Die Saison ist vorbei, die Krise beim SK Sturm hält an. Der Vorstand hat in der Lenkungsausschusssitzung am Dienstag die Freistellung von Trainer Roman Mählich beschlossen, nach Vorschlag von Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl. Es muss also wieder der Trainer gehen – Mählich folgt Heiko Vogel in den "Urlaub". Mählich selbst musste von sich aus nachfragen, welche Entscheidung im Lenkungsausschuss gefallen ist. Man hätte es ihm gestern nicht mitgeteilt. Ein klarer Schnitt sieht anders aus. Eigentlich wollte der Klub die Entscheidung bis Donnerstag geheim halten.

Warum? Vielleicht, weil man dann gleich den Nachfolger hätte präsentieren können. Wer wird es sein? Nestor El Maestro und Damir Buric heißen die beiden Kandidaten. Einer der beiden soll in der kommenden Saison den SK Sturm sportlich wieder auf Vordermann bringen. Zwei Trainer, die Wert auf Disziplin legen. Auf und abseits des Platzes. Ein Umstand, der Roman Mählich negativ angekreidet wurde. Der 47-Jährige solle zu weich gewesen sein, Disziplinlosigkeiten nicht entsprechend geahndet haben. Dass einige Spieler "nach oben hin" den Trainer in Misskredit gebracht haben sollen, steht auf einem anderen Blatt. Und ob solche Akteure im zukünftigen Kader aufscheinen, gilt es, mit Argusaugen zu beobachten.

Gesamtpaket hat nicht gepasst

Ein weiterer Grund für die Beurlaubung von Mählich sind Auffassungsunterschiede bei der zukünftigen Kaderbildung. Der Niederösterreicher wollte radikale Änderungen vornehmen, einen Kader nach seinen Vorstellungen formen. Kreissl wiederum setzt auf punktuelle Verstärkungen, weil er "seinem" Kader nicht die Qualität abspricht, wie es Mählich intern angedeutet hat und auch bereits von Vogel nach dem Sommer immer wieder bemängelt wurde. Kreissl hält am Gros seiner Transfers fest, nur einige wenige Spieler dürfen (oder müssen) sich einen neuen Klub suchen. Einige Leistungsträger sollen sich aber aufgrund der fehlenden Perspektive in Graz bereits anderweitig umschauen. "Mir fällt es nicht leicht, nach sieben Monaten von der Beurlaubung von Roman Mählich zu reden", sagte Kreissl und fährt fort: "Aber das Gesamtpaket hat nicht mehr gepasst."

Kommentar: Gibt es wirklich nur einen Sündenbock?

Günter Kreissl ging bei der Sitzung am Dienstag in die Vollen. Er fordert von jedem einzelnen Vorstandsmitglied (Ernst Wustinger war verhindert) eine Analyse der Saison und stellte gleich die Vertrauensfrage. Wäre diese negativ ausgefallen, wäre er gleich wieder gegangen. Sie ist pro Kreissl ausgefallen – einstimmig. Kreissl hat die Herrenrunde überrascht, hat hoch gepokert und gewonnen. Jetzt muss er einen Trainer engagieren, der den Erfolg zurückbringt. Klar ist auch, "dass wir nicht jedes Jahr den Trainer wechseln können", sagte ein Vorstandsmitglied. Die weitere Vorgangsweise ist vorgegeben: Nach der Trainerverpflichtung, die möglichst zeitnah passieren soll, wird das gesamte sportliche Umfeld durchleuchtet, jeder Stein umgedreht und analysiert. Das Scoutingsystem wird auf jeden Fall neu aufgestellt. Gröbere Umbauten sind nicht ausgeschlossen. Auch deshalb, weil der neue Trainer naturgemäß seine Vorstellungen seines Betreuerteams haben wird. Kommenden Dienstag folgt die nächste Vorstandssitzung.

Die (fehlende) Philosophie

Was muss der neue Mann können? Er muss erfahren sein. Er muss Leidenschaft mitbringen. Er muss dem Druck beim SK Sturm standhalten. Er muss menschlich zum Klub passen. Er muss erfolgreich sein. Wie der Neue das macht, ist egal. Klingt ganz danach, als solle der neue Mann auch gleich die (fehlende) Philosophie mitbringen.