Herr Kühbauer, wie sind die ersten Wochen mit Rapid verlaufen?
DIETMAR Kühbauer: Die ersten paar Wochen haben sich als sehr schwierig erwiesen. Ich habe noch nie den gesamten Kader trainieren lassen können. Da war die Länderspielpause, einige Spieler haben ihre Wehwehchen gehabt. Jeder Trainer wünscht sich, die ganze Mannschaft zur Verfügung zu haben. Aber das war noch nie der Fall.

Was hat sich für Sie verändert?
Von der Arbeit her ändert sich nichts. Es wird nichts neu erfunden. Es wäre schlimm, wenn ich herkomme und sage, alles war schlecht. Das tue ich nicht.

Aber das Umfeld ist doch ein anderes. Wie stellt sich das dar, auch im Vergleich mit ihrer ersten grün-weißen Ära?
Es hat alles eine andere Dimension. Rapid ist nicht mehr vergleichbar mit dem Klub aus meiner Spielerzeit. Das sieht man am Zuschauerschnitt, das sieht man daran, was alles entstanden ist in den letzten Jahren, es war auch notwendig. Es ist anders. Das ist halt der Lauf der Zeit. Rapid hat das benötigt, ein neues Stadion, das Drumherum. Aber für mich zählt nur die Arbeit auf dem Platz.

Ist es das, was Hans Krankl kürzlich gemeint hat, dass es keine Rapid-Familie mehr gebe? Ist die Atmosphäre eine andere?
Würde ich nicht so sagen. Einige sind ja noch da. Dass sich in 20 Jahren etwas verändert, ist ja normal. Man muss mit der Zeit gehen, Veränderungen herbeiführen. Natürlich sind Identifikationsfiguren wichtig, keine Frage. Aber am Ende zählt nur der Erfolg. Und an dem wirst du gemessen und danach wird auch der Klub beurteilt.

Es ist ein Traum für Sie in Erfüllung gegangen, Sie haben auf diesen Job hingearbeitet. Nun haben Trainer grundsätzlich wenig Zeit, Sie dürften mehr davon zur Verfügung haben und genießen auch Kredit bei den Fans. Was erwarten Sie von den nächsten Monaten mit Rapid?
Wir müssen stabiler werden, konstanter in unseren Leistungen. Das ist durch die Mehrfachbelastung natürlich ein bisschen schwieriger, trotzdem musst du in der Liga dabeibleiben und auch in der Europa League schauen, dass du zu Punkten kommst. Wir müssen gute Resultate erzielen, um Selbstbewusstsein in die Mannschaft zu bringen. Das war, als ich gekommen bin, nicht der Fall. Was logisch war, denn die Stimmung war nicht die beste. Ich habe zu den Jungs gesagt, man muss den Ballast abwerfen. Es ist eine neue Situation, aber es ist noch immer das gleiche Spiel. Sie dürfen nicht denken, was war, sondern müssen positiv an die Sache herangehen.

Ist dieser neue Geist schon ein bisschen zu spüren, dass da ein Veränderungsprozess über die Bühne geht?
Nun, es wird kommen, ich habe es vor. Die Truppe hat ja Qualität. Sie haben immer gewusst, dass sie gute Fußballspieler sind. Dass sie das eine oder andere nicht zufriedenstellend gemacht haben, wissen sie selber. Aber es ist ja nicht so, dass ein neuer Trainer kommt und auf einmal spielen sie Fußball 3000. Davon redet ja keiner. Wir wollen einen erfolgreichen Fußball spielen, einen, der den Leuten Spaß macht, der uns Spaß macht und der am Ende zu guten Resultaten führt.

Glauben Sie, dass die Mannschaft die Gruppenphase in der Europa League übersteht?
Das ist für mich jetzt kein Thema. Wir haben Hartberg vor der Tür. Wir müssen von einem Spiel zum anderen denken.

Sie haben ja sehr viel Erfahrung mit solchen Klubs. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der kleineren Vereine und wo machen sich die Unterschiede zu den Großklubs am stärksten bemerkbar?
Der Druck ist definitiv nicht so groß bei den kleinen Klubs. Bei Hartberg hat ein jeder gesagt, die sind Fixabsteiger. Dieser Meinung bin ich nicht. Markus Schopp kann mit dem Kader arbeiten und da sind sehr gute Fußballer drin. Es ist für mich eine gute Mannschaft. Sie haben schon bewiesen, dass sie eine Bereicherung sind. Wir sind gewarnt. Das wird keine einfache Aufgabe. Da muss man sehr viel tun, um zu punkten.

Zurück zu Ihrer Mannschaft. Haben Sie das Gefühl, sie auch auf der emotionalen Ebene mitnehmen zu können?
Ich muss jetzt nicht irgendwelche Motivationsgeschichten anfangen. Jeder hat eine neue Chance, sich zu beweisen, zu zeigen, dass er ein guter Rapid-Spieler ist. Ich werde keinen Hokuspokus veranstalten. Ich arbeite sorgfältig und versuche, jedem Spieler das mitzugeben, was er braucht. Ich komme nicht her und mache irgendwelche Spielchen. Das wird es nicht bringen. Ich bin aus St. Pölten mit einer breiten Brust gekommen, aber die breite Brust muss auch die Mannschaft in sich tragen.

Wie sehen Sie die Fans, die vor Ihrer Bestellung starken Druck erzeugt haben?
Ich bin da unbelastet und ich glaube immer ans Gute. Mit guten Spielen kann man sie besänftigen. Und ich kann nichts Negatives sagen. Beim ersten Spiel waren sie sehr gut zu uns.