Der SK Sturm durfte sich in der 16. Bundesligarunde in Liebenau über einen Last-Minute-Erfolg gegen Tabellennachzügler Ried freuen. Die Tore für die über weite Strecken überlegenen Grazer erzielten Otar Kiteishvili bereits früh (9.) und Jusuf Gazibegovic mit der letzten Aktion des Spiels (90.+5). Der im Sommer ablösefrei zu Rapid wechselnde Marco Grüll (57.) erzielte das Tor für Ried. Bei den Gastgebern feierte Neuzugang Kelvin Yeboah sein Debüt (ab Minute 67).

Kommentar: "Sturm spielt vielleicht im Europacup, aber eventuell mit ausgetauschtem Sturm-Personal"

Sturm präsentierte sich schon ab Minute eins mit einem ganz anderen Gesicht als noch bei der mäßigen Leistung im Cup-Viertelfinale gegen die Vienna. Kevin Friesenbichler scheiterte nach einer schönen Einzelaktion am überragend reagierenden Samuel Sahin-Radlinger, der den Ball aus kurzer Distanz an die Stange lenkt. Auch beim zweiten Versuch von Andreas Kuen ist Sahin-Radlinger auf dem Posten.

Die Heimmannschaft ging dennoch bereits früh im Spiel in Führung und bestrafte das hohe Pressing der Innviertler. Kuen verlagerte das Spiel gut, im zweiten Anlauf legte Stefan Hierländer auf Kiteishvili ab, dessen Schuss unhaltbar zum 1:0 abgefälscht wurde. Der Torschütze legte kurz darauf beinahe nach, Ante Bajic konnte einen sensationellen Pass von Hierländer jedoch im letzten Moment mit einer glänzenden Rettungsaktion entschärfen.

Jusuf Gazibegovic' Traumfreistoß brachte Sturm drei Punkte

In weiterer Folge verebbte das Spiel etwas, Ivan Ljubic hatte kurz vor dem Pausenpfiff nach einem Eckball noch die große Gelegenheit auf das 2:0. Ähnlich wie im ersten Durchgang startete Sturm dann auch in die zweiten 45 Minuten furios, zweimal ist es erneut Ljubic, der das Spiel zugunsten der Grazer vermutlich entscheiden hätte können. Doch weder seine wuchtige Direktabnahme noch sein Stangenschuss brachten den gewünschten Erfolg.

Nach knapp einer Stunde schlugen die bis dato harmlosen Wikinger dann aber eiskalt zu. Ein langer Ball hebelte die gesamte Sturm-Abwehr aus, Jörg Siebenhandl kam etwas unmotiviert aus dem Tor und Grüll überlupfte den Torwart gekonnt - David Nemeths Klärungsversuch auf der Linie kam zu spät. Es war das erste Tor für die SV Ried im vierten Spiel im Frühjahr. Christian Ilzer brachte unter anderem Bekim Balaj, Dardan Shabanhaxaj und eben Neuzugang Yeboah neu ins Spiel, das entscheidende Tor erzielte aber Abwehrspieler Gazibegovic. Mit der letzten Aktion des Spiels verwandelte er einen Freistoß direkt.

Sturm schob sich durch den späten Erfolg zumindest für einen Tag auf drei Zähler an Tabellenführer Salzburg heran. Die SV Ried konnte unter Neo-Trainer Miron Muslic in vier Spielen erst einen Punkt holen.

Die Stimmen zum Spiel:

Goldtorschütze Jusuf Gazibegovic...

...über die Momente vor dem Freistoß:

"Beim Freistoß war ich ziemlich fokkussiert und habe gewusst, das ist wahrscheinlich die letzte Aktion im Spiel. Ich habe mein Bestes gegeben und es ist das Beste herausgekommen."

...über die Momente nach dem Freistoß:

"Es ist ein richtig geiles Gefühl, wenn man ein Last-Minute-Tor schießt. Ich freue mich, dass wir als Mannschaft gewonnen haben."

...über das Freistoß-"Battle" im Training:

"Wenn du den Jantschi (Anm.: Jakob Jantscher) im Team hast, der eine unglaubliche Technik hat, schaust du dir auch ein bisschen was ab. Das Battle im Training ist geil und das kann man auch im Spiel dann einbauen."

Kapitän Stefan Hierländer...

...über das Traumtor von Gazibegovic:

"Heute war er zum ersten Mal nicht mein Zimmerkollege, vielleicht war das der Grund dafür, dass er sich ein Herz genommen hat. Ich habe ihn gefragt, ob er ihn flanken will oder ob er aufs Tor schießt und er hat gemeint, er haut ihn rein. Das lobe ich mir, wenn die Jungs so eine Einstellung haben und das umsetzen. Das darf er wieder machen und er braucht mit mir nicht mehr ins Zimmer zu gehen."

...über den Spielverlauf:

"Es war hochverdient, weil wir doch mehr vom Spiel gehabt haben. Aber wie solche Spiele so sind, haben wir in der Phase, wo wir das Tor bekommen haben, nicht die richtigen Lösungen gefunden. Das wäre heute sehr bitter gewesen, wenn wir das nicht mit drei Punkten belohnt hätten. Wir müssen ein paar Sachen analysieren, weil wir das komplette Spiel auf unserer Seite gehabt haben und durch unsere Finger gleiten haben lassen, das darf da nicht passieren."

Trainer Christian Ilzer...

...über das Spiel:

"Ein großartiger Moment für uns in einer Phase, in der nicht alles ganz leicht von der Hand geht. Und der einiges gelöst hat, das hat man beim Jubel gemerkt. Solche Momente braucht man (...) Es war ein Spiel, in das beide Mannschaften extrem viel investiert haben. Kompliment an den Gegner, der extrem aggressiv gespielt hat, er war immer giftig, immer da. Das war kein einfaches Spiel. Aber wir waren trotzdem das chancenstärkere Team."

...über Goldtorschütze Gazibegovic:

"Gratulation zu diesem Traumfreistoß. Er schießt sehr gute Freistöße, das sieht man im Training immer wieder. Kuen und Jantscher sind unsere etatmäßigen Freistoßschützen, sie waren beide nicht mehr am Feld. Da hat er die Gunst der Stunde genützt."