Herr Präsident, zu sagen, dass der WAC positiv wie negativ eine turbulente Saison hinter sich hat, wäre untertrieben. Wie bewerten Sie das Jahr mit etwas Abstand?
Dietmar Riegler: Wir sind zwar in der kommenden Saison international nicht dabei, trotzdem überwiegt das, was geleistet worden ist. Das Erreichte geht in die Geschichtsbücher ein und darauf sind wir sehr stolz. Man hat sich immer wieder aufraffen müssen, um Top-Leistungen zu bringen. Die Mannschaft war zum Schluss müde im Kopf. Das war auch der Grund dafür, dass wir eingebrochen sind. Ich hoffe, dass so eine Saison nicht mehr kommt. Alle Jahre wäre so eine Saison nicht machbar.

Der Verein ist bekannt dafür, ruhig und sachlich zu arbeiten. Spätestens mit dem neuen Jahr war es damit vorbei. Ist dem Verein die Situation entglitten?
Dietmar Riegler: Es war von allen Seiten eine Erwartungshaltung da. Von den Fans und vereinsintern. Natürlich hat es dann Turbulenzen wie bei der Trainer-Trennung gegeben. Da hat man schon kühlen Kopf bewahren müssen, um das Schiff wieder richtig zu steuern.

Hat man die Causa Feldhofer zumindest aufarbeiten können?
Dietmar Riegler: Nein. Dafür hat es nie die Zeit gegeben. Wir hatten durchgehend englische Wochen und haben uns darauf konzentriert, Ruhe in den Verein zu bringen. Herr Feldhofer hat viel für den Verein geleistet und dann einen weg eingeschlagen, den Spieler nicht mehr mitgehen konnten und wir dann auch nicht mehr.

Frau Riegler, sie stehen immer Schulter an Schulter mit ihrem Mann, wie haben sie diese Saison erlebt?
Waltraud Riegler: Es war nicht angenehm. Ich kämpfe für meine Spieler wie eine Mutter und da leidet man mit. Solche Turbulenzen im Verein nimmt man auch mit nach Hause. Der WAC war in den eigenen vier Wänden ein großes Thema.

Werden dann im Hause Riegler die Weichen für die sportliche Zukunft gestellt?
Waltraud Riegler: Ja, ab und zu schon.

Herr Riegler, für Sie persönlich hat die Saison mit einer Geldstrafe von 1500 Euro wegen unsportlichem Verhalten gegenüber dem Schiedsrichterteam geendet. Was ist da passiert?
Dietmar Riegler: Ich habe das nicht so schlimm empfunden, wie es dann dargestellt wurde. Ich habe gegen keinen Schiedsrichter etwas und mich auch nicht über eine Entscheidung (Elfmeter für Austria Wien, Anm.) aufgeregt. Unser Spieler ist am Boden gelegen, den Schrei hat man bis zu uns gehört. Ich wollte nur, dass das Spiel unterbrochen wird. Das war vielleicht emotional, das gebe ich auch zu.
Waltraud Riegler: Es gib einen Monat nur Wasser und Brot daheim.

Blicken wir in die Zukunft. Der neue Trainer heißt Robin Dutt. Er passt nicht in die Trainerriege der vergangenen Jahre. Statt Jugend gibt es jetzt Erfahrung. Warum ist man vom Weg mit Ilzer, Struber, Feldhofer abgekommen?
Dietmar Riegler: Wir wollen so weiterarbeiten, dass wir unser Budget nicht erweitern müssen. Deshalb war es für mich nie ein Thema, einen ‚professionellen‘ – das Wort ist eh schon ein paar Mal falsch rübergekommen – Trainer aus der deutschen Bundesliga zu holen, wo man glaubt, das geht finanziell in andere Atmosphären hinein. Jetzt hat es sich in den Gesprächen ergeben, die auf seiner und auf unserer Seite entscheidend waren, um sich zu einer Zusammenarbeit zu entschließen. Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Er hat viele Angebote gehabt, aus Deutschland, auch aus ersten Ligen, auch aus Österreich. Er hat sich ohne wenn und aber für uns entschieden. Wenn ich die Chance bekomme, so einen Fachmann ins Lavanttal zu holen, dann mache ich das.

Dutt arbeitet an der Mannschaft für die neue Saison. Ist mit einem Umbruch zu rechnen?
Dietmar Riegler: Es wird kein großer Umbruch stattfinden. Ich glaube, dass die Mannschaft intakt ist, und bin überzeugt, dass sie die neuen Ideen des Trainers gut umsetzen wird. Sollte das nicht der Fall sein, wird man sich am Spielersektor umschauen.

Speziell in der Offensive wird man nicht umhinkommen, die Mannschaft zu verstärken. Dario Vizinger ist mit 800.000 Euro der Rekordtransfer. Wird man die Million knacken müssen, um einen adäquaten Spieler holen zu können?
Dietmar Riegler: Das glaube ich nicht. Wenn ein Fall auf dem Tisch liegt, wird man schauen, ob man sich das leisten kann oder nicht. Ich habe lieber einen Mann weniger im Kader und dafür aber Top-Spieler, die uns wirklich weiterbringen können. Es ist aber auch wichtig, dass die Jungen nachrücken. Sie müssen die Chance bekommen, sich etablieren zu können.

Top-Torschütze Dejan Joveljic ist wieder Spieler von Eintracht Frankfurt. Gibt es eine Chance, ihn noch eine Saison lang halten zu können?
Dietmar Riegler: Aufgegeben haben wir das nicht. Die Gespräche laufen, es ist noch nichts entschieden. Wir sind sehr bemüht, dass wir ihn noch einmal für ein Jahr bekommen. Wir suchen da im Moment aber schon nach Alternativen in der gleichen Qualität.

Kapitän Michael Liendl war mit 17 Toren und 20 Vorlagen auch heuer kaum zu ersetzen. Er wird 36 Jahre alt. Wie sieht hier die Zukunftsplanung aus?
Dietmar Riegler: Eliel Peretz kommt nach seiner Verletzung zurück und kann auch diese Position spielen. Ich habe auf dem ‘Zehner’ keine Bedenken. Da gibt es einige Alternativen. Momentan ist der Michi da und ich hoffe, dass er noch lange wird spielen können.

Frau Riegler, Sie kümmern sich nicht nur um die Spieler, sondern auch um die Spielerfrauen. Wie wichtig ist es, dass im Hintergrund so ein starkes Frauennetzwerk entstanden ist?
Waltraud Riegler: Dadurch, dass wir so ein kleiner und familiärer Verein sind, ist das schon wichtig. Die Spieler und die Frauen sind am Anfang oft von der Sprache her gehandicapt. Da brauchen sie jemanden. Wenn sich die Frauen und die Familien wohlfühlen, gibt dir das der Spieler auf dem Feld zurück. Am Anfang der Saison gibt es immer einen Mädelsabend zum Kennenlernen. Darauf freuen sich immer alle. Wir gehen auch Wandern oder Pizzaessen. Wenn die Männer auf Trainingslager sind, unternehmen auch wir etwas.

Die Männer auf Trainingslager und die Frauen auf Ibiza?
Waltraud Riegler: Nein, ich bin ja nicht die Frau Annerl (Präsidentin des TSV Hartberg, Anm). Wir bleiben in Wolfsberg und gehen auf die Koralm.

Mit der Austria Klagenfurt gibt es im kommenden Jahr Konkurrenz aus Kärnten. Vom Verein gab es zum Aufstieg der Klagenfurter keine Glückwünsche. Sind die Fronten tatsächlich so verhärtet?
Dietmar Riegler: Offiziell habe ich die Glückwünsche nach Klagenfurt schon ausrichten lassen. Natürlich freue ich mich auf die Derbys. Der Konkurrenzkampf spornt an. Was mir persönlich aber wehtut, ist, wenn Klagenfurt für alle plötzlich als Nummer eins da steht und alles, was wir in den vergangenen zehn Jahren geleistet haben, weggewischt wird. Wir werden unseren Weg fortsetzen und das soll auch nicht geschmälert werden. Wir wollen genauso fair behandelt werden, wie die Klagenfurter. Leider fängt es in der Akademie schon an, dass Spieler abgeworben werden.

Haben Sie für die aus Ihrer Sicht fehlende Wertschätzung in Rest-Kärnten für die Erfolge des WAC eine Erklärung?
Dietmar Riegler: Nein, aber wahrscheinlich ist es Neid. Es kommt hauptsächlich aus dem Gebiet rund um Klagenfurt. Wir haben Fans aus Spittal oder Villach und so weiter, was mich sehr freut. Ich bin sehr stolz, dass sich der Rest Kärntens sehr gut mit uns identifiziert und hinter uns steht.

Es ist der Eindruck entstanden, dass seit For Forest und dem Ausweichen nach Graz für die Europa League, die Stimmung umgeschlagen hat?
Dietmar Riegler: Richtig. Es ist ja nicht alltäglich, dass ein Kärntner Verein international spielt. Da hätte ich mir schon mehr Unterstützung erwartet. Man hat von Haus aus nie eine Chance zu bekommen, über Möglichkeiten nachzudenken, wie man das zufriedenstellend abwickeln könnte.

Der WAC wird für das kommende Jahr noch die volle mit dem Land vereinbarte Fördersumme bekommen. Danach deutet alles darauf hin, dass man sich das Geld mit der Austria Klagenfurt teilen wird müssen.
Dietmar Riegler: Damit bin ich sicher nicht einverstanden. Es ist zu hinterfragen, ob zwei Akademien in Kärnten überhaupt machbar sind. Es sind ja jetzt nicht mehr Spieler da, die das Zeug dafür haben, in einer Akademie zu sein. Es ist schade, dass da jetzt etwas zerstört wird. Wir haben gute Arbeit geleistet. Bei einer Akademie geht es nicht von Anfang an gut los. Das ist Aufbauarbeit und jetzt hat das Ganze gefruchtet. Das Werkl läuft und jetzt kommt – sage ich ganz ehrlich – ein Hindernis hinein. Das tut dem Kärntner Fußball sicher nicht gut. Das ist wirklich ein Blödsinn, was da passiert ist.

Warum ist eine Kooperation beider Vereine gescheitert?
Dietmar Riegler: Wir wollten eine Kooperation und haben auch ein Angebot vorgelegt. Das war den Klagenfurtern anscheinend zu wenig.

Die WAC-Akademie hat ihren Standort in Klagenfurt. Ist eine Übersiedelung nach Wolfsberg Thema?
Dietmar Riegler: Nein, wir werden uns sicher nicht vertreiben lassen. Wir haben viel für den Kärntner Fußball gemacht und das werden wir auch weiterhin tun.

Frau Riegler, wie sehen Sie das Thema WAC und Austria?
Waltraud Riegler: Die Konkurrenz wird belebt, wir freuen uns auf die Derbys. Unser Weg nach oben, von der Unterliga weg, war aber lange und steinig. Dafür haben wir lange gekämpft. Dort wo wir schon waren, müssen sie aber erst einmal hinkommen. Wenn man dann über soziale Medien beschimpft wird, dann werde ich wirklich böse. Vor allem wenn die Sticheleien von Personen kommen, die dem Verein in Klagenfurt sehr nahestehen. Da fragt man sich, ob die das wirklich nötig haben.

Wie weit sind die Planungen für die neue Arena in Wolfsberg fortgeschritten?
Dietmar Riegler: Wir sind mitten drinnen. Ich werde mich wieder intensiv dahinter klemmen und versuchen, im Herbst die Pläne zu präsentieren.

Wann soll das Eröffnungsspiel stattfinden?
Dietmar Riegler: Das weiß ich noch nicht.
Waltraud Riegler: Das werden wir Zuhause besprechen.