Alfred Murlasits ist tot. Der langjährige Fußballer des SK Sturm verstarb im Alter von 78 Jahren. Sturms Vorstandsmitglied Herbert Troger würdigte den Verstorbenen auf der Sturm-Homepage mit den folgenden Worten:

Fredl Murlasits, der einer Gratkorner Fußball-Familie entstammte, wurde am 20. November 1941 geboren. Seine ersten Fußballschuhe zerriss er in seinem Heimatort, ehe er Anfang der 1960er-Jahre zum damaligen Zweitdivisionär WSV Donawitz wechselte. Bei Sturm wurde man auf den großgewachsenen Stürmer und Mittelfeldspieler aufmerksam. Gleich nach dem Wiederaufstieg, im Juli 1964, wechselte Fredl nach Graz in die Gruabn, wo er die nächsten acht Jahre zu einer unverwechselbaren Stütze werden sollte.

Bombentore aus 30 Metern

Gleich in der ersten Staatsliga-Runde 1964 verwandelte er gegen den damaligen Spitzenklub Wiener Sportclub einen Elfmeter. Nach eine 2:2 bis zur 88. Minute unterlag Sturm durch Tore von Schmidt und Hörmayr noch mit 2:4. Erfolgreicher dann das Derby am 25. Oktober 1964 gegen den GAK in der Gruabn: Die Truppe Dr. Paulitsch; Reiter, Gombocz, Ruß; Sajko, Schrottenbaum; Kropf, Murlasits, Tesourinho, Medle, Kastner ging als umjubelter 2:0-Sieger vom Platz – es war der erste Derbysieg seit Dezember 1951. Und Fredl Murlasits sorgte in der 24. Minute für das 1:0. Tesourinha erhöhte später auf 2:0. Unvergessen auch der Schlager gegen WSV Donawitz am 23. Oktober 1965 im Ringen um den Wiederaufstieg: Sturm besiegte die mit Kaiser, Peintinger und Co starken Obersteirer mit 3:2. Heli Wagner, Murlasits und Fredl Horvath sorgten für eine 3:0-Führung nach 34 Minuten, Peintinger und Hölzl stellten noch auf 3:2. Auch am 11. Dezember 1966 jubelte die Sturmfamilie gegen den GAK. In der Körösistraße siegte die Elf Mikscha; Ruß, Manfred Reiter, Haitzer; Fuchs, Franz Reiter; Tesourinha, Murlasits, Wagner, Berek, Reisinger mit 2:0. Murlasits war es, der in der 40. Minute mit einem Freistoß über die Mauer den Sieg einleitete, Kurtl Reisinger fixierte sechs Minuten vor Ende den Sieg. Trainer Franz Fuchs jubelte. Mit zwei Bombentoren in Kapfenberg – eines davon aus 30 Meter – stellte Murlasits am 17. Juni 1967 den Ligaverbleib sicher, Sturm siegte im Alpenstadion mit 3:0.

Torgarant Murlasits

Die Ära Gerd Springer ab Spätherbst 1967 bis 1970 brachte für Murlasits – im Angriff gemeinsam mit Robert Kaiser, Walter Peintinger und bald auch mit dem blutjungen Heinz Zamut – viele Höhepunkte. Herausgegriffen seien seine zwei Tore zum 3:0 gegen den LASK am 4. Mai 1968 im Linzer Stadion. Das zweite Tor erzielte er aus 40 Metern. Sturm legte damals die chronische Auswärtsschwäche ab. Beim Fernsehspiel gegen Rapid Wien am 23. Mai 1969 – es war das erste Spiel mit dem Durisol-Schriftzug an der Brust – war Fredl mit einem bombensicher verwandelten Elfmeter für den umjubelten 2:1-Sieg verantwortlich. Am 23. August 1969 erzielte er nach langem Fuchs-Pass am Innsbrucker Tivoli gegen Wacker in der 80. Minute das Siegestor zum 1:0 per Kopf und war dann auch beim großartigen 6:3 gegen Austria Wien in der Mannschaft Grloci; F.Reiter, Berek, Willi Huberts; Fuchs, Schilcher; Hölzl, Murlasits, Kaiser, Wagner, Zamut (Reisinger) mit dabei. Unvergessen das Siegestor gegen Admira Energie am 26. August 1970, als der Granatenfredl in der Schlussminute (!) eine seiner Granaten losließ und für den Sieg sorgte. Ein weiteres Freistoßtor zum 2:0 gegen den LASK, ein herrliches Tor im Messestädte-Cup (UEFA-Cup) gegen Ilves Kissat Tampere aus Finnland (3:0) und gleich drei (!) Tore zum 4:1 über Schwarzweiß Bregenz sowie die tollen Spiele gegen Arsenal London waren Höhepunkte in diesem für ihn so erfolgreichen Herbst 1970 unter Trainer Janos Szep.

54 Tore in 167 Spielen

In der Saison 1971/72 neigte sich seine Karriere unter dem deutschen Trainer Adolf Remy bei Sturm dem Ende zu, 167 Spiele und 54 Tore sind seine stolze Bilanz. Dazu ein dritter und ein fünfter Rang in der Nationalliga, der Aufstieg 1966 und die internationalen Spiele im Mitropa-Cup gegen Vasas Budapest sowie im UEFA-Pokal gegen Ilves Kissat und Arsenal London.

Murlasits war auch später erfolgreich: Als Unternehmer baute er eine Textilreinigungskette auf, sie wird heute von seiner Gattin weitergeführt. Bei den von Walter Hiesel organisierten Spielen der „Alten Internationalen“ war er immer mit Engagement im Einsatz. Ging es doch dabei stets darum, Geld für sozial bedürftige Kinder zu sammeln. Fredl hatte ein gutes Herz, er war überall beliebt und freute sich immer wieder, seinen alten Freunden bei Treffen zu begegnen. 2017 wurde er in den Sturm-Legendenklub aufgenommen. Leider hinderte ihn eine Erkrankung zuletzt, an den Treffen teilzunehmen.

Für alle, die ihn kannten, wird er der liebe, unverwechselbare „Granatenfredl“ bleiben. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.