Drei Jahre sind seit Ihrer Anzeige bei der Polizei rund um Spielmanipulation und Wettbetrug vergangen. Viele Geschehnisse folgten. Jetzt veröffentlichen Sie ein Buch über alle Vorfälle rund um den Skandal. Warum eigentlich?
Dominique Taboga: Die Idee dazu habe ich schon gehabt, als ich in Untersuchungshaft (zwei Monate, Anm.) gesessen bin. Da hat man recht viel Zeit, um nachzudenken, alles aufzuarbeiten. Die Veröffentlichung des Buches ist nun auch für mich eine Art Abschluss.

Eine Therapie sozusagen?
Taboga: Das kann man so sagen, ja. Was mir aber fast noch wichtiger ist: Das Buch soll Menschen, die vielleicht in eine ähnliche Situation kommen, schützen. Ihnen aufzeigen, dass man auch Nein sagen kann und muss.

Sie haben damals nicht Nein zur Manipulation gesagt ...
Taboga: Leider. Ich war jung, naiv und habe die Situation unterschätzt. Natürlich war Geld die Antriebsfeder des Ganzen. Es war ein dummer Fehler, an dem einzig und alleine ich schuld bin. Kein Lamprecht, kein Kuljic. Nur ich. Hätte ich damals nicht Ja gesagt, wäre es niemals so weit gekommen. Und was ich mir nie verzeihen werde: Ich habe meine Familie durch diesen Fehler in große Gefahr gebracht.

Ein Fehler, der Ihr Leben zerstört hat. So sehr, dass Sie am Sinn des Lebens zweifelten?
Taboga: Ja. Das war, 14 Tage bevor ich zur Polizei gegangen bin und die Sache dann an die Öffentlichkeit gekommen ist. Der Druck der Hintermänner war in dieser Zeit am schlimmsten. Da wollte ich Schluss machen.

Sie hatten mit Ihrem Leben zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossen?
Taboga: Ja. Ich habe mich von meinen Kindern verabschiedet, meiner damaligen Frau einen Brief hinterlassen und bin schon am Bahnhof Hallein gestanden. Zum Glück konnte mich meine Ex-Frau mit Nachrichten und Fotos unserer Kinder überzeugen, wieder umzudrehen und nach Hause zu fahren.

Wie emotional war es für Sie, während des Schreibens wieder an diese Zeit zu denken?
Taboga: Gerade, was die Selbstmordgedanken angeht, sind viele Emotionen hochgekommen. Aber abgesehen von diesem Erlebnis kann ich gut über alles reden, was passiert ist. Ich verstecke mich auch nicht vor der Öffentlichkeit.

Auch nach dem Bekanntwerden des Skandals haben Sie sich nie zurückgezogen?
Taboga: Nein! Mein damaliger Schwiegervater hat gesagt, ich soll nicht in Cafés oder zum Einkaufen gehen. Ich habe dann gemeint: „Ich wette mit dir – und ja, das klingt in meinem Zusammenhang blöd –, dass mich keine zehn fremden Menschen darauf anreden werden.“

Und?
Taboga: Zwei Menschen haben mich angesprochen. Einer davon hat mir alles Gute für den Prozess gewünscht.

Und Ihre damaligen Mannschaftskollegen? Gab es mit denen dann noch Kontakt? Gibt es wieder einen?
Taboga: Nein, nicht bewusst. Einmal habe ich meinen damaligen Trainer Peter Schöttel beim Einkaufen getroffen. Aber ich habe ihn nur gegrüßt, er hat zurückgenickt. Kontakt habe ich heute aber nur mit einem Ex-Mitspieler wirklich.

Mit wem?
Taboga: Mit Lukas Schubert. Der hat damals gesagt, dass er nicht verstehen kann, was ich getan habe. Aber er hat dann mit Grödig alle seine Ziele erreicht und mir verziehen. Und heute bin ich sogar Teil seiner Fußball-Hobbyrunde.

Zum Prozess: Sind Sie nun ein wieder ein freier Mann und dürfen alles machen? Oder müssen Sie noch irgendwas befürchten?
Taboga: Seit dem Urteil am 11. Mai 2016 warte ich darauf, wie es in Sachen Fußfessel weitergeht. Ich habe bisher nichts zu diesem Thema gehört. Wenn ich sie bekomme, muss ich sie noch zehn Monate tragen, da ich ein Jahr unbedingt bekommen habe und die U-Haft angerechnet wird. Aber ich warte noch auf eine Entscheidung.

Was machen Sie eigentlich aktuell? Arbeiten Sie?
Taboga: Seit knapp einem Jahr bin ich Abteilungsleiter bei einem Geschäft für Bürobedarf in Salzburg. Der Job macht mir wirklich Spaß. Auch wenn es eine Zeit dauerte, sich nach einer Profikarriere im Fußball an einen 40-Stunden-Job zu gewöhnen. Ich habe jetzt viel mehr Respekt davor, weil man viel mehr planen muss.

Die Sperre der Bundesliga wurde für nichtig erklärt. Planen Sie eine Fußballrückkehr?
Taboga: Daran denke ich erst, wenn die Fußfesselsache abgeschlossen ist. Aber Jugendtrainer, das würde mich schon reizen.

Wann wäre Ihr Buch eigentlich ein Erfolg für Sie?
Taboga: Dann, wenn nur ein einziger Mensch wegen des Buches Nein zur Manipulation sagt.