Cristiano Ronaldo wird sein erster Auftritt im Dress von Juventus Turin in der Fußball-Champions-League noch lange in Erinnerung bleiben. Grund ist aber nicht der erwartungsgemäße 2:0-Erfolg bei Valencia, sondern seine erste Rote Karte im 154. Spiel in der "Königsklasse" wegen einer umstrittenen Tätlichkeit. "Das Drama von CR7", schrieb die spanische Sportzeitung "Marca" am Mittwochabend.

Nach einem Laufduell im gegnerischen Strafraum war zunächst Valencias Abwehrspieler Jeison Murillo zu Boden gegangen. Daraufhin griff Ronaldo ihm kurz in die Haare. Es kam zu einer Rudelbildung, der deutsche Schiedsrichter Felix Brych entschied nach Rücksprache mit Torrichter Marco Fritz in der 29. Minute auf Rot für den Portugiesen. Der 33-Jährige reagierte geschockt und verließ unter Tränen das Spielfeld. Die Möglichkeit des Videobeweises gibt es in der Champions League nicht.

Auf Seite 108 der FIFA-Regeln steht geschrieben:

Und die eingesetzte Kraft Ronaldos ist in diesem Fall wohl eher vernachlässigbar.

Schiedsrichter Brych kommt in den Sozialen Medien jedenfalls nicht gut weg.

Ronaldo selbst äußerste sich zu der Aktion nicht, im Juve-Lager waren aber alle verärgert über die Entscheidung. "Ich sage nur, dass in so einer Situation der Videobeweis helfen würde. Dann hätte man gesehen, dass es kein Platzverweis hätte sein dürfen", meinte Juve-Coach Massimiliano Allegri. Der Meinung war auch Leonardo Bonucci. "Ich weiß nicht, was der Schiedsrichter gesehen hat", verlautete der Abwehrspieler. Es habe sich um eine normale Auseinandersetzung gehandelt, Ronaldo habe sich befreien wollen.

"Rot nach 29 Minuten. Er geht in Tränen", schrieb die "Gazzetta dello Sport" online, "Cristiano Ronaldo vom Platz verwiesen und in Tränen" die Turiner Zeitung "La Stampa". Für "Tuttosport" war die Rote Karte "eine echte Beleidigung für den Fußball". Es war der elfte Platzverweis in Ronaldos Karriere. Dieser hatte eine Wut-Tirade von Ronaldos älterer Schwester zur Folge. "Schande über den Fußball - Gerechtigkeit wird kommen. Sie wollen meinen Bruder zerstören, aber Gott schläft nie, sie werden für diese Tränen bezahlen", schrieb Katia Aveiro auf Instagram.

Der Auswärtssieg war trotz des Ausschlusses des fünffachen Weltfußballers, der damit weiter bei erst zwei Pflichtspieltoren für seinen neuen Arbeitgeber hält, völlig leistungsgerecht. Miralem Pjanic verwandelte zwei Elfmeter (45., 51.) für die "Alte Dame", bei der Sami Khedira mit einer Oberschenkelblessur in der 23. Minute ausschied. "Wir haben trotz des Ausschlusses unser Spiel weitergespielt und verdient die Tore erzielt", sagte Allegri. "Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir eine geschlossene Einheit sind", ergänzte Bonucci. Der Anschlusstreffer der Spanier fiel nicht, da Goalie Wojciech Szczesny einen Elfmeter von Daniel Parejo in der 96. Minute parierte.

Juve ist vorerst in der Gruppe H nur die Nummer zwei hinter Manchester United. Die Engländer setzten sich bei den Young Boys Bern, bei denen Thorsten Schick nicht eingesetzt wurde, 3:0 durch. "Es war wichtig gut zu starten, das ist uns gelungen", sagte Mittelfeldspieler Paul Pogba. Der Franzose war mit einem Doppelpack (35., 44./Elfmeter) und Assist für den Treffer von Anthony Martial (66.) herausragend. "Er war klasse", lobte Trainer Jose Mourinho. Sein Team habe den "Job erledigt". Verärgert war der Portugiese über das künstliche Geläuf in Bern: "Ich kann nicht verstehen, dass Spiele des wichtigsten Club-Bewerbes auf Kunstrasen ausgetragen werden."