Haben Sie bei Rapid eine Herkulesaufgabe übernommen?
ZORAN BARISIC: Es ist eine Aufgabe mit einer riesengroßen Herausforderung. Das habe ich gewusst, bevor ich mich dem gestellt habe.

Wie lange haben die Vorgespräche gedauert?
Ich kann und will jetzt nicht den Zeitpunkt festlegen, wann das begonnen hat, aber es war schon eine lange Phase und es haben sehr viele intensive Gespräche stattgefunden, bis es zu dieser Entscheidung gekommen ist.

Wer hat Sie kontaktiert?
Ich war mit dem Präsidenten (Michael Krammer, Anm.) immer in Kontakt. Im Zuge eines Gesprächs ist dann die Idee entstanden.

Sie und Didi Kühbauer kennen einander ja schon seit einer halben Ewigkeit. Wie kann die Zusammenarbeit in dieser Konstellation, Sie als Sport-Geschäftsführer, er als Trainer, funktionieren?
Ich kann nur sagen, dass die Zusammenarbeit bis jetzt sehr gut verläuft. Ungeachtet dessen, dass wir Freunde sind, sind wir in erster Linie Profis und wissen, um was es geht. Wir verfolgen das gleiche Ziel. Wir wollen nicht nur erfolgreich sein mit dem Klub, der uns sehr am Herzen liegt, sondern wir wollen, dass es dem SK Rapid gut geht. Das ist unser Ziel und dem ordnen wir alles unter.

Wenn man will, dass es dem SK Rapid gut geht, muss man auch rekapitulieren, was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Wie weit fortgeschritten ist die Aufarbeitung dessen, was sich vor allem in der vergangenen Saison alles abgespielt hat?
Es wurde natürlich aufgearbeitet. Interna werden aber nicht öffentlich besprochen. Wir haben es analysiert, es sind sehr viele Dinge passiert, aber wir tun gut daran, dass es intern bleibt und wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Mit welcher Philosophie wird der neue SK Rapid auftreten?
Mit der Philosophie, die Rapid auszeichnet. Natürlich wollen wir offensiv agieren, ich bin ein Fan des Offensivfußballs, wir wollen mit Herz, Willen und Leidenschaft auftreten. Wir wollen zweikampfstark sein, wir wollen die Fans begeistern, sie ins Boot holen, das ist für uns das Allerwichtigste.

Sind Ihre Vorstellungen vom Fußball deckungsgleich mit jenen des Trainers?
Ja, Didi will auch sehr offensiv spielen, vielleicht noch schneller nach vorne spielen. Das beinhaltet auch Fehlerquellen. Es kommt darauf an, wie man als Mannschaft reagiert. Unsere Philosophien sind definitiv deckungsgleich.

Gilt das auch bei der Auswahl neuer Spieler?
Natürlich. Das wird mit dem gesamten Trainerteam besprochen. Es bringt ja nichts, wenn ich einen hole, den der Trainer nicht akzeptiert oder umgekehrt.

Wie weit ist man auf dem Weg, die Fans zurückzugewinnen?
Im Moment ist es so, dass ich ein sehr, sehr gutes Gefühl habe, dass sich der Verein wirklich anstrengt. Wichtig ist die Performance auf dem Platz. Es wird entscheidend sein, dass es die Mannschaft schafft, die Fans mitzunehmen, von Anfang an. Ich glaube aber, dass wir als gesamter Klub auf einem guten Weg sind, wieder so eine Rapid-Gemeinschaft zu bilden, dass sie an Stärke gewinnt und dass sie wieder erfolgreich ist.

Was die Fans auch interessiert. Wird im Sommer auf personeller Ebene noch etwas passieren bzw. wird das kurzfristig sein?
Ich werde den Teufel tun, mich selbst unter Druck zu setzen, was das Zeitfenster betrifft. Über Personalien möchte ich in der Öffentlichkeit sowieso nicht diskutieren. Wichtig ist, dass wir gerüstet sind, und wissen, was wir tun. Wir versuchen, das so unspektakulär wie möglich zu machen und nicht allzu sehr polemisch zu sein.

Wie sieht die Marschrichtung aus, was die kommende Saison betrifft? Wie viel Zeit geben Sie dem Trainer und der Mannschaft?
Zeit und Geduld sind ganz wichtig. Wir haben den Kader schlanker konstruiert. Wir sind in Europa nicht dabei. Der Trainer wird die Zeit von uns bekommen. Aber natürlich wissen wir, dass Rapid erfolgreich sein muss. Es stellt sich die Frage, was bezeichnet man als Erfolg?

Wie definieren Sie den Erfolg?
Wenn ich sehe, dass es der Mannschaft gelingt, die Fans ins Boot zu holen, das ist das Allerwichtigste.

Wie viel Geduld werden die Fans aufbringen?
Sie müssen das Gefühl kriegen, dass die Mannschaft über ihre Grenzen geht, dann kann das sehr schnell passieren. Das hat für uns oberste Priorität.

Aber es kann ja nicht sein, dass sich der Verein wie in der Vergangenheit von den Fans unter Druck setzen lässt?
Wir wissen, dass bei so einem Klub wie Rapid Druck herrscht. Damit muss man umgehen können. Auch mit Drucksituationen, was die Fans betrifft, müssen wir lernen umzugehen. Wir haben es ja zur Genüge gehabt. Ich hoffe, dass die Mannschaft auch daran gewachsen ist. Es ist entscheidend, als Einheit aufzutreten, intern wie extern. Wir sind Sportler, wir wollen alle gewinnen. Bei Rapid ist es so, dass man gewinnen muss.

So ein Szenario, dass sich die Mannschaft von den Ultras von der Autobahn hinunter dirigieren lässt, darf wohl nicht wieder passieren?
Es ist von außen immer leicht, zu sagen, das wäre mir nicht passiert. Wichtig ist, dass ein Dialog stattgefunden hat, dass man sich geeinigt hat. Schwierige Situationen sind da, um sie zu meistern. Wir werden eine Einheit bilden, das wird uns stärker machen.