Beinahe hätte man Mitgefühl haben können mit der Wiener Austria, diesem so großen Namen in Österreichs Fußball, der derzeit ums Überleben rauft und dabei eine Watsch’n nach der anderen einstecken muss. Selbst Christian Ilzer, der an seiner ehemaligen Wirkungsstätte mit einem 4:0-Erfolg an sich alles erreicht hat, was man sich bei der Rückkehr zum Ex-Klub so ausmalt, seufzte da einmal, wenn auch nur kurz. „Ich bin seit Sommer Sturm-Trainer, klar. Aber es interessiert mich natürlich, was da passiert, es war deshalb ein besonderes Spiel. Ich beobachte die Spieler, ihre Entwicklung – der Klub ist eine Größe, ich wünsche der Austria sicher nichts Schlechtes“, sagt er und ergänzt schnell: „Der Fokus gilt aber Sturm.“

Die Stimmen zum Sieg am Samstag in Favoriten

Und Sturm scheint derzeit vor allem den Erfolg im Fokus zu haben. Nach wie vor ist man das einzige Team, das (bei der bisher einzigen Saisonniederlage in der Liga gegen den LASK) in der ersten Hälfte nur einen Gegentreffer hinnehmen musste, weiterhin ist man das Team, das mit fünf Gegentoren am wenigsten zuließ.

Und immer mehr kristallisiert sich heraus, dass die Mannschaft selbst in engen Phasen und Partien – und das Spiel gegen die Austria war über eine Stunde wahrlich alles andere als eine klare Sache – den Fokus nicht verliert. Das unterstreicht auch Ilzer: „Bei allem Jubel, wir müssen schon auch bei den Fakten bleiben. Die ersten 60 Minuten war es ausgeglichen. Was wir da aber gemacht haben: Wir haben sie uns immer mehr hergerichtet. Und den Fehler, das Rot-Foul, den sie gemacht haben, den musst du halt dann auch erst einmal so ausnützen, wie wir das getan haben.“

Logische Folge der Erfolgsserie ist der Blick ein paar Jahre zurück, als Sturm letztmals so gut gestartet ist; da stand am Ende der Titel. „Aber vom Titel brauchen wir gar nicht zu reden, da sind wir weit weg, da klafft auch nach Punkten noch eine Lücke nach ganz oben“, beeilt sich Ilzer zu sagen – und dieses Mantra hat er auch dem Team eingeimpft.

David Nemeth freute sich über sein Premierentor
David Nemeth freute sich über sein Premierentor © APA/HANS PUNZ

So etwa David Nemeth. Der 19-Jährige, gekommen aus der Mattersburger „Konkursmasse“ hat sich erstaunlich schnell eingelebt, unheimlich schnell in den Stamm gespielt. Schlendrian sieht er keinen in der Mannschaft aufkommen, im Gegenteil: „Überheblich werden wir sicher nicht, so eine Mannschaft sind wir nicht. Das sieht man ja auch auf dem Platz: Wir schalten nicht zurück, auch wenn wir 2:0, 3:0 führen. Wir geben nie auf, wir ruhen uns nie aus. Und wir wissen, dass wir schon gar nicht glauben dürfen, dass es jede Woche so weitergeht.“

Jede Woche wird er wohl auch nicht als Torschütze in Erscheinung treten, das weiß der 1,91-Meter-Lackl. Umso größer war die Erleichterung, gegen die Austria erstmals in der Bundesliga getroffen zu haben. „Darüber bin ich extrem froh, weil ich habe ja schon in Mattersburg ein paar Chancen vergeben, es wurde Zeit“, sagt er, und das Strahlen ist auch seinem Tonfall zu entnehmen.

Warum Admiras Sieg ein Vorteil sein könnte

Was aber sofort auf die Freude folgt, ist die Wachsamkeit. „Ich habe in der Analyse wieder ein paar Dinge gesehen, wo ich mich weiterentwickeln kann. Einige Pässe, einige Entscheidungen waren nicht gut, einige Zweikämpfe. Es gibt immer was zu verbessern.“

Einer der Leitsätze von Christian Ilzer ist, dass man „den Erfolg immer nur gemietet hat. Wenn du den nötigen Preis nicht zahlst, ist er schnell weg.“ Sein Job ist es, das Team am Boden zu halten – auch gegen die Admira. Deren Sieg über Salzburg half: „Was das Fokussieren der Mannschaft betrifft, war das sicher kein Nachteil ...“