Die Transferperiode endet heute. Wird sich beim SK Sturm noch etwas tun?
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber ausschließen kann ich es nicht. Der Erfahrung nach gibt es am Ende aber immer Schnäppchenangebote.

In welchem Bereich wäre ein Neuzugang noch möglich?
Wenn überhaupt, dann in der Offensive.

Wie sieht Ihre Transferbilanz bislang aus?
Wir wollten die vielen Abgänge mit routinierten Spielern auffangen. Das schaut auf dem Papier gut aus, aber den Qualitätsnachweis müssen wir 2018/19 alle noch liefern.

Warum läuft das Werkl noch nicht rund?
Sowohl die arrivierten Spieler als auch die meisten unserer Neuzugänge spüren den Erwartungsdruck. Wir haben eine erfolgreiche Saison hinter uns, alle wollen noch mehr. Da will man die Dinge vielleicht zu perfekt machen. Und das geht dann nicht mehr so locker.

Fehlen Ihnen die Typen für schwierige Situationen?
Ich achte bei der Verpflichtung von neuen Spielern auf drei Säulen. Wie tickt der Mensch außerhalb des Fußballs? Wie verhält er sich innerhalb der Mannschaft? Und: Wie ist er als Fußballer? Jeder der Neuen hat diese Dinge gut erfüllt.

Welche Fehler gestehen Sie sich im Zuge des Umbruchs ein?
Klar hätte ich einigen Spielern sagen können, dass sie sich bis März entscheiden müssen. Dann hätte ich für diese Transferperiode früher Gewissheit gehabt. Aber hätten wir dann auch den Cup gewonnen und wären Vizemeister geworden? Es muss schon das Gesamtpaket stimmen, um vorzeitig mit einem Spieler zu verlängern. Ansonsten gilt es manchmal abzuwarten – auch mit dem Risiko, dass Spieler abwandern.

Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Spieler haben mir Dinge anders mitgeteilt, als sie am Ende eingetroffen ist. Das ist menschlich nicht gerade einfach.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Ich will mich nicht grundlegend verändern lassen und auch nicht hinterlistiger werden. Es macht mich eher nachdenklich, was meine eigene Zukunft betrifft, wenn ich gewisse Dinge feststelle, mit denen ich mich nur schwerer arrangieren kann. Speziell in Graz birgt dieser Job die Gefahr, seine Gesundheit und das Mindestmaß an Zeit für die Familie zu opfern, weil er so vereinnahmend ist. Damit sich dieser Aufwand auszahlt, muss viel zurückkommen. Fußball ohne Erfolg geht gar nicht. Die Kombination Fußball und Erfolg ist für mich alternativlos.

Sie sind ein impulsiver Mensch und können auch laut werden. Behindert Sie dies in Ihrer Arbeit?
Ich bin sehr aufrichtig, auch in meiner Emotion. Ich habe viele Spieler davon überzeugt, zu Sturm zu kommen. Das liegt auch an einer aufrichtigen Art, die die Leute spüren. Die beinhaltet aber auch, dass ich Leuten hin und wieder klar und in einer gewissen Vehemenz mitteile, was mir nicht passt. Das ist Teil meiner persönlichen Authentizität.

Der Verein befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation, was in Ihrer 28-monatigen Amtszeit nicht oft passiert ist.
Es schmerzt mich, dass für viele offenbar jetzt schon ein Drama passiert ist. Es fühlt sich manchmal so an, als wenn wir kurz vor dem Abstieg stehen. Ich hätte mir vielleicht mehr Vertrauen und Verständnis von mancher Seite erhofft. Die Katastrophe ist bei Sturm immer nur aufgeschoben. Hätten wir uns für die Europa League qualifiziert und nächstes Jahr nicht, wäre der Katzenjammer eben dann gekommen. Klar waren die vergangenen Wochen nicht einfach, aber wir werden alles dafür tun, das wieder gut zu machen. Die Reaktion nach Larnaka war grundsätzlich in Ordnung.

Seit Sie bei Sturm tätig sind, ist es mit Platz drei bzw. dem Vizemeistertitel und dem Cupsieg immer nur bergauf gegangen. Sie wollen sich immer verbessern. Was wäre heuer ein Erfolg?
Nach so einer außerordentlichen Saison wie im Vorjahr wäre es ein enormer Erfolg, dieses Niveau ähnlich zu bestätigen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Bestätigung das Schwierigste ist, noch dazu bei einem nicht selbst herbeigeführten Umbruch. Wichtig ist, dass die Qualität der täglichen Arbeit stimmt. Das wird mir bisher von allen Seiten bestätigt. Dazu will ich eine Mannschaft sehen, bei der man immer das Gefühl hat, dass sie das Spiel unbedingt gewinnen will. Das war bis auf die Duelle gegen Larnaka auch immer der Fall.

Im nächsten Sommer laufen nur die Verträge von Fabian Koch, Lukas Spendlhofer und Sandi Lovric aus. Wie lange warten Sie mit der Verlängerung?
Ich schätze alle drei Spieler und werde mit allen noch im Herbst Gespräche führen.

Wie heißt der Sturm-Trainer der Saison 2019/20?
Das steht noch nicht fest.

Warum so zögerlich?
Der Fußball ist ein extrem schnelllebiges Geschäft und ich halte es für sinnvoller, über dieses Thema zu sprechen, wenn man gut in der Spur ist. Grundsätzlich gehen wir, um die Erwartungen erfüllen zu können, an unsere wirtschaftlichen Grenzen und bewegen uns am selbstgesetzten Limit. Das Risiko darf aber auch durch vorschnelle Verlängerungen nie zu hoch sein.

Sie wissen aber, was Sie an Heiko Vogel haben?
Ja. Es wäre aber auch vermessen, ohne Vorgespräche fix davon auszugehen, dass der Trainer unbedingt bleiben will. Dazu gibt es eine Größe, die über jedes Gefühl zu stellen ist. Die heißt: Resultate. Je größer der Verein ist, desto wichtige sind die Resultate, die es zu bewerten gilt. Irgendwann ist der Ergebnisdruck so groß, dass man sagt, es geht oder es geht nicht mehr. Das betrifft mich genauso.