Man kann es drehen und wenden, wie man möchte. Der SK Sturm steckt trotz der beiden Siege in der Bundesliga und des aktuell dritten Tabellenplatzes in einer Krise. Die 0:5-Pleite auswärts gegen Larnaka hat gnadenlos die Schwächen der Grazer aufgedeckt. Bei genauerer Betrachtung sind die aktuellen Defizite eklatant. Keine Formation kann derzeit an die Leistungsstärke der Vorsaison anknüpfen.
In der Offensive mangelt es an der Chancenauswertung, das Mittelfeld hat seine spielerische Qualität verloren und die nach der Vorbereitung so hochgelobte Abwehr ist löchrig. Das Torverhältnis von 9:18 nach acht Bewerbspielen „ist ein desaströser Wert“, sagt Trainer Heiko Vogel, der aber betont, dass nicht ausschließlich die Abwehr für den Wert verantwortlich ist.

Leistungsträger. Auffällig ist, die „alten“ Spieler, die Vogel bereits seit dem abgelaufenen Spieljahr kennen und zu den Leistungsträgern zählten, sind derzeit außer Form. Jörg Siebenhandl, Lukas Spendlhofer, Fabian Koch, Peter Zulj und mit positiven Abstrichen Stefan Hierländer können aktuell nicht ihr Potenzial abrufen. Sie wirken mental völlig leer. Der Einbruch von Dario Maresic passt dazu. In seinem Alter sind Leistungsschwankungen nichts Ungewöhnliches. Dass diese zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kommen, ist Pech.

Neuerwerbungen. Die Verunsicherung der Leistungsträger wirkt sich auf alle anderen Spieler aus, vor allem auf die neuen Akteure, die mit den taktischen Ausrichtungen, den Spielsystemen und dem Training von Vogel noch nicht vertraut sind. Ohne Selbstsicherheit und Mut verlängert sich der Prozess der Integration. Die fehlende Selbstsicherheit wirkt sich auf die Präzision bei Pässen, die Raumaufteilung und die Ballsicherheit aus. Die Unsicherheit greift um sich. In der Liga zeigen die Grazer etwas mehr Selbstvertrauen, was zu sechs Punkten in drei Spielen geführt hat. Wirklich überzeugende Leistungen haben die Schwarz-Weißen aber in allen drei Begegnungen nicht erbracht.

Positive Energie. Die Körpersprache ist nicht eine, die absoluten Siegeswillen impliziert. „Man bekommt in einem Spiel das zurück, was man investiert“, sagt Vogel. Und seine Mannschaft hat auf europäischer Ebene in allen vier Partien zu wenig investiert. Kein Spieler war bereit, an und über die eigenen Grenzen zu gehen.

Fehlende Konstanz. Trainer Vogel bezeichnet den Zustand seiner Mannschaft als „fragiles Gefüge“. Vieles hätte besser laufen können, oder eben auch nicht. Zweiteres war der Fall, mit dem man hatte rechnen müssen. Es ist eben ein Umbruch in einem Ausmaß, das Gefahren birgt. Abgänge in dieser Größenordnung waren nicht geplant. Warum es zu solch einem großen Aderlass gekommen ist, muss ebenso analysiert werden wie die sportlichen Gründe.

Selbstreflexion. Alle bei Sturm sollten in sich gehen, weshalb sich erstens diese Negativspirale zu drehen begann und zweitens, warum man nicht wieder herauskommt. Der Trainer hat bereits seine Schuld bei gewissen Entscheidungen eingestanden. Eine Größe, die nicht alle Übungsleiter haben und die ehrenwert ist. Einige Spieler haben nach der 0:5-Schlappe in Larnaka ebenfalls Selbstkritik geübt. Ein erster guter Schritt auf dem Weg einer möglichen Verbesserung.

Zukunft. Der intensivere Rhythmus aufgrund der internationalen Spiele ist für Sturm nun beendet. „Jetzt ist Zeit für mehr Training. Das tut uns ohnehin gut“, sagte Vogel. Nach dem Rapid-Spiel am 2. September kommt die Länderspiel-Pause. Nach diesen 14 Tagen „werden alle Spieler in der Lage sein, ihre volle Leistungsstärke abrufen zu können“, sagt Vogel. Sowohl körperliche Defizite als auch taktische Mängel möchte der Trainer bei sämtlichen Spielern behoben haben. Das heißt aber nicht, dass bis dahin nichts geschieht. Am Sonntag gegen Altach müssen drei Punkte her. Siege sind das Antibiotikum, um die Krise im Keim zu ersticken.