Nach einer Stunde extrem intensiven Miterlebens durchbrach auch das Publikum eine vom dichten Spiel aufgebaute Barriere. Zwei Aktionen, je eine auf jeder Seite, erwiesen sich als bahnbrechend für einen Begeisterungssturm, der auch nicht abebbte, als das Spiel für die Salzburger praktisch verloren war. Es musste mit der Erkenntnis nach Hause gehen, dass der englische Tabellenführer eben noch stärker war, als so mancher es für möglich gehalten hatte.

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp war überzeugt von seiner Mannschaft. „Sie waren bereit. Ich hatte nicht das Gefühl, es könnte in die andere Richtung gehen. Ich denke während des Spiels nicht über solche Dinge nach“, meinte der Deutsche, der den „außergewöhnlichen“ Charakter seines Teams hervorhob, aber in erster Linie nicht müde wurde, Salzburgs Darbietung hervorzuheben.

„Höchster Respekt vor diesem Auftritt der Salzburger. Sie waren unglaublich gut, besonders in der ersten Hälfte“, meinte Klopp, nachdem er sich zunächst beim Dolmetscher entschuldigt hatte. Diesen hatte der Deutsche am Vortag gemaßregelt, er hätte Worte des Kapitäns Jordan Henderson falsch wiedergegeben.

"Salzburg war sensationell"

Die Freude über den schwer erspielten Sieg war Klopp deutlich anzumerken. Er wirkte einerseits erleichtert, aber die Anspannung hatte sich noch einige Zeit nach dem Schlusspfiff nicht ganz gelegt. „Jesse (Marsch) und sein Trainerteam haben ihre Mannschaft hervorragend eingestellt. Salzburg hat sensationell gespielt, wir haben aber auch sensationell verteidigt“, erklärte der Liverpool-Coach. In der Pause habe er seinen Spielern vermittelt, einfacher zu spielen. „Ich habe ihnen gesagt, dass wir dann in Topsituationen kommen und wir hätten dann ja sogar fünf, sechs Tore machen können.“

Salzburg-Coach Jesse Marsch durchlebte nach dem Match ein Wechselbad der Gefühle. „Wir sind sehr enttäuscht“, meinte der Amerikaner, den das Spiel seiner Mannschaft geradezu faszinierte. „Wir waren so gut, ich habe in der Pause gedacht, vielleicht können wir gar nicht besser spielen“, meinte Marsch, der versuchte, die Leistung von Zlatko Junuzovic, Erling Haaland & Co. noch zu verstärken. „Unsere so junge Mannschaft hat extrem gut gespielt gegen das beste Team der Welt.“ Daher werde man in ein, zwei Tagen „sehr stolz sein“.

Jesse Marsch
Jesse Marsch © GEPA pictures

Die Angesprochenen, nämlich die Spieler, seien tief enttäuscht. „Es ist vor allem das Gefühl, so nah dran gewesen zu sein und am Ende bist du doch wieder weit weg“, sagte Marsch. „Es war wie in einem Schwergewichtskampf, ein Punch da, ein Punch dort, aber am Ende hatte ich das Gefühl, die haben zwei mehr“, kehrte der Salzburg-Trainer seine Innenwelt nach außen. Das Spiel habe aber sein Team dem Topniveau einen bedeutsamen Schritt nähergebracht. „Wir haben einen neuen Level erreicht. Wir können die Europa League gewinnen, wir haben eine große Chance“, dachte Marsch schon an das Frühjahr.

Zlatko Junuzovic erklärte, „müde“ zu sein. „Es war eine brutal intensive Partie. Leider haben wir die Chancen nicht gemacht. Aber wir haben in der Champions League super performt. Wir können sehr viel mitnehmen.“