In Italien gehen Fußballspiele der Serie A bis auf Weiteres vor leeren Zuschauer-Rängen über die Bühne. Wie haben Sie die Situation am Sonntag im Land und speziell die Begegnung Ihres neuen Klubs Udinese gegen Fiorentina im Stadio Friuli miterlebt?

SEBASTIAN PRÖDL: Ich muss sagen, es war schon ziemlich enttäuschend. Das Match hatte eigentlich den Charakter eines Freundschaftsspiels. Dabei geht es um sehr viel. Schon beim Match zwischen Parma und Ferrara gab es einen Riesenwirbel. Findet es statt oder nicht? Es hat sich den ganzen Tag hingezogen. Am Ende sind alle Spiele absolviert worden, aber es geht weiter. Am Dienstag werden ja weitere Entscheidungen getroffen.

Können Sie die Atmosphäre in der ungewöhnlichen Stille ein bisschen beschreiben?
Im leeren Stadion hört man jede Kleinigkeit, einfach jedes Wort. Man steht auf dem Platz nicht unter dem Schutz der Lautstärke der Fans. Es herrscht wenig Fußballcharme.

Befürchten Sie, dass die Reaktionen auf die Ausbreitung des Virus noch gravierender ausfallen könnten?
Ja. Ich glaube, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Das ist erst der Anfang. Angenommen, sie stellen den Spielbetrieb ein, dann wird das auch Auswirkungen auf andere Länder haben. Wenn die gesamte Wirtschaft einbricht, wird das den Sport genauso treffen.

Wie erleben Sie ganz allgemein den Umgang mit dem Coronavirus in Ihrem Umfeld?
Man kriegt mit, dass einige Spieler Angst haben. Vor allem in den diversen Foren geht es rund. Da genügt schon ein Fall.

Wie versuchen Sie persönlich mit dieser doch recht absurden Situation umzugehen? Sie haben sich Ihren Einstieg in eine neue Liga vermutlich ein bisschen anders vorgestellt?
Ja, das kann man wohl sagen. Wir versuchen aber, unser Leben weiterzuleben, so normal wie möglich. In der Stadt nehme ich nicht einen so großen Unterschied war, uns betrifft es eigentlich nicht so.

Wie schätzen Sie die Lage ein? Haben Sie den Eindruck, dass durch die schon sehr rigorosen Maßnahmen zusätzliche Panik erzeugt wird?
Grundsätzlich ist es schwer einzuschätzen. Aber die Maßnahmen lösen jedenfalls extreme Panik aus. Man muss sich da aber nur einige Zahlen anschauen. Wenn man hört, dass es in Österreich ungefähr 100.000 Grippekranke gibt und 100 Corona-Fälle, da stimmen dann irgendwie die Relationen nicht mehr.

Wird in euren Kreisen diskutiert, warum gerade Italien so stark betroffen ist?
Diese Frage stellen wir uns immer wieder, vor allem, wie es um das Gesundheitssystem in Italien bestellt ist. Hinter den Maßnahmen stehen sehr viele Fragezeichen.

Wie beurteilen Sie generell die Stimmung in Italien?
Es herrscht Unsicherheit, das ist die Angst vor dem Unbekannten. Man kennt die Grippe, da lassen sich nur ungefähr zehn Prozent impfen. Würde es jetzt einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben, würden sich alle impfen lassen. Wir können nur auf Entspannung hoffen. Jeder will wieder frei im Kopf sein.

Noch eine Frage zu Ihrer sportlichen Zukunft: Wann ist mit dem Comeback zu rechnen?
Kann ich nicht sagen. Das Knochenödem ist eine sehr hartnäckige Angelegenheit. Ich stehe jedenfalls noch nicht im Mannschaftstraining.