Er weiß heute noch genau, dass er aus schräger Position aus 18 Metern geschossen hat. Er weiß, dass er den Ball gut getroffen hat. Und dass er jubelnd abgedreht ist. Er weiß aber nicht mehr, wer als Erster gratuliert hat. "Ich glaube, es war Pürki (Marcus Pürk, Anm.)." Ist auch nicht weiter wichtig. Wichtig war damals der Cup-Sieg für Rapid. Peter Guggi hat sich mit seinem Goldtor in die Geschichtsbücher der Hütteldorfer eingetragen. Es war am 5. Juni 1995, als die Wiener zum letzten Mal den Pokal des ÖFB-Cups in die Luft stemmen durften. Am 1. Mai versucht es Rapid erneut im Finale gegen Salzburg.

Seit 24 Jahren laufen die Grün-Weißen einem weiteren Erfolg in diesem Bewerb nach. "Das tut weh, weil ein Verein wie Rapid irgendwie verpflichtet ist, Titel zu holen. Ich gehöre abgelöst", sagt der 51-Jährige. "Und nach so einem Seuchenjahr würde ein Titel gut passen", fügt der Grazer hinzu.

Der Start in ein Märchen

Für Guggi und Rapid war der damalige Triumph der Startschuss zu einem Fußballmärchen. Es folgten Europacup-Finale, Meistertitel, Champions League. Die Jahre zwischen 1995 und 1997 waren natürlich perfekt: "Der sportliche Erfolg mit Rapid. Die Hochzeit mit Michaela und die Geburt meines Sohnes Philipp. Das war schon eine außergewöhnliche Zeit für mich."

Zwei Trainer prägten den als harten Hund bekannten Spieler: Ernst Dokupil und Milan Miklavic. Unter der Führung von Dokupil feierte Rapid in dieser Zeit die großen Erfolge. "Er hat nur die Leiberl ausgeteilt und sich dann auf die Tribüne gesetzt. Das Training machten andere. Aber er erkannte genau, wer mit wem auf dem Platz harmonierte", erzählt Guggi. Ganz anders Miklavic: "Er hat mich geprägt, er war taktisch top. Von ihm habe ich sehr viel gelernt. Menschlich war er allerdings alles andere als ein Vorbild. Für ihn gab es nur die ersten elf Spieler und vielleicht noch einen zwölften. Ich war glücklicherweise unter den ersten elf. Sonst hätte ich ihm die Schuhe ohnehin hingeschmissen."

Berufsrisiko

Der harte Hund wurde 2002 als Leoben-Spieler im Derby gegen Kapfenberg selbst niedergestreckt. Sprunggelenk zertrümmert, Syndesmoseband gerissen, Wadenbein zertrümmert, Seitenband gerissen. Sprengung des Schienbeinkopfes. Karriereende. Er weiß heute noch genau, dass das Foul am 27. September 2002 passiert ist. In der 38. Minute. Er weiß aber nicht mehr, welcher Spieler für das Ende seiner aktiven Karriere verantwortlich war. "Ich glaube, ich habe es verdrängt", meint Guggi, der aber nicht mit seinem Schicksal hadert. "Das ist Berufsrisiko."

Apropos Beruf: Heute ist Guggi bei Porsche Graz Liebenau im Verkauf tätig. Natürlich drückt er heute Rapid die Daumen und sagt: "Ich hoffe schon, dass ich vielleicht dem Goldtorschützen gratulieren kann."