Die Hertha BSC ließ am Donnerstagabend eine Transferbombe platzen und holte Krzysztof Piatek vom AC Milan in die deutsche Bundeshauptstadt. Mit einer Ablösesumme von kolportierten 23 Millionen Euro mutiert der Pole somit zu einem der Rekordtransfers der Berliner. Bereits einige Tage zuvor wurde der französische U-21-Nationalspieler Lucas Tousart für geschätzte 24 Millionen verpflichtet (er bleibt bis zum Sommer an Lyon ausgeliehen). Schon im vergangenen Sommer tätigte der Tabellen-13. der Deutschen Bundesliga mit Dodi Lukebakio einen Transfer, der die Blau-Weißen über 20 Millionen Euro kostete. In der laufenden Transferperiode folgte zudem auch Santiago Ascacibar vom VfB Stuttgart mit rund 11 Millionen Euro.

All diese Transfers bewegen sich in Sphären, die der Alten Dame zuvor noch recht unbekannt schienen. Der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte vor diesen vier Herren hieß Valentino Lazaro, der sich den Herthanern im Sommer 2018 für etwa zehneinhalb Millionen Euro anschloss und seit dessen Abgang zu Inter Mailand mit rund 22,5 Millionen Euro zudem der teuerste Verkauf aller Zeiten ist. Bis zur Verpflichtung des Österreichers war die Zehn-Millionen-Euro-Marke jedoch eine unerreichte. Woher kommt also dieser scheinbar plötzliche Kaufrausch der Hertha?

Viel hängt mit dem 27. Juni des Vorjahres zusammen, als der Investor Lars Windhorst mit nicht weniger als 125 Millionen Euro bei den Berlinern einstieg und sich mit seiner Investmentfirma Tennor Holding B.V.somit 37,5 Prozent der Aktienanteile der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA sicherte. In der nächsten Spielzeit soll Windhorst, der in den 1990er Jahren im Alter von nur 15 Jahren eine Computerfirma aufbaute, weitere 12,4 Prozent der Anteile erwerben können, was das Investmentvolumen auf insgesamt 225 Millionen erhöhen würde.

Geld, welches der Hertha, die finanziell über Jahre hinweg alles andere als solide da stand, noch viel mehr Möglichkeiten auf dem Transfermarkt bieten würde. Angst, dass die Alte Dame irgendwann nicht mehr Frau über ihre eigenen Vereinsfarben sein könnte, müssen die Fans des 1892 gegründeten Sport-Clubs aufgrund der in Deutschland geltenden 50+1-Regel nicht haben. Die besagt nämlich, dass es Kapitalanlegern nicht möglich ist, die Stimmenmehrheit in Kapitalgesellschaften zu übernehmen.

Nichtsdestotrotz ging Windhorst mit seinem Investment den bislang größten Finanzdeal der Bundesligageschichte ein. Gegenüber dem "Spiegel" sagte der Investor damals: "Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big City Club' werden." Bis dahin könnte es trotz teurer Transfers noch etwas dauern, aktuell liegt der von Jürgen Kliensmann trainierte Verein nur wenige Zähler vor den Abstiegsrängen. Der polnische Teamstürmer Piatek, der für Milan in der Serie A in der laufenden Saison vier Mal netzen konnte, soll nun seinen Teil zu den Träumen des Hauptstadtklubs beitragen.