Salzburg darf auf ein historisches Weiterkommen in der Fußball-Europa-League hoffen. Am Donnerstag gewannen die "Bullen" das Achtelfinalhinspiel bei Borussia Dortmund sensationell mit 2:1 (0:0) und haben für das Heimrückspiel am kommenden Donnerstag gute Karten. Ein Doppelpack von Valon Berisha (49./Elfer, 56.) brachte den verdienten Erfolg gegen den enttäuschenden BVB von Coach Peter Stöger.

Auch Andre Schürrles Anschlusstreffer (62.) konnte den erst 14. Sieg einer österreichischen Truppe im 57. Duell mit einer Mannschaft aus der deutschen Bundesliga (ohne DDR) nicht verhindern. Auswärts war es überhaupt der erste rot-weiß-rote Triumph in (West-)Deutschland. Für die Salzburger, die im Sechzehntelfinale schon mit dem Erfolg über Real Sociedad für Aufsehen gesorgt hatten, wäre es der erste EL-Viertelfinaleinzug.

Salzburg ist nun bereits 31 Pflichtspiele ungeschlagen, von den vergangenen 18 Europacup-Partien ging keine verloren. Auf internationalem Rasen sind Alexander Walke und Co. zehn Auswärtsspiele unbesiegt. Trainer Marco Rose hat in seinen 43 Bewerbspartien weiterhin nur eine Niederlage zu Buche stehen.

Stögers Aufstellung bot kaum Überraschungen, einzig der nicht fitte Rechtsverteidiger Lukas Piszczek wurde von Gonzalo Castro ersetzt. Auch Salzburg setzte auf sein Stammpersonal. Auffällig war nur die linke Ausrichtung von Xaver Schlager im Mittelfeld, wo Berisha vorerst zentraler agierte. Die "Bullen" überließen nach aggressivem Beginn den Hausherren mehr Spielanteile, verzichteten aber nicht auf schnelle Vorstöße nach vorne. Abgesehen von einem Hwang-Kopfball (28.) und einem Volley Diadie Samassekous (6.) jeweils neben das Tor brachte das zwar lange Zeit keine Chancen ein, umgekehrt kam aber auch Dortmund kaum zu nennenswerten Möglichkeiten.

Ein Schürrle-Volley aus zehn Metern relativ knapp über das Tor (6.) sowie ein Weitschuss von Mahmoud Dahoud (28.) blieben das einzig Zählbare, die Halbzeitpfiffe für die Hausherren kamen nach einer schwachen Vorstellung nicht überraschend. Zudem wäre Salzburg kurz vor der Pause noch in Führung gegangen. Die erste Doppelchance durch Hwang und Dabbur aus kurzer Distanz vereitelte erst Goalie Roman Bürki, ehe Marcel Schmelzer vor der Linie rettete (40.). Minuten später hämmerte Hwang den von Ömer Toprak abgefälschten Ball aus fast 20 Metern an die Stange (45.+1).

Es war so gesehen auch keine Überraschung, dass es bald nach Wiederbeginn tatsächlich 1:0 für die Gäste stand. Toprak hatte Hwang an der Strafraumgrenze von hinten zu Fall gebracht, Berisha den Elfer souverän verwertet. Auch in den folgenden Minuten fanden die Deutschen gegen die weiterhin aggressiven Salzburger keine Antworten, die Gäste hingegen präsentierten sich eiskalt. Im inzwischen starken Regen schickte Schlager nach einem Ballgewinn im Mittelfeld Stefan Lainer seitlich auf die Reise, der wiederum legte zurück zu auf Berisha, gegen dessen Hammer unter die Latte Bürki chancenlos war.

Es war ein weiterer Weckruf für die Borussia, die nun stärker auf den Anschlusstreffer drängte und durch Schürrle, der den Ball nach einer Flanke im Heranspringen über die Linie drückte, belohnt wurde. Viel mehr Gefahr kam von den Deutschen aber auch im Finish nicht mehr. Schürrle (75.) und der völlig frei stehende Sokratis mit einem schlechten Kopfball (81.) vergaben die besten Möglichkeiten. Auch Salzburg fand im Konter durch Fredrik Gulbrandsen (75.) und Takumi Minamino (79.) noch Chancen vor.

In den Reaktionen bekundeten die Salzburger Zurückhaltung. Noch sei der Aufstieg nicht geschafft, so der generelle Tenor.

Stefan Lainer: "Der Sieg hat einen sehr hohen Stellenwert. Wir wissen aber, dass erst eine Hälfte absolviert ist. Es war eine sehr starke Leistung der gesamten Mannschaft. Jetzt liegt der Fokus auf der zweiten Partie. Wir freuen uns auf die zweiten 90 Minuten."

Valon Berisha: "Der erste Schritt ist gemacht. Wir freuen uns über den Sieg, aber wir dürfen noch nicht so richtig feiern. Dortmund ist eine richtig gute Mannschaft. Wir müssen auch zu Hause ein richtig gutes Spiel abliefern. Entscheidend war heute der Teamgeist. Jeder ist für den anderen gelaufen. Wir sind zufrieden. Wir müssen jetzt gut regenerieren, es wartet ein schwieriges Spiel gegen Mattersburg. Es geht aber nur um eines: Die Spiele zu gewinnen. Wir sind eine richtig gute Mannschaft, die Stimmung ist super. Wir haben einen super Trainer und die Spielweise zeigt immer wieder, dass wir eine gute und unangenehme Mannschaft sind."

Salzburg-Trainer Marco Rose: "So viele Fans von uns dabei, die wir glücklich machen können. Das freut uns sehr, dass wir ein gutes Ergebnis mitgenommen haben. Aber es ist erst Halbzeit. Die Automatismen haben ein bisschen gefehlt am Anfang, in der zweiten Hälfte haben wir dann umgestellt. Das was die Jungs dann mit dem Pressing gemacht haben, das war schon stark. Ich finde auch, dass wir wenig zugelassen haben. Jetzt fahren wir mit einem guten Ergebnis nach Hause."

Dortmund-Trainer Peter Stöger: "Bei beiden Toren waren es glückliche Entscheidungen. Der Elfmeter war außerhalb, vor dem zweiten Tor gab es ein Foul. Vielleicht haben wir aber nicht mehr verdient. Ich bin dafür verantwortlich, wie meine Mannschaft auftritt. Wir haben viele Dinge nicht gut umgesetzt. Mit so einer Leistung wird es im Rückspiel zu wenig sein. Wenn man Dortmund aber kennt, weiß man, dass wir in der Lage sind, überall zu gewinnen. Das Spiel war nicht optimal, aber Gott sei Dank mit der Möglichkeit, etwas zu korrigieren."