Thomas Partl kennt sich aus in der Materie, schließlich ist er der Vorsitzende der neunköpfigen Disziplinarkommission des europäischen Fußballverbandes UEFA. Weil er aber aus Österreich kommt, wird der Jurist aus Kärnten mit Sicherheit nicht an der Verhandlung teilnehmen, die den „Fall SK Sturm – Becherwurf auf den Schiedsrichter-Assistenten“ zum Inhalt haben wird. „Da bin ich als Österreicher ja befangen und werde nicht dabei sein.“ Kein Nachteil ohne Vorteil: Weil der langjährige Präsident des Kärntner Fußballverbandes nicht Teil des dreiköpfigen Teams sein wird, das den Fall behandelt, darf er grundsätzlich über den Fall sprechen.

Gesehen hat er den Vorfall in Minute 78 in Graz aber natürlich. Und er war überrascht, dass es nach 40-minütiger Unterbrechung überhaupt weiterging: „Ich muss sagen: Hut ab vor dem Schiedsrichterteam. Normal wäre das ein sicherer Abbruch gewesen, aber offenbar hat man nach der Beratung befunden, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Immerhin kann sich ja jeder selbst vorstellen, wie leicht oder schwierig es ist, wieder aufs Feld zu gehen, wenn ein Kollege blutüberströmt zusammenbricht.“ Vielleicht, meint Partl, habe es geholfen, dass die Beweislage eindeutig gewesen sei, dass alles nachvollziehbar als Tat eines Einzelnen sichtbar und von Sturm bedauert wurde.

Hier geht es zum Spielbericht des 0:2 gegen Larnaka!

Genaueres wird man erst wissen, wenn alle Berichte – die des UEFA-Delegierten, des Schiedsrichters und eines eventuellen Sicherheitsbeauftragten – bei der UEFA einlangen. „Dann“, erklärt Partl, „wird das Verfahren in Gang gesetzt, Sturm zu einer Stellungnahme aufgefordert.“ Das ist bereits geschehen, auch der Termin der Verhandlung steht schon: Am 17. August wird über das Strafmaß wegen Verstoßes gegen Artikel 16 behandelt.

Wie diese Beratungen enden werden, das sei aber „nur sehr schwer vorherzusagen“. So viel vermutet Partl aber: „Es ist eine harte Strafe zu erwarten.“ Das würde zum einen das Finanzielle betreffen. Zum Vergleich: Der NEC Nijmegen erhielt schon vor neun Jahren, als in einem internationalen Spiel der slowenische Schiedsrichter von einem Feuerzeug getroffen wurde und ein blutendes Cut erlitt, eine Strafe in Höhe von 50.000 Euro. Heutzutage wird das wohl kaum reichen.

Spiele ohne Fans: "Alles andere wäre Gnade von oben"

Dazu kommen aber auch etwaige Sperren. „Mit ein, zwei Spielen unter Ausschluss der Fans muss man rechnen. Alles darunter wäre eher Gnade von oben“, sagt Partl. Was im schlimmsten Fall droht, darauf kann Partl aber nicht eingehen: „Das ist reine Spekulation und würde den Diskussionen meiner Kollegen vorgreifen.“ Unwahrscheinlich bleibt aber, dass Sturm gar ein Ausschluss aus den UEFA-Bewerben droht.

© GEPA pictures

So oder so ist der angerichtete Schaden aber zweifellos enorm. Der Täter wurde zwar gefasst, jedoch es bleibt fraglich, ob man sich an ihm schadlos halten kann. „Es gäbe einen zivilrechtlichen Weg, aber da geht es um eine Höhe der Strafe, die für einen Normalsterblichen ohnehin nicht zu bezahlen ist“, meint Partl. Sturm will den Weg auf jeden Fall gehen und auch in Österreich einen Präzedenzfall schaffen und die Frage klären, ob Fußballvereine verhängte Strafen im Regress vom Verursacher fordern dürfen.

Passenderweise gab es in Deutschland just am Freitag das erste Urteil dieser Richtung: Der VfL Wolfsburg war wegen Abbrennens von Pyrotechnik vom DFB zu einer 6000-Euro-Strafe verurteilt worden. Jetzt verglich sich der Klub mit den zwei verantwortlichen Fans, die auch schon eine erste Teilzahlung (3500 Euro) geleistet haben.

So reagiert das Netz auf den Skandal!