Vier Minuten und ein erfolgreiches Elfmeterschießen fehlten dem FC Salzburg, um heute in Lyon beim Showdown der Europa League in Lyon auftanzen zu dürfen. Statt des österreichischen Meisters ist Olympique Marseille mit von der Partie, die Franzosen treffen im halben Heimspiel auf Atletico Madrid. Im Semifinale war der FC Arsenal um zwei Klassen zu schwach.

Für die Spanier geht es nicht nur um den dritten Europa-League-Titel nach 2010 und 2012, sondern auch darum, den Grundstein zu legen, dass Madrid endgültig die Fußball-Metropole Europas wird. Schlägt nämlich anschließend Real den FC Liverpool im mit Spannung erwarteten Champions-League-Finale, würden beide Trophäen in die spanische Hauptstadt wandern. Damit erübrigt sich auch die Diskussion, welche Liga die stärkste ist.

Die Vorbereitung der Madrilenen wurde gestört von den Wechselgerüchten um den französischen Stürmerstar Antoine Griezmann, der vom FC Barcelona umworben und vermutlich wechseln wird. „Das gefällt uns gar nicht“, sagte Mittelfeldspieler Koke. Trainer Diego Simeone muss die Partie wegen einer Sperre von der Tribüne aus verfolgen, er wird von German Burgos vertreten, der auch gern auf Schiedsrichter losgeht. Atletico hat als Zweiter der Primera Division das Ticket für die Champions League 2018/19 in der Tasche, verlor von 37 Partien nur fünf Stück, kassierte gerade einmal 20 Tore. Steht also ganz gut, könnte man schreiben.

Chancenlos ist Marseille aber längst nicht. Für die Fans des Champions-League-Siegers von 1993 würde es nichts Schöneres geben, als im Stadion des großen Rivalen Olympique Lyon nach 25 Jahren wieder einen Europacup-Erfolg zu feiern. Zehntausende in Blau und Weiß gekleidete Zuschauer werden ihre Landsleute, angeführt vom blendend disponierten Spielmacher Dimitri Payet, anfeuern. Mehr als 1000 Polizisten sollen innerhalb und außerhalb der Arena für Sicherheit sorgen. Abwehrspieler Adil Rami warnte die Anhänger bereits davor, es zu übertreiben. „Ich hoffe, dass alles im Rahmen bleibt und nichts zerstört wird“, sagte der 32-Jährige. „Ich hoffe, wir sind alle intelligent genug, um diese Party nicht zu ruinieren.“

Für die Franzosen ist die Teilnahme an einem Europacup-Finale ein seltenes Ereignis. Letztmals war Marseille 2004 im Endspiel des UEFA-Cups gestanden und hatte damals mit 0:2 gegen Valencia verloren. Frankreich ist in der langen Geschichte des UEFA-Cups bzw. der Europa League überhaupt noch ohne Titel.

Luiz Gustavo weiß daher um die für viele wohl einzigartige Möglichkeit. „Das ist ein Finale, man arbeitet sein ganzes Leben für so eine Gelegenheit“, sagte der Abwehrchef, der 2013 mit Bayern die Champions League gewonnen hat. Viele Tipps könne er seinen Mitspielern aber nicht geben. „Das Wichtigste ist, dass man Spaß hat.“

Mit einem Sieg würde sich Olympique für die Champions League qualifizieren; bei einer Niederlage müsste man das letzte Meisterschaftsspiel gegen Amiens gewinnen und hoffen, dass Lyon gegen Nizza nicht voll punktet.