Sechs Meistertitel, vier Cupsiege und der Triumph im Mitropapokal – die Erfolgsbilanz des First Vienna Football-Clubs liest sich beeindruckend. Jüngere Leser werden sich an keine dieser Errungenschaften erinnern können, sind doch fast alle vor dem zweiten Weltkrieg eingefahren worden. Ist von Tradition die Rede, führt kein Weg an der Vienna vorbei. Denn der 1894 gegründete Verein ist der älteste österreichische Fußballklub. Die Hohe Warte, das Heimstadion der Wiener, gilt als wahre Kultstätte. „Mein Papa hat mir einmal erzählt, dass da früher bis zu 100.000 Zuschauer drinnen waren. Das ist ein Wahnsinn, wenn man sich das Stadion heute anschaut, kann man sich das gar nicht vorstellen. Als ich Balljunge war, hat es Trompetenspieler gegeben, die für ein besonderes Flair gesorgt haben“, sagt Ivan Ljubic, der mit dem SK Sturm heute um 20.30 Uhr die Vienna, den heutigen Viertligisten, im Cup-Viertelfinale empfängt.

Für den 24-Jährigen bringt das Duell schöne Erinnerungen mit sich. „Ich bin in Döbling aufgewachsen, ganz in der Nähe der Hohen Warte. Mit sechs Jahren habe ich bei der Vienna das Fußballspielen gelernt, weil es damals der beste Ausbildungsverein neben der Austria und Rapid war“, sagt der Mittelfeldmotor, der insgesamt acht Jahre lang im Nordwesten Wiens dem Ball nachjagte. „Das war eine wunderschöne Zeit, an die ich immer gerne zurückdenken werde. Ich habe bei der Vienna mit Marko Kvasina, David Cancola und Petar Gluhakovic gespielt, die auch Profis geworden sind.“

Mit großer Freude blickt Franz Buzecky, der Ljubic von der U7 bis zur U14 trainierte, auf diese Zeit zurück. „Wir waren damals eine super Truppe. Aber Ivan hat die Mannschaft geführt. Ob Technik, Schuss, Kopfball, Zweikampfstärke, Laufpensum – er war ein kompletter Spieler und hat das Spiel sehr gut lesen können. Dazu war er menschlich sehr korrekt und hat eine sensationelle Einstellung gehabt. Er war ein Ausnahmetalent und mein verlängerter Arm auf dem Platz“, sagt Buzecky, der die Karriere von Ljubic noch mit Genuss verfolgt, stolz.
Auch wenn der Musterprofi der Grazer betont, dass die Vienna auf dem besten Weg zurück in den Profifußball ist („Wir werden sie bald wieder oben sehen“), zählt heute nur der Aufstieg mit Sturm. „Die Vienna hat Altach im Achtelfinale rausgeworfen. Aber wenn wir das zeigen und abrufen, was wir können, werden wir gewinnen. Wir sind drei Siege von einem Titel und dem Europacupticket entfernt“, sagt Ljubic.

Der Sieger des ÖFB-Cups (sollte dieser bereits als Meister bzw. Vizemeister für die Qualifikation bzw. das Play-off in der Champions League qualifiziert sein, erhält diesen Startplatz der Bundesliga-Dritte) wird in der kommenden Saison „nur“ im Play-off der Europa League starten. Eine Gruppenphase ist aber dennoch fix. Die Verlierer des Play-offs in der Europa League erhalten ein Fixticket für die neu ins Leben gerufene Europa Conference League.