Wussten Sie, dass eines der beliebtesten Kindermärchen indirekt auch eine der vielzitiertesten Geschichten des modernen Fußballs erzählt? Der wohlhabende Kaiser nimmt viel Geld in die Hand, um sich die schönsten Gewänder des Landes weben zu lassen. Am Ende jedoch ist er nackt dem Hohn und Spott des Volkes ausgesetzt. Ähnlich transparent wie des Kaisers neue Kleider gestaltet sich auch der internationale Trophäenschrank Manchester Citys.

Mittwoch, 21 Uhr: Gladbach vs. ManCity im Liveticker

Dabei hätte der Geldspeicher der Sky Blues wohl die Ausmaße jenem von Dagobert Duck, gäbe es denn einen – der Unterschied zur Ente ist, dass ManCity seine Teebeutel nicht fünfmal verwendet. Allein in den letzten fünf Jahren beliefen sich die Ausgaben des Inselklubs auf dem Transfermarkt in etwa auf 942 Millionen Euro. Demgegenüber stehen Einnahmen aus Spielerverkäufen von rund 317 Millionen Euro, schwarze Zahlen auf dem Transfermarkt hatten die Citizens zuletzt in der Saison 2005/06 geschrieben – noch gut drei Jahre bevor ein Investmentunternehmen aus Abu Dhabi den Geldhahn aufdrehte.

Es sind Summen wie diese, die beinahe dazu führten, dass Manchester City in dieser Königsklassen-Saison gar nicht an den Start gehen hätte dürfen. Zwischen 2012 und 2016 soll der Klub Sponsoreneinnahmen in der Bilanz überbewertet haben, die UEFAsperrte das Team von Pep Guardiola infolgedessen vor rund einem Jahr aufgrund von Verstößen gegen das Financial Fairplay für zwei Jahre aus allen Verbandswettbewerben. Wenige Monate später hob der Internationale Sportgerichtshof CAS die Sperre jedoch auf, City musste nur noch eine reduzierte Geldstrafe zahlen.

Schlägt ManCity zu oder wieder sich selbst?

So durfte der aktuelle Tabellenführer der Premier League in dieser Spielzeit doch an den Start gehen, nach einer souveränen Gruppenphase wartet im Achtelfinale nun Marco Roses Gladbach. Zum Vergleich: Die Fohlen nahmen im letzten halben Jahrzehnt durch Transfers rund 143 Millionen Euro ein, auf der anderen Seite schlugen sie am Spielermarkt mit gesunden 162 Millionen Euro zu. In diesem ungleichen Duell scheint der Teebeutel getunkt, möchte man meinen.

Doch seitdem das Geld aus dem Emirat ManCity 2011 regelmäßig in die Königsklasse gehievt hatte, war mit Ausnahme des Halbfinal-Einzugs 2015/16 immer – und oft sehr kurios – bereits spätestens im Viertelfinale Schluss. Somit bleibt der bis dato einzige internationale Erfolg der Engländer der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1970. Neun Jahre später traf City übrigens zum bislang letzten Mal in einer K.O.-Runde auf Gladbach – und musste sich mit einem Gesamtscore von 1:4 geschlagen geben. In derselben Saison sollten die Borussen dann zum zweiten Mal den UEFA-Pokal nach Gladbach holen, nachdem sie ihn in den glorreichen 70ern bereits 1975 gewinnen konnten. Somit ist Borussia Mönchengladbach bis heute an Titeln gemessen international erfolgreicher als Manchester City.