Es schien so, als fühlte sich Jesse Marsch doch ein bisschen in die Enge gedrängt. Der Trainer von Red Bull Salzburg war nach dem Abgang vom internationalen Parkett etwas aus dem Takt geraten, ähnlich wie die von ihm offenbar nicht ideal aufgestellte Mannschaft. Also probierte es der Amerikaner am Tag vor dem Cup-Match gegen den SK Sturm mit einer Art Gegenoffensive, die jedoch eher wie eine Entschuldigung klang.

Ohne darauf angesprochen worden zu sein, nahm Marsch seinen von ihm nach der Meisterschaftsniederlage gegen die Grazer noch heftig kritisierten Schützling Karim Adeyemi in Schutz. "Es war eine schwierige Situation, wir wissen, dass nicht alles perfekt sein kann", meinte der Coach, um nachzulegen. "Er ist ein super Junge, er kann gegen Sturm einiges bewirken." Dabei hatte der Trainer den 19-Jährigen am Sonntag in einer für den so sanftmütig Wirkenden äußerst ungewöhnlichen Strafaktion schon nach 37 Minuten vom Platz geholt.

Marsch ruderte also zurück, vielleicht auch, um bezüglich der Diskussion um seine Person ein wenig abzutauchen. Denn auch wenn es unausgesprochen blieb, so ist sich der Trainer des österreichischen Serienmeisters bewusst, dass ein nochmaliger Ausrutscher, in diesem Fall ein Untergehen im Cup, auch ihm selbst das Wasser bis an den Krawattenkragen hinaufschnellen lassen würde. Durch seine indirekte Kritik an der Transferpolitik mit dem Hinweis auf den Verkauf von Dominik Szoboszlai fühlte sich die Klubführung dem Vernehmen nach ziemlich auf den Schlips getreten.

Keine Ausreden

Der Trainer hat nun vor dem nächsten Duell mit Sturm keine andere Wahl als die Flucht nach vorne. "Unsere beste Mannschaft" will der zwischenzeitlich schon als Nachfolger von Marco Rose bei Mönchengladbach gehandelte Marsch im Klagenfurter Wörthersee-Stadion einlaufen lassen. Dass dies am Sonntag nicht der Fall gewesen sei, will er "nicht als Ausrede" für die Niederlage verstanden wissen. Der Versuch der Abschwächung war aber nicht zu überhören.

Schließlich gewinnt wieder das Selbstbewusstsein des nominell Stärkeren. Es seien ja eh nur "die Standards" gewesen, denen sein Team zum Opfer fiel. Ansonsten hätte Salzburg ohnehin die Kontrolle über das Spiel bewahrt. "Wir sind diesmal auf alles vorbereitet, die Mannschaft ist intelligent genug." Sein Team werde den Gegner diesmal "nicht unterschätzen. Das kann ein Vorteil sein." Sagt´s und lacht im Wissen, dass er in diesem Halbfinale sehr viel zu verlieren hat.