Die österreichische Fußball-Bundesliga leistet im Herbst zum zweiten Mal in Corona-Zeiten Pionierarbeit. Erstmals nach dem Verbot aller großen Veranstaltungen im März werden ab Freitag wieder Tausende Zuschauer regelmäßig Bundesliga-Spiele in den Stadien besuchen. In keinem anderen Gesellschaftsbereich gibt es ähnliche Entwicklungen. Klare, einheitliche Vorgaben der Politik fehlen vorerst.

"Von unserer Seite ist ganz klar: bitte einheitlich!", richtete Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer bei einem Medientermin einen eindringlichen Appell. Den lokalen Behörden obliege es, die Pläne und Gesetze der Regierung umzusetzen. "Bitte einheitliche Erlässe und Verordnungen, und vor allem zwingende Vorgaben, dass die Gesundheitsämter bestmöglich einheitlich vorgehen", nahm Ebenbauer jedoch in erster Linie die Ministerien, vor allem das Gesundheitsministerium, in die Pflicht.

Die Grundparameter stehen seit Längerem fest. So dürfen ab September maximal 10.000 Zuschauer Veranstaltungen im Freien als Gäste beiwohnen, wobei nur Salzburg und Rapid diese Zahl auch ausschöpfen können. Die anderen Klubs der ersten und zweiten Liga bekamen aufgrund der Gegebenheiten im jeweiligen Stadion nicht so viele bewilligt. Durch die vergangene Woche in Betrieb gegangene Corona-Ampel könnten sich Höchstgrenzen in einzelnen Städten aber nach unten verschieben, gelten sie doch nur in der Grün-Phase.

Bei Gelb wären höchstens 5.000 Zuschauer zulässig, bei Orange fänden die Spiele praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und in einer Rot-Phase wäre fraglich, ob es überhaupt Spiele geben würde. Ein Fleckerlteppich an unterschiedlichen Lösungen sowie ein Chaos für die Fans droht somit - allerdings fehlt für die genannten Maßnahmen vorerst noch die gesetzliche Grundlage.

Bei der Zuschauer-Thematik habe man "gar keine andere Wahl", als die unterschiedlichen Regelungen zu akzeptieren, gestand Ebenbauer ein. Man könne die nicht von Corona-Einschränkungen betroffenen Vereine schließlich nicht dazu zwingen, Zuschauer auszusperren, um die Zahlen überall nach unten zu drücken. "Was wäre, wenn dann plötzlich in Vorarlberg Gelb oder Orange wäre und in Wien Grün, dann würde das bedeuten, dass vielleicht maximal 500 Zuseher in Wien hineindürften. Ich glaube nicht, dass das einerseits den Fans erklärbar wäre, und andererseits den Clubs."

Abgesehen davon bemüht sich die Bundesliga aber um einheitliche Vorgaben für die Match-Besucher. So gilt, dass jedem Zuschauer ein Sitzplatz zugewiesen wird - Stehplätze sind bis auf Weiteres abgeschafft. Die Klubs einigten sich zudem darauf, die Belegung grundsätzlich nach dem Schachbrettmuster anzuordnen, was heißt, das rund um den eigenen jeweils ein anderer Platz leer bleibt. Personengruppen aus einem Haushalt dürfen aber im Normalfall direkt nebeneinander Platz nehmen. Pflicht ist im gesamten Stadion außer am eigenen Sitzplatz das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, der schon beim Betreten der Arena anzubringen ist. Auswärtsfans sind vorerst bis Jahresende nicht zugelassen.

"Die Maßnahmen sind einheitlich anhand der Vorgaben des Gesundheitsministeriums", sagte Ebenbauer. Seit Ende Mai würde man daran arbeiten. "Ich vergleiche es immer mit der Pyrotechnik-Thematik. Wir sind mit dem Innenministerium seit der Änderung 2010 ständig am Arbeiten, sie sollten doch bitte überall gleich behandeln."

Nicht im Sinne von Ebenbauer wäre es, würden die Clubs dazu übergehen, nur noch mit den jeweiligen lokalen Behörden eigene Lösungen zu finden. Sturm Graz hatte das in der ersten Cup-Runde Ende August probiert, wo man durch ein originelles Konzept über 7.000 Fans in die Merkur Arena lassen wollte, während gemäß der damals gültigen Verordnung nur 1.250 erlaubt waren. Das Gesundheitsministerium legte schlussendlich ein Veto ein. Wichtig sei laut Ebenbauer, "dass wir mit geeinter Stimme an das Gesundheitsministerium als bundesweit zuständige Behörde herantreten und bestmöglich für Gesamt-Österreich eine Lösung finden. Dass in Graz der Versuch da war mit der dortigen Behörde, wo ja Sturm Graz auch einen positiven Bescheid bekommen hat, ist Fakt. Aber besser ist, wenn man einheitlich vorgeht."