Herr Wegscheider, sind Sie eigentlich Fußballfan?
Ferdinand Wegscheider:
Ja, bin ich schon, durchaus.

Das heißt, Sie haben sich bisher den Luxus geleistet, die Champions League via Pay TV verfolgt zu haben?
Bei mir war es so, dass ich mir das meistens mit Freunden in einer Runde oder bei ausgesuchten Wirten angeschaut habe. Ich selbst bin kein Pay-TV-Abonnent, weil ich ohnehin schon zu viel fernsehe.

Wie ist es zum Erwerb der Rechte für Champions- und Europa League gekommen? War es die Idee von Didi Mateschitz oder gab es Anstoß von anderer Seite?
Das ist wechselseitig passiert. Es war der richtige Zeitpunkt vom Wachstum und vom Aufwärtskurs des Senders her. Das passt hinein, weil der Sender seit drei vier Jahren permanente Steigerungen verzeichnet und wir im Bereich der MotoGP, glaube ich, eine durchaus sehenswerte Performance hingelegt haben, und zuletzt auch mit Tennis. Zum einen macht das Lust auf mehr, zum anderen haben wir extrem gutes Feedback bekommen.

Wann wurden die Verhandlungen abgewickelt?
Das ist eigentlich schon 2019 passiert, aber jetzt sind die Verträge unterschrieben.

Das heißt also, dass Corona keinen Einfluss auf das Prozedere hatte?
Das kann man so sagen.

Mit welchen Erwartungen ist nun ServusTV eingestiegen? Soll der Pay-TV-Konkurrenz das Wasser abgegraben werden?
Dem Mitbewerber das Wasser abzugraben, steht bei uns nie im Vordergrund. Die primäre Annäherung ist diejenige, dass wir sagen, das würde gut zu ServusTV passen, das ist stimmig und so gehen wir an die Sache heran. Dass ein weiteres Wachstum der Marktanteile (zuletzt 3,8 Prozent, Anm.) damit verbunden sein wird, das ist natürlich ein sehr schöner und positiver Nebeneffekt.

Aber mit dem Angebot der Champions League im sogenannten Free TV positioniert sich der Sender doch schon als Gegenpol zu den Bezahlsendern? Der Zugang zum großen Fußball wird ja frei zugänglich.
Ich freue mich schon, nicht nur für den eigenen Sender, sondern auch für den österreichischen Fußballfan, dass die Champions League und Europa League vereint bei einem Sender völlig gebührenfrei zu sehen sein werden, dieser Ausflug sei mir gestattet.

Welche Erwartungen hegen Sie nun hinsichtlich der Zuschauerzahlen? Was ist möglich?
Nun, wir gehen schon von mehreren 100.000 Zuschauern aus, da sind wir schon optimistisch. Grenzen sind aber da nicht wirklich gesetzt.

Wie wird sich der Fußball Ihrer Ansicht nach in den nächsten Monaten entwickeln? Ist bald wieder mit Publikum zu rechnen, sodass auch im Hinblick auf die Champions-League-Rechte ordentliche Bilder von Spielen mit Fans und den dazugehörenden Emotionen transportiert werden können?
Ich persönlich habe da ein bisschen eine andere Sicht der Dinge. Ich glaube, dass es früher als allgemein erwartet zu einer Normalisierung kommen wird. Die Zahlen gehen ja überall zurück. Wenn es in nächster Zeit zu keinem brutalen Rückschlag kommt, wird sich die Stimmung rasch ins Positive drehen.

Das heißt zurück zur vertrauten Normalität?
Ja, ich trete für die alte Normalität ein. Wenn man sich freilich die nach wie vor extrem seltsamen Verordnungen aus dem Gesundheitsministerium anschaut, dann kann man nicht sagen, wie lange noch weitere Merkwürdigkeiten verfasst werden. Aber ich erwarte eigentlich schon für heuer die Rückkehr zum Normalzustand.