Für Fußball-Rekordmeister Rapid zählt am Sonntag (17.00 Uhr) im 327. Wiener Fußball-Derby gegen die Austria nur ein Sieg. Dieser ist den Hütteldorfern bisher im neuen Allianz Stadion gegen den Erzrivalen noch nicht gelungen, zwei Punkte aus vier Spielen lautet da die magere Ausbeute. Die Partie ist aber nicht nur deshalb enorm wichtig, ist sie doch der Auftakt für einen intensiven Rapid-September.

Nach der Austria warten Spartak Moskau (Donnerstag/Europa League), Salzburg (23. September/auswärts), Mattersburg (2. Cup-Runde/auswärts) und der Liga-Zweite St. Pölten (29. September). "Wir wissen, dass es ein schwieriger Monat wird, gehen aber mit Zuversicht an die Spiele heran", sagte Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel. Das Derby soll zur Initialzündung werden. "Das Derby ist ein sehr entscheidendes Spiel, es kann uns Mut, Selbstvertrauen und zusätzliche Energie für die nächsten Wochen geben", weiß Kapitän Stefan Schwab.

"Gogo" hat die Rufe ausgeblendet

Mit einem vollen Erfolg wollen die Rapidler auch ihren Trainer aus der Schusslinie der Fans nehmen. Der bekam auch zuletzt nach dem 1:1 in Graz bei Sturm einmal mehr verbal in Form von "Gogo-Raus"-Sprechchören sein Fett ab. "Ich bin auch nur ein Mensch, natürlich spüre ich das, das war nicht angenehm", gab Goran Djuricin zu. Er habe probiert die Sache auszuschalten. "Mittlerweile ist mir das auch gelungen", erläuterte der Wiener.

Seine Hoffnung ist groß, dass er sich nach der Partie nicht neuerlich mit dem leidigen Thema beschäftigen muss. "Ich appelliere an die Fans, dass sie wieder ins Boot kommen und die Mannschaft wieder so pushen, wie sie das können", so Djuricin. Gegen Sturm sei dies 90 Minuten richtig toll gewesen. "Was nachher passiert ist, ist so. Das muss ich zur Kenntnis nehmen." Schwab und Co. haben es in der Hand den Anhang zufriedenzustellen.

"Wir können nur mit Siegen und Leistung antworten. Das sind die Punkte, auf die wir uns konzentrieren. Das andere können wir nicht beeinflussen", betonte Rapids Kapitän. In der Länderspielpause hatte der Club viel Zeit die bisherige Saison zu analysieren. Der Posten von Djuricin stand dabei nicht zur Diskussion. "Wir haben klar die Dinge angesprochen, die wir falsch gemacht haben, ich kann aber nur betonen, dass der Trainer nicht zur Diskussion stand", verlautete Bickel. Das hatte sicher auch mit dem Erreichen der Gruppenphase der Europa League zu tun. "Dadurch ist schon einiges an Ballast und Druck weggegangen", meinte der Schweizer.

Mit einem starken Auftritt sollen die Zuschauer jedenfalls am Sonntag schnell auf die eigene Seite gezogen werden. "Wir gehen so in die Spiele, dass wir uns was zutrauen und nicht ängstlich agieren", gab Schwab die Marschroute vor. Die Länderspielpause sei zum richtigen Zeitpunkt gekommen. "Es war wichtig einmal abzuschalten und neue Kräfte zu tanken. Es war gut, dass der ganze Fokus einmal auf dem Nationalteam gelegen ist", sagte Schwab. Die Hütteldorfer sind zu Hause sechs Pflichtspiele unbesiegt, in der Liga sind es vier Partien. Mit neun Punkten aus sechs Spielen ist der Meisterschaftsstart aber nicht nach Wunsch verlaufen.

Rapid hat unter Djuricin noch kein Derby verloren

"Es ist nicht unser Anspruch, dass wir am fünften Platz stehen. Ich sehe es aber nicht tragisch, denn das heißt nicht, dass wir auch am Ende Fünfter sein werden", sagte Schwab. Auch Djuricin weiß genau, dass es in der Tabelle aktuell nicht so gut aussieht. "Daran müssen wir jetzt arbeiten. Wir wollen unbedingt gewinnen, die Austria überholen und die Nummer eins in Wien sein", betonte der Rapid-Trainer. Unter seiner Führung ging noch kein Derby verloren. "Wir haben das im Hinterkopf", sagte der Rapid-Coach. Positiv ist für ihn auch, dass sich die Personalsituation allmählich verbessert. Stürmer Andrija Pavlovic steht ab sofort als Alternative bereit, auch Abwehrspieler Christopher Dibon sammelt bei den Amateuren bereits Spielpraxis.

"Es ist wichtig, dass wir unser Spiel durchbringen. Wir wollen vor allem am Anfang vorne attackieren, sie unter Druck setzen, es versuchen zu erzwingen", erläuterte Djuricin. Auf den Gegner, der unter Thomas Letsch ein "komplett anderes Gesicht" als unter Vorgänger Thorsten Fink zeigt, ist man gut vorbereitet. "Ich glaube nicht, dass sie sehr abwartend sein werden, sie werden vielleicht auf ein hohes Mittelfeldpressing setzen", vermutete Djuricin. Aufpassen müsse man vor allem auf die schnellen Offensivspieler wie Bright Edomwonyi. Die Partie ist mit 26.000 Zuschauern ausverkauft, 1.400 Anhänger werden der Austria die Daumen drücken.