Das Positive vorweg: Der SK Sturm Graz ist im Europacup. Und damit hat es sich schon. Des es ist bezeichnend, dass sich die Steirer mit einer 01 (0:1)-Heimniederlage gegen den SK Rapid Wien für die Europa-League-Qualifikation qualifizierten. Weil damit der 2:1-Auswärtssieg vom Donnerstag genügte. Und ebenso bezeichnend: Das Tor für die Rapidler erzielte ein Grazer. Lukas Spendlhofer mit einem Eigentor (43.). Und ebenso bezeichnend: Von den Fans gab es nach dem Schlusspfiff keinen Jubel, sondern Pfiffe. Und Sprechchöre: "Wir wollen Sturm sehen!"

„Wir sind fertig mit dieser Scheissaison“ stand in großen Lettern quer über den Sturm-Fansektor. Die Luft war draußen bei den Sturm-Fans, wie angekündigt gab es keinen „organisierten Support“. Und vielleicht, ja vielleicht war das wirklich mit ein Grund dafür, warum das Fußballspiel in Graz ganz anders war als man es gewohnt ist. Nur eines, das blieb unverändert: „Wir wollen Sturm sehen!“, gaben die Fans ihrer Mannschaft dann doch in der Pause mit auf den Weg in die Kabine. Bis dahin hatte man nämlich wenig gesehen. Und Sturm schon gar nicht.

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Dabei ging es um viel in diesem Spiel, um den letzten zu vergebenden Europacup-Startplatz in Österreicher, jener für die Europa-League-Qualifikation. Und der SK Sturm ging mit dem Vorteil eines 2:1-Sieges in Wien am Donnerstag in diese Partie. Das war auch nötig, angesichts der Heimschwäche der Grazer, die alle fünf Heimspiele in der Meisterrunde verloren hatten.

Rapid wollte, Sturm traute sich nicht

Und dementsprechend war auch das Bild des Spiels vor der Pause: Rapid wollte zwar, traute sich aber nicht bedingungslos, zu groß war die Gefahr eines Gegentreffers. Und Sturm? Ja, was war eigentlich mit Sturm? Organisiert in der Defensive, ja, aber nach vorne ging nichts. Keine Bewegung war da im Spiel, keine Kreativität – und schon gar kein Mut. Die Angst davor, den einen Fehler zu machen, der dem Gegner einen Konter beschert, war allgegenwärtig. Und die ungewohnt fehlende Atmosphäre trug auch nicht dazu bei, dass im Keller befindliche Selbstvertrauen wenigstens ins Erdgeschoss zu heben. Von Höhenflügen nicht zu sprechen.

Vielleicht war es auch der Schock, dass die ohnehin schon „improvisierte“ Innenverteidigung nach knapp einer Minute wackelte. Denn Markus Lackner, der im Frühjahr noch keine Minute spielen durfte, musste für den erkrankten Dario Maresic einspringen – Avlonitis weilt ja auf seiner eigenen Hochzeit in Griechenland. Und eben dieser Lackner lag nach einer Minute kurz bewusstlos am Boden, er war im Kopfballduell mit Badji an der Schläfe getroffen worden – zumindest aber konnte er weitermachen.

Siebenhandl als Retter

Und damit nahm das Trauerspiel aus Sicht von Sturm seinen Lauf. Die erste Hälfte in wenigen Worten: Rapid kam wenigstens zu Chancen, doch zunächst war Siebenhandl bei einem Bolingoli-Schuss aus spitzem Winkel (15.) ebenso zur Stelle wie nach einem Murg-Alleingang. Und Schiedsrichter Schörgenhofer pfiff auch nicht nach einem Laufduell, bei dem Rapid-Außenstürmer Ivan zu Boden gegangen war. 9:1 sagte die Torschuss-Statistik nach 45 Minuten – für Rapid. Dabei fiel das 1:0 dann just ohne Torschuss: Denn eine Flanke von Schwab traf Lukas Spendlhofer am Oberarm und prallte von dort ab - ins eigene Tor.

Es wird nicht besser

Wer hoffte, dass Sturm durch den Rückstand aufwachte, wurde enttäuscht. Sturm war weiter wie in Trance – aber leider nicht in positiver. Rapid bestimmte das Spiel, Rapid drückte. Weniger aufgrund der eigenen Klasse, mehr aufgrund der Schwäche von Sturm. Denn nur Mensah, Dominguez und Kiteishvili verdienten sich in Ansätzen die Beschreibung „Aktivposten“. Aber sie waren, wenn, dann zu sehr auf sich allein gestellt. So wie der Georgier beim einzigen gefährlichen Konter, als er über 60 Meter mit zwei Rapidlern um die Wette lief und zum Schuss kam, den Strebinger aber hielt.

Und dann hatte Sturm auch noch Glück, als Schwab nach einem flach abgespielten Corner aus zwölf Metern völlig ungedeckt schoss, und Eze an der Hand traf – doch Schiedsrichter Schörgenhofer rechnete die Abwehr wohl Siebenhandl zu. Emeka Eze also zeichnete sich als Verhinderer aus – und hätte dann alles klar machen können. Denn nach dem zweiten Bilderbuchkonter über Mensah und Kiteishvili hätte er die Maß-Hereingabe aus vier Metern nur ins Tor drücken müssen. Aber er zielte in die Mitte, da war Strebinger noch zur Stelle und wehrte ab.

Und so wurde es, was es werden musste – Sturm stellte endgültig um auf eine Fünfer-Abwehrkette und konzentrierte sich auf die Abwehrschlacht. Und das hieß: Einigeln rund um den Strafraum, Rapid das zu überlassen, was die Hütteldorfer ohnehin schon hatten: die Kontrolle über das Spiel. Und auf das Wunder hoffen, den einen Konter. Der Konter, oder das Wunder, passierten nicht mehr. Aber dafür rettete man die 0:1-Niederlage über die Zeit. Sturm ist damit im Europacup. Und ja, Sturm ist auch „Fertig mit dieser Scheisssaison“, wie die Fans es ausdrückten.

Sie pfiffen zu Recht. Und Lukas Spendlhofer war auch ehrlich. "Es war ein grottenschlechter Kick. Das Minimalziel ist erreicht, aber die Art und Weise ist nicht Sturm entsprechend. Wir wollten, aber anscheinend können wir nicht mehr. . ." Und was sagte Rapid: "Wir hätten uns den Europacup mehr verdient als Sturm, wir waren im Europacup im Sechzehntelfinale, waren im Cup-Finale, haben es uns halt in der Meisterschaft selbst schwer gemacht." Einsicht sieht anders aus. . .