In Liverpool wird er als „Egyptian King“, als ägyptischer König bezeichnet. Bei der Präsidentschaftswahl in seiner Heimat erhielt er fünf Prozent, also rund eine Million der Stimmen und theoretisch Platz zwei, obwohl er gar nicht zur Wahl stand. Mohamed Salah sorgt für Begeisterung. Der 25-Jährige besticht durch seine Auftritte in dieser Saison. In 51 Pflichtspielen steuerte der Linksfuß 44 Tore sowie 16 Assists bei und hatte damit großen Anteil daran, dass die „Reds“ erstmals seit 2007 wieder in einem Champions-League-Finale stehen, wo am Samstag in Kiew das Team von Real Madrid wartet.
Die Blicke sind garantiert auf den Torschützenkönig (32 Treffer) und Spieler der Saison in der Premier League gerichtet. Immerhin halten viele heuer ein Ende der Serie für möglich, dass erstmals seit 2007 (Kaka) der Weltfußballer nicht Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi heißen wird. „Aktuell ist ,Momo‘ einer der besten Stürmer der Welt und auf einer Ebene mit Messi und Ronaldo zu nennen. Aber er ist erst jetzt auf allerhöchstem Niveau so richtig durchgestartet. Messi und Ronaldo machen das schon seit einem Jahrzehnt“, sagt Sturm-Trainer Heiko Vogel.

Und ebenjener kennt Salah genau. Immerhin war der Deutsche der erste Coach, der Salah in Europa trainieren durfte. „Als ich bei Basel war, kam unser Sportdirektor zu mir und hat mir ein Video gezeigt. Diese Szenen, die da aneinandergereiht waren, waren wirklich unfassbar – herausragende Schnelligkeit und sein effizienter linker Fuß waren nicht zu übersehen. Nach einem Probetraining, bei dem er uns mit seinem faszinierenden Charakter überzeugt hat, haben wir alles fixiert. Momo war ja erst 20 Jahre alt und ein Schnäppchen“, erinnert sich Vogel. Basel zahlte im Sommer 2012 rund 2,5 Millionen Euro Ablöse und verkaufte Salah eineinhalb Jahre später um 16,5 Millionen Euro zu Chelsea.
Eine Leistungsexplosion, wie sie derzeit zu sehen ist, trauten dem Offensivmann nicht alle zu. „Ich habe auch nicht geglaubt, einen möglichen künftigen Weltfußballer zu holen. Daran denkt man in diesem Alter nicht. Es gibt viele hochtalentierte Spieler, die von günstigen Fügungen abhängig sind. Ich freue mich, dass seine Karriere so einen Verlauf genommen hat“, sagt Vogel. „Er hat die Fähigkeiten, in jedem Topteam zu glänzen. Ich glaube aber, dass ,Kloppo‘ (Jürgen Klopp, Anm.) ein Gespür dafür hat, Spieler zu holen, die seine Ideen auf dem Platz umsetzen. Mit Sadio Mane und Roberto Firmino und Momo hat er drei physisch starke und blitzschnelle Spieler in der Offensive, die überfallsartig den Weg zum Tor suchen. Sie zu solchen Waffen zu machen, ist auch Kloppo zuzuschreiben.“

Der Traum von Salah, mit Liverpool diese Saison mit dem Titel in der Königsklasse zu krönen, lebt. Aber wie sieht es mit der Wahrscheinlichkeit aus, noch einmal so ein Händchen zu beweisen, einen späteren Topstar früh zu entdecken? „Man hat immer die Chance, muss aber früh genug dran sein. Dabei spielt auch der Zufall eine große Rolle. Die Großklubs haben zwar ein dichtes Scoutingnetz aufgebaut, was es nicht leichter macht. Aber er ist möglich“, sagt Vogel dazu.