Das große Kribbeln, es kommt nicht über Nacht, es schleicht sich an. Knappe sechs Wochen hatte Manuel Ortlechner Zeit, um sich einzugewöhnen in der Rolle des Sportdirektors der Wiener Austria. Nach dem Einstand mit dem 4:0 im ÖFB-Cup gegen Spittal kommt es am Donnerstag (Generali-Arena, 18 Uhr, ORF 1) mit der Qualifikation in der Europa Conference League gegen Breidablik (Island) zur ersten echten Bewährungsprobe für das Team, das immer noch von einem gerüttelt Maß an Ungewissheit umgeben ist. "Jetzt wird es spannend", sieht Ortlechner wenigstens in sportlicher Hinsicht Konkretes auf sich zukommen.

Das ist bei einem Klub wie der Austria nicht selbstverständlich. Natürlich ist Diskretion hie und da Ehrensache, vor allem in Geldgeschäften. Mehr als diskret, ja geradezu geheimnisvoll, agiert jedoch bisher Insignia, ein Unternehmen, das Kreditkartenservices für besonders vermögende Menschen anbietet und seit einigen Monaten als sogenannter strategischer Partner der Violetten auftritt. Die Spieler tragen das Firmenlogo mit mehr oder weniger stolzgeschwellter Brust auf dem Trikot vor sich her, aber wann bzw. ob der Geldhahn überhaupt aufgedreht wird, ist weiterhin unklar.

"Wir wissen nach wie vor nicht, was passieren wird", tappt auch Ortlechner in dieser Frage völlig im Dunkeln. Dass unter diesen Voraussetzungen eine Kaderplanung eher schwierig zu gestalten ist, liegt auf der Hand. Doch der 41-Jährige lässt sich deshalb vorerst nicht aus dem Konzept bringen. Es würde ihn natürlich freuen, sollte sich aufgrund eines ausgeweiteten finanziellen Rahmens sein Handlungsspielraum vergrößern. "Aber ich bin nicht völlig abhängig davon. Ich sehe die Lage, glaube ich, am entspanntesten von allen", gibt sich der frühere Profi und Austria-Kapitän gelassen.

Warum, erklärt Ortlechner umgehend. "Es ist eine Chance für junge Spieler. Ich habe inzwischen ein Gespür für den Kader bekommen", und diesen hält er grundsätzlich für konkurrenzfähig. "Es geht nur um punktuelle Verstärkungen". Eine erfolgte am Dienstag mit der Verpflichtung des Innenverteidigers Lukas Mühl (24), der vom 1. FC Nürnberg kam.

"Interessante Konstellation"

Die Vorbereitung unter Neo-Cheftrainer Manfred Schmid, dem langjährigen Assistenten von Peter Stöger, sei voll auf den Europacup-Start ausgerichtet gewesen. "Das ist ein ganz wichtiges Spiel", sagt Ortlechner zur Partie gegen Breidablik. Bis zum Einzug in die Gruppenphase der Europa Conference League müssen aber nicht nur die Isländer, sondern noch zwei weitere Gegner in Quali-Runde drei und im Play-off überwunden werden.

Die Zusammenarbeit mit dem Trainer funktioniere bestens. "Es ist eine interessante Konstellation", meint Ortlechner. Vor Jahren war er selbst als Spieler unter Co-Trainer Schmid aktiv, nun ist er quasi sein Vorgesetzter. "Wir haben uns zuvor einige Jahre nicht gesehen, aber wir verstehen uns gut und schätzen einander." Schmid war übrigens einer von mehreren Kandidaten und ging nach einem Haering aus dem Casting als Sieger hervor.

Was ist der Austria zuzutrauen? Ortlechner legt alles offen. "Ich habe keine Ahnung, wie die Saison ausgeht. Ich kann es nicht abschätzen." Dass nach den Enttäuschungen der vergangenen Saisonen mit den Plätzen 8 und 7 eine Verbesserung angestrebt wird, ist jedoch klar. "Wir stehen in einem Entwicklungsprozess."