzig Schwarze, das Sie mögen, sind die Budgetzahlen. Oder wurden Sie milder?
Rannegger: Ich habe viele Freunde, die sich schwarz-weiß kleiden. Es ist einfach notwendig, dass es in Graz diese zwei Vereine und auch das Derby wieder gibt. Ich bin ein Freund dieser sportlichen Rivalität, von der beide profitieren können. Wofür ich nicht bin, sind Menschen, die sich danebenbenehmen und das Ganze nicht als Sport sehen, sondern als Religion. Es ist klar, beide Vereine sind mehr als nur ein Klub, aber es ist immer noch eine Form des Spiels.

Was ist der GAK für Sie?
Rannegger: Ein Teil meines Lebens, der mich jetzt intensiver begleitet hat. Nun kann ich mir wieder besser die Spiele anschauen.

Im Fansektor oder als VIP?
Rannegger: Nicht auf der VIP-Tribüne.

Was hätte Obmann Harald Rannegger besser machen können?
Rannegger: Ich bin sehr zufrieden, wie sich der Verein von einem leblosen Körper zu einem positiven Konstrukt mit Perspektive entwickelt hat. Man kann immer mehr Tore schießen oder Punkte machen, aber im Rahmen meiner Möglichkeiten war es das Optimale. Ich hätte reich heiraten und noch mehr in den Verein investieren können (lacht). Das war nicht der Plan.