In Zeiten wie diesen stellt sich die erste Frage praktisch von selbst. Wie geht es Ihnen, ihrer Familie und in diesem Fall auch ihren Spielern und Mitarbeitern?

Roman Mählich: Glücklicherweise sind alle gesund. Das ist auch das Wichtigste. Ich denke, dass viele nun in Sachen Gesundheit sensibilisiert sind. Ich hoffe es zumindest, denn wir haben nur dieses eine Leben.

Wie haben Sie den Lockdown erlebt?

Wie wohl bei jedem war das eine sonderbare Zeit. Ich muss ehrlich sagen, uns als Familie ist es sehr gut gegangen. Wir haben ein Haus mit Garten, da war vieles leichter als bei Menschen, die in einer kleinen Wohnung ausharren mussten. Aufgrund meines Jobs als Trainer bin ich ja ohnehin nicht so viel bei meiner Familie. Uns hat diese gemeinsame Zeit gutgetan. Natürlich hatten wir etwas Sorge um die Eltern und die Schwiegereltern. Aber Gott sei Dank ist bei uns keiner erkrankt.

Wie hielten Sie Kontakt zu ihren Spielern?

Ich habe es auf ein Minimum beschränkt. Ich habe einmal alle durchgerufen. Aber mir war lange Zeit nicht nach Fußball, es war zu diesem Zeitpunkt auch nicht wichtig.

Aber jetzt sind Sie wieder auf Fußball programmiert?

Selbstverständlich, ich brenne für den Fußball, mein Leben lang. Es gibt allerdings Phasen im Leben, in denen man neue Prioritäten setzen soll und muss. Aber jetzt steht natürlich der Fußball und vor allem das Spiel am Freitag im Fokus. Wenn du in einem Finale stehst, rechnest du dir immer Chancen aus.

Wie sieht Ihre Hochrechnung bezüglich eines Sieges aus?

Wir haben den Finaleinzug nicht in der Lotterie gewonnen, sondern haben uns alles hart erarbeitet. Dass wir im Finale stehen, ist für Austria Lustenau schon ein Erfolg. Es ist aber auch klar, dass gegen Salzburg unsere beste Leistung nicht reichen kann. Es gibt gar keinen Vergleich zwischen Salzburg und uns. Da kostet ein Spieler mehr als bei uns der gesamte Kader plus Trainterteam. Aber im Fußball gibt es nichts was es nicht gibt.

Wird sich der Fußball aufgrund der Coronazeit nachhaltig ändern?

Wir hatten schon Mobbingfälle gegen einzelne Spieler. Wir hatten schon einen Wettskandal. Dass eine Pandemie den Fußball verändert, glaube ich erst dann, wenn es wirklich passiert. Ich denke, es wird sich nichts ändern.

Aktuell gibt es jedenfalls Änderungen. Alle Spieler finden bis auf Weiteres ohne Zuschauer statt. Waren Sie schon einmal bei einem Geisterspiel dabei?

Wenn ja, dann kann ich mich nicht erinnern. In der 2. Liga sind manche Partien ohnehin wie Geisterspiele (lacht). Vielleicht ist das ein kleiner Vorteil für uns gegenüber Salzburg.

Wie haben Sie Salzburg aktuell analysieren können?

Gar nicht. Aber ich denke nicht, dass die Salzburger ihren Spielstil wegen uns ändern werden.

Wird Lustenau mit einer taktischen Maßnahme überraschen?

Dafür war zu wenig Zeit. Wir sind knapp zwei Wochen im Mannschaftstraining, da bleibt keine Zeit, etwas Neues einzulernen. Wir sind froh, dass wir normal trainieren können.

Und haben Sie  aufgrund des früheren Trainings einen Vorteil in der 2. Liga.

Ja, das haben wir. Aber dafür können wir aber nichts. Es wäre dann Thema geworden, wenn wir um den Aufstieg gespielt hätten. Aber da wir keine Chancen haben, ist das gegenstandslos. Wir haben aber auch nicht auf die Meisterschaft geschaut, weil das Cup-Finale für Vorarlberg, für Austria Lustenau und für mich als Trainer das Spiel des Jahres ist.

Es wäre Ihr erster Titel in ihrer noch jungen Trainerlaufbahn.

Das wäre was! Ohne überheblich wirken zu wollen, aber ich habe nicht so schlechte Daten als Trainer vorzuweisen. Wiener Neustadt habe ich in die Relegation geführt und mit Sturm habe ich die Meistergruppe erreicht, aus einer wirklich schwierigen Situation heraus.

Was haben Sie mitgenommen auf ihren Trainerstationen?

Du lernst auf jeder Station. Bei Sturm habe ich etwa gelernt, dass Spieler Macht haben können, wenn man ihnen Macht gibt. Und wenn sie bei Entscheidungsträgern Gehör finden und du von dort keine Rückendeckung hast, verlierst du. Das war in Graz so.

Von Graz zurück nach Klagenfurt. Sind Fußballmärchen wie sie Krems, Stockerau, der FC Kärnten oder Pasching in Cup-Finali geschrieben haben, heute schwieriger zu schreiben?

Ich denke, dass es viel schwieriger ist. Aber wir werden es versuchen. Vielleicht gelingt uns etwas.