Vor 13 Monaten hatten 30.000 die Mannschaft des FC Salzburg zu einem 6:2-Triumph über Genk getragen. Wenigstens 10 Prozent davon hat Corona noch übrig gelassen für den zweiten Start des österreichischen Serienmeisters in eine Champions-League-Gruppenphase, und dies genügte, um eine schon länger nicht mehr inhalierte Atmosphäre in der Red-Bull-Arena herzustellen. Dass am Ende "nur" ein Remis gegen Lok Moskau, den nominell schwächsten Kontrahenten in der Gruppe, herausschaute, war aber nicht auf die Fans zurückzuführen. Salzburg hatte nach 0:1-Rückstand die Wende geschafft, musste aber noch den Ausgleich hinnehmen. Patson Daka vergab in der 92. Minute den Matchball. Es hätte das 3:2 sein müssen.

Starke Anfangsphase der Russen

Jesse Marsch hatte Lok attestiert, stärker zu sein als der Auftaktgegner aus dem Vorjahr, und zumindest in Hälfte eins wurde der Trainer der Salzburger nicht Lügen gestraft. Die Russen verbarrikadierten sich keineswegs, behielten die defensiven Räume aber unter Kontrolle und  boten den Gastgebern auch offensiv Paroli. Einige Male wurden sie gefährlich, und bei einem Corner überrumpelten sie die Salzburger Abwehr.

Der Ball wurde per Kopf verlängert und vom 1,93 m großen Eder präzise zur Gästeführung versenkt (19.). Warum der 20 Zentimeter kürzere Zlatko Junuzovic zur Bewachung des Portugiesen abgestellt war, der 2016 sein Team in der Verlängerung zum EM-Titel geschossen hatte, ist nicht schlüssig zu beantworten.

Szoboszlai-Traumtor erlöst Salzburg

Der an der Seitenauslinie postierte Jesse Marsch wurde sodann mit unschöner Regelmäßigkeit von seiner Mannschaft zu Reaktionen veranlasst, die im Schwankungsbereich zwischen Enttäuschung und Ärger lagen. Die Spieler trafen bei etlichen gar nicht schlechten Torchancen.  mit schon fast schmerzhafter Konsequenz die falschen Entscheidungen.

Aber kurz vor der Pause zeigte mit Dominik Szoboszlai der mit Abstand auffälligste Salzburger die zuvor vermisste Entschlossenheit, als er nach einem von Junuzovic exakt getretenen Eckball hinter die Strafraumgrenze den geöffneten Raum nützte und mit exzellenter Schusstechnik dem sehr starken Lok-Torhüter Guilherme keine Chance ließ (45.).

Starke 2. Halbzeit reicht nicht zum Sieg

Der Ausgleich beflügelte das Spiel der Bullen, die nun vehement und mit Nachdruck den ersehnten Heimsieg ins Visier nahmen. Schon nach fünf Minuten folgte die Belohnung durch einen platzierten Flachschuss von Junuzovic (50.) und sofort nahmen die Salzburger Kurs auf den dritten Treffer. Dieser gelang jedoch nicht, und plötzlich stand es 2:2. Lisakovich köpfelte nach punktgenauer Flanke den Ball in eine von Salzburg-Torhüter Cican Stankovic unverständlicherweise offen gelassene Lücke zwischen sich und der Torstange. Der Ball wäre trotzdem noch zu halten gewesen, er glitt aber über die Linie. Auch die Abwehr verdiente sich beim 2:2 kollektiven Tadel. Der Ausgleich gelang nicht mehr, auch, weil Daka in der Nachspielzeit an Guilherme scheiterte.