"Träumen ist immer erlaubt.“ Diese Botschaft gab Markus Schopp seiner Mannschaft in den vergangenen Jahren immer wieder mit auf den Weg. Natürlich, um im nächsten Satz mit den Worten „aber wir wissen, woher wir kommen“ der Hartberger Bodenständigkeit gerecht zu werden. So auch vor dem ersten Europacup-Auftritt gegen Piast Gliwice. „Die Mannschaft freut sich extrem auf diese Möglichkeit. Die Frage ist, wieweit wir das richtig dosieren können. Ich glaube, die Mannschaft ist gut vorbereitet.“

Das war sie und mittlerweile wissen wohl auch mehrere Fußballfans in ganz Europa, ganz sicher aber in Polen, woher der kleine TSV Hartberg kommt, und vor allem wie er Fußball spielt. Zumindest nach der gestrigen Leistung im ersten Europacup-Spiel der Vereinsgeschichte, auch wenn es am Ende knapp nicht für die ganz große Sensation gereicht hat.

Von Nervosität war aufseiten der Oststeirer bei der Premiere jedenfalls nicht viel zu sehen. Dario Tadic setzte in der zweiten Minute mit dem ersten Schuss gleich einmal ein Ausrufezeichen. Doch auch die Polen zeigten sich an diesem Tag von ihrer besseren Seite und gingen durch Martin Konczkowski in der 20. Minute in Führung. Trainer Waldemar Fornalik musste das Tor zu Hause vom Sofa aus bestaunen. Er steht aufgrund einer Coronavirus-Infektion derzeit unter Quarantäne.

Vom Führungstreffer gänzlich unbeirrt übernahmen die österreichischen Gäste immer mehr die Kontrolle und belohnten sich nach einer halben Stunde dafür. Rajko Rep brachte einen Ball über Umwege zu Tobias Kainz, der aus 25 Metern auf 1:1 stellte und das erste Europacup-Tor der Vereinsgeschichte lautstark feierte: „Mein Treffer ist nach diesem Spiel leider nur zweitrangig. Natürlich bin ich nach dem Aus extrem enttäuscht, weil wir uns wirklich viel vorgenommen haben. In einem K.o.-Bewerb willst du immer weiterkommen, aber wir haben defensiv zu einfach die Tore bekommen und dann hilft es dir auch nicht, wenn du nach vorne so viel investierst.“

Der nächste Jubelschrei im leeren Stadion war dann aber von den Polen zu hören. Mit einer schönen Einzelaktion stellte Patryk Sokolowski auf 2:1. Doch was die heimischen Vereine bereits wissen, dürfte sich nun auch bis nach Polen durchgesprochen haben: Abschreiben darf man Hartberg nicht so schnell. Dauerte es in der Liga 25 Spiele lang, bis er sein erstes Tor erzielt hatte, so gelang Lukas Ried beim Europacupdebüt ein Treffer zum 2:2 (75.). Dies sorgte für „Hier regiert der TSV“-Gesänge.

Dass diese Gesänge trotz starker Leistung am Ende verstummten, lag an Michal Zyro. Der eingewechselte Stürmer köpfelte sieben Minuten vor dem Ende zum entscheidenden 3:2 für Gliwice ein und ließ den Hartberger Traum vom Europacup und der Qualifikation für die nächste Runde platzen.