Es muss sich viel ändern! In diesem Punkt waren sich fast alle Sturm-Fans nach der abgelaufenen Saison einig. Zu schwach gestalteten sich die Vorstellungen der Grazer. Selbst ein Europacupstartplatz bewegte die schwarz-weiße Anhängerschaft nicht dazu, die kräftezehrenden Leiden abrupt zu vergessen. Und da selbst ein Trainerwechsel nicht den erwünschten Aufschwung brachte, ließ die Saisonanalyse nur einen Schluss zu: Der Kader war das Problem.

Dementsprechend wurde erwartet, dass Sturm nach der Vorstellung von Neo-Trainer Nestor El Maestro auch im Spielerbereich frischen Wind hineinbringt. Mit Lukas Grozurek haben die Steirer aber nur ein Sorgenkind (leihweise) an den Mann bringen können. Bei Raphael Obermair dürfte eine baldige Trennung bevorstehen. Bestehende Verträge bereiten Probleme. Weitere Abgänge bzw. Leihgeschäfte wie beispielsweise bei Emeka Eze und Philipp Hosiner kamen nicht zustande – auch aufgrund von gut dotierten Gehältern, auf die die Spieler klarerweise nicht verzichten möchten.

So fehlt das Geld, um Spielraum für einen Umbruch zu schaffen. Ein Verkauf von Dario Maresic – einem von nur zwei Steirern im aktuellen Kader, die im Vorjahr in der Bundesliga öfter als eine Partie zum Einsatz gekommen sind – scheiterte bislang. Der U21-Teamspieler, der im Vorjahr durchwachsene Leistungen zeigte, würde dank einer Ausstiegsklausel einen Millionenbetrag in die Klubkasse spülen. Allerdings werden sich interessierte Klubs wohl zwei Mal überlegen, diese Summe zu investieren, ist der 19-Jährige doch im kommenden Jahr ablösefrei zu erwerben.

Mit 24 Spielern weist der Kader des SK Sturm aktuell eine vernünftige Größe auf. Dennoch gibt es große Baustellen. Ein echter Einserstürmer steht seit Längerem auf der Agenda, wurde aber bis jetzt nicht gefunden. Deni Alar wollte nach Graz, Klubführung und Fans ihn aber nicht. Budu Siwsiwadse (mittlerweile bei Mezokövesd in Ungarn) war die Idee von Geschäftsführer Günter Kreissl, aber wie schon Heiko Vogel und Roman Mählich lehnte den Georgier auch El Maestro ab. Charlison Benschop sah man als Ideallösung, der Niederländer zog aber Groningen Graz vor. Mit Thomas Schrammel steht nur ein gelernter Linksverteidiger zur Verfügung. Der 31-Jährige ist einer von 13 Spielern im Kader, die 28 Jahre oder älter sind. Das Entwicklungspotenzial hält sich dementsprechend in Grenzen.

Mit Rechtsverteidiger Emanuel Sakic kam ein 28-Jähriger für eine Position, auf der schon ein 30-Jähriger (Fabian Koch) da war. Thorsten Röcher gilt zu Recht als Hoffnungsträger. Allerdings gibt es mit ihm, Stefan Hierländer, Philipp Huspek und Jakob Jantscher gleich vier Routiniers für zwei offensive Flügelpositionen. Und das, obwohl mit Michael John Lema das hoffnungsvollste Talent ebenfalls dort beheimatet ist. Das hohe Alter vieler Spieler allein wäre nicht das Problem, aber es gibt zu viele gestandene Akteure, die wegen schwacher Leistungen keine Stammkräfte sind und so aufstrebenden Talenten den Platz verstellen.

Am Freitag starten die Grazer mit dem Cupspiel in Anif in die Pflichtspielsaison. Kreissl ist gefragt, den Klub kadertechnisch aus der Sackgasse zu manövrieren, in die er ihn gesteuert hat. Gelingt es heuer nicht, laufen in einem Jahr zehn Verträge aus. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.