Er ist bei Weitem nicht eingetreten, der "Fexit", der Football-Exit der englischen Klubs, das Gegenteil ist der Fall. Vier der acht Halbfinalisten in Champions- und Europa League werden von der Premier League bereitgestellt. Diese festigte damit einmal mehr ihren Ruf, die beste Liga der Welt zu sein. Der 50-Prozent-Anteil am europäischen Klubgeschehen mag für die Außenstehenden eine Besonderheit darstellen, für die Inselbewohner handelt es sich zwar nicht um eine Selbstverständlichkeit  - das würde schnell als Überheblichkeit gedeutet werden - aber der Überraschungseffekt hält sich in Grenzen.

"In England wird erwartet, dass mehrere Mannschaften in der Endphase noch mit dabei sind, da kommt deswegen kein Hype auf", sagt Daniel Bachmann. Der zuletzt zwar einberufene, aber nicht eingesetzte ÖFB-Teamtorhüter kann das Geschehen aus nächster Nähe verfolgen, denn mit Watford ist der 26-Jährige auf dem besten Weg in den Kreis der Auserwählten. Sein Klub liegt in der "Championship" auf Platz zwei und damit auf einem fixen Aufstiegsrang, der fünf Runden vor Schluss mit sieben Punkten abgesichert ist. Die Premier League liegt nicht mehr weit.

Daniel Bachmann
Daniel Bachmann © (c) imago images/Sportimage (David Klein via www.imago-images.de)

Die Erfolge auf der europäischen Ebene gelten bei den Engländern als logische Folge des enormen finanziellen Aufwands, der in der Premier League betrieben wird. Der heimischen Meisterschaft wird daher auch höchste Priorität eingeräumt. Die Champions League zählt natürlich auch etwas, während die Europa League eher als Sprungbrett betrachtet wird, in mehrfacher Hinsicht. "Da mischen die Trainer die Mannschaft schon ziemlich durch und sie bringen die Ergänzungsspieler zum Einsatz", beschreibt Bachmann den Stellenwert des kleineren UEFA-Bewerbs.

Wenn es ernst wird, geben sie Gas

Der FC Arsenal ist allerdings gezwungen, Brauchbares abzuliefern, und als es nach einem 1:1-Heimremis gegen Slavia Prag ernst wurde, gaben die "Kanoniere" im Rückspiel Vollgas und fertigten den aufmüpfigen Außenseiter mit 4:0 ab. "Wenn es ernst wird, stellen sie schon die Besten auf", sagt Bachmann. Die Londoner streben den Europa-League-Gesamtsieg an, um in der nächsten Champions League dabei zu sein. In der Premier League ist dieser Zug für den Tabellen-Neunten so gut wie abgefahren. Ein Finale zwischen Arsenal und Manchester United gilt in England nunmehr beinahe schon als Pflichtprogramm. Die "Red Devils" müssen dafür Roma ausschalten, Arsenal den Salzburg-Bezwinger Villarreal aus dem Weg räumen.

Der Erfolg der Klubmannschaften findet mittlerweile auch immer stärker in der englischen Nationalmannschaft ihren Niederschlag. "England ist fest entschlossen, die EM zu gewinnen, hier ist alles darauf ausgerichtet", meint Bachmann. Schließlich gehen beide Euro-Halbfinalpartien und das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion über die Bühne. Teamchef Gareth Southgate hat dieses Ziel kürzlich erst bekräftigt.

Der Optimismus gründet sich durchaus auf einem personell starken Fundament. Im Gegensatz zu früher, als Teams wie Chelsea und Arsenal manchmal zu 100 Prozent aus Legionären zusammengesetzt waren, fungieren mittlerweile auch englische Spieler als tragende Säulen ihrer Klubs. Das Reservoir scheint schier unerschöpflich zu sein, Southgate hat die Qual der Wahl. Kicker der eigentlich noch nächsten Generation wie Phil Foden (Manchester City/20), Mason Mount (Chelsea/22) oder Mason Greenwood (Manchester United/19) bestechen konstant durch ihre spielerische Klasse. Ein Marcus Rashford (Manchester United/23) gehört schon zu den Arrivierten.

Dass mit Manchester City und Chelsea zwei englische Teams auch das Champions-League-Finale bestreiten, ist freilich nicht von vornherein anzunehmen. Schließlich warten mit Real Madrid und Paris St. Germain zwei mit Weltklassespielern aller Couleurs gespickte Teams auf die Inselklubs.