In der Saison 2013/2014 ist Neulengbach in der Women's Champions League ins Viertelfinale eingezogen - weiter ist bisher noch keine Mannschaft aus Österreich gekommen. Am Mittwoch hat St. Pölten im Heimspiel gegen Rosengard die große Chance, die beste Leistung eines Klubs aus Österreich auf internationaler Ebene einzustellen. Ein beachtliches 2:2 erreichten die Niederösterreicherinnen in Malmö. "Die zwei Auswärtstore sind sehr wichtig. Wir sind aber immer noch der Außenseiter", sagt Stürmerin Stefanie Enzinger. "Sie haben uns im Hinspiel komplett unterschätzt und werden jetzt von Anfang an mit einer ganz anderen Dynamik auftreten", ist die 30-Jährige überzeugt.

"In meinen Augen ist alles offen", sagt Elisabeth Tieber, ehemalige Nationalspielerin und ORF-Expertin für Frauenfußball. Es wird im Duell mit den Schwedinnen auf die Defensivleistung ankommen. "Offensiv sind sie eh stark, aber hinten müssen sie gut stehen", sagt Tieber. Was aber nicht heißt, dass sich die Niederösterreicherinnen auf Defensivarbeit beschränken werden - können sie auch gar nicht. "Unser Spiel ist ganz klar das Angriffspressing", sagt Enzinger. "Wenn wir das durchziehen können, dann kommen auch internationale Topmannschaften unter Druck." Die Analyse der Gegnerinnen hat ergeben: "Wenn Rosengard Schwächen hat, dann in der Defensive", gewährt Enzinger Einblick in die Match-Vorbereitung.

St. Pöltens Problem könnte werden, dass die Defensive in der Liga kaum gefordert ist. "Es ist auf jeden Fall ein Manko, dass die Liga so unausgeglichen ist", sagt Tieber. Aber auch in der Liga wäre St. Pölten immer sehr gut eingestellt. "Hoffentlich fokussieren sie sich noch mehr für die internationalen Spiele. Für die Liga haben sie die Topspielerinnen, die sie im Kader haben nicht geholt." Und auch nicht für die Testspiele gegen internationale Gegner, wie zuletzt etwa gegen Prag. "Wir suchen uns in der Vorbereitung immer internationale Gegner, um uns an das Niveau zu gewöhnen", sagt auch Enzinger. "In der Liga werden wir noch nicht so gefordert."

Die Gründe dafür sind mannigfaltig. "Die Professionalität ist bei anderen Klubs noch nicht so gegeben", mutmaßt Enzinger. St. Pölten wäre der einzige Verein mit Profiverträgen für Spielerinnen, kein anderes Team würde sechs bis acht Mal in der Woche trainieren. Alles wäre aber nicht schlecht: "Es hat sich schon einiges getan, seit ich Fußball spiele." Noch wäre der Stellenwert des Frauenfußballs aber nicht auf dem Niveau wie etwa in Deutschland. Erfolge des Nationalteams können aber einen Boom auslösen, wie der Halbfinaleinzug bei der Europameisterschaft 2017 zeigte.

Einen solchen Boom könnte auch der Viertelfinaleinzug St. Pöltens in der Women's Champions League wieder auslösen: "Wenn wir mit der gleichen Einstellung wie in Schweden auftreten und aggressiv in den Zweikämpfen sind, können wir an einem guten Tag Rosengard alles abverlangen", gibt Enzinger die Marschrichtung vor. Und danach? Alles möglich? "Naja", sagt Enzinger lachend. "Es wird im K.o.-Modus selten leichter."