Manchester City hat es wieder nicht geschafft. Englands Fußball-Meister muss weiter auf seinen ersten Finaleinzug in der Champions League warten. Weiter als bis ins Viertelfinale sind die "Citizens" in drei Jahren unter Startrainer Pep Guardiola noch nicht vorgedrungen. Das Aus am Mittwoch gegen Tottenham war nicht frei von Drama. Guardiola war aber darum bemüht, Haltung zu bewahren.

"Ja, es ist hart, es ist grausam, aber wir müssen es akzeptieren", sagte der Katalane nach einem 4:3-Spektakel, das für sein Team am Ende aufgrund der Auswärtstorregel zu wenig war. Tottenhams drittem Treffer war ein mögliches Handspiel von Fernando Llorente vorausgegangen. Der Schiedsrichter entschied nach dem Studium eines Videos aber auf Tor.

Zu allem Überfluss erzielte City in der Nachspielzeit durch Raheem Sterling noch das vermeintliche 5:3, das zum Aufstieg gereicht hätte. Der Treffer wurde mit Video-Unterstützung aber zu Recht wegen Abseits aberkannt. "Es war ein böses Ende", sagte Guardiola nach der Hochschaubahn der Gefühle. "Wir haben die Tore geschossen, die wir gebraucht haben. Aber Gratulation an Tottenham und alles Gute für das Halbfinale."

Für ihn selbst geht eine Durststrecke weiter. 2011 gewann Guardiola mit Barcelona zuletzt die Champions League. Seither hat er trotz zahlreicher nationaler Titel weder mit den Katalanen noch mit Bayern München oder ManCity das Endspiel im wichtigsten europäischen Clubbewerb erreicht. "Es war für jeden ein schönes Spiel", sagte Guardiola nach der Torgala gegen Tottenham. Das war am Ende aber nur ein schwacher Trost.

Tottenham bejubelte auch ohne den verletzten Topstar Harry Kane den ersten Halbfinal-Einzug seiner Champions-League-Geschichte, darf sich in der Vorschlussrunde zuerst zu Hause mit dem Überraschungsteam Ajax Amsterdam messen. Einen klaren Favoriten gibt es in den Duellen am 30. April und 8. Mai nicht. Beide Teams würden im Endspiel gegen den FC Barcelona oder Liverpool als Außenseiter gelten.

Mauricio Pochettino war das vorerst egal. "Meine Spieler sind Helden", meinte Tottenhams Coach. "Das ist der Grund, warum wir Fußball lieben. Wir haben großen Charakter und große Persönlichkeit gezeigt." Im Halbfinal-Hinspiel muss Pochettino neben Kane allerdings auch auf Son Heung-min verzichten. Der Südkoreaner, am Mittwoch Doppeltorschütze, fehlt wegen seiner dritten Gelben Karte im Bewerb gesperrt.

Son sprach von einem "verrückten Spiel". Erleichtert über den nicht gegebenen Treffer von Sterling im Finish war vor allem Christian Eriksen, der mit einem völlig überflüssigen Rückpass die Chance eingeleitet hatte. "Ich muss der glücklichste Mann auf dem Planeten sein", sagte der Däne, neben den Innenverteidigern Toby Alderweireld, Jan Vertonghen und Davinson Sanchez einer von vier Tottenham-Profis mit Ajax-Vergangenheit.

City will der vergebenen Chance nicht zu lange nachtrauern. Am Samstag (13.30 Uhr) geht es in der Liga ausgerechnet gegen Tottenham um wichtige Punkte im Titel-Fernduell mit Liverpool. "Wir müssen aufstehen und eine Reaktion zeigen", forderte Guardiola. Nach dem CL-Aus will er dem Titel im Ligacup zumindest jene in der Premier League und im FA-Cup folgen lassen. Der Traum vom historischen "Quadruple" ist seit Mittwoch aber ausgeträumt.

Liverpool ist scheinbar mühelos ins Halbfinale vorgestoßen. Trainer Jürgen Klopp sah nach dem 4:1 des Vorjahresfinalisten beim FC Porto ein "großes Ausrufezeichen". Um den neuerlichen Sprung ins Endspiel zu schaffen, müssen die "Reds" nun den FC Barcelona aus dem Weg räumen. Klopp scherzte: "Das wird vielleicht nicht so einfach."

In Porto musste Liverpool nach dem 2:0-Heimsieg im Hinspiel in der ersten halbe Stunde dagegenhalten. Die anstürmenden Portugiesen dominierten zwar, doch fehlte die letzte Konsequenz vor dem Tor. Für die Gäste aus England trafen mit Sadio Mane (26.), Mohamed Salah (65.) und Roberto Firmino (77.) alle drei Star-Angreifer. Auch Abwehrchef Virgil van Dijk (84.) trug sich noch in die Torschützenliste ein.

Liverpool ist nun schon 17 Spiele ungeschlagen, acht Siege in Folge stehen zu Buche. Der Club von der Merseyside ist der erste englische Vertreter seit zehn Jahren, der in zwei Saisonen hintereinander zumindest den Einzug ins Halbfinale der Champions League geschafft hat. Dort gastiert der Premier-League-Spitzenreiter zunächst am 1. Mai im Camp Nou von Barcelona, ehe es sechs Tage später ins Rückspiel in Anfield geht.

Klopp ist in einem Pflichtspiel noch nie auf Barcelona getroffen. "Wir werden Dinge finden, die wir gegen sie einsetzen können. Aber darüber mache ich mir heute keine Gedanken", sagte der Deutsche. Portos Trainer Sergio Conceicao sah im Vergleich mit seiner Elf deutlich effizientere Engländer: "Liverpool hatte nur vier Schüsse aufs Tor und hat viermal getroffen. Das zeigt die Qualität der Mannschaft."

Für Liverpool spricht, dass sich die Mannschaft ein Jahr nach der Final-Niederlage gegen Real Madrid nicht nur offensiv weiter stark präsentiert. Klopp verstand es, die Abwehr ebenfalls zu stärken. Der im Jänner 2018 um über 80 Millionen Euro geholte Van Dijk hat sich in den vergangenen Monaten zu einem der besten Verteidiger der Welt gemausert. Brasiliens Teamtorhüter Alisson kam nach den Patzern von Vorgänger Loris Karius im Endspiel gegen Real dann im Sommer um 72,5 Millionen Euro von der AS Roma.