Es sind zwei absolute Topteams, die einander im heutigen zweiten Halbfinale der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich begegnen, und Prognosen über die Gewinnerinnen haben keine Aussicht auf Seriosität. Sowohl Schweden als auch die Niederlande stellten im bisherigen Verlauf des Turniers ihre Klasse unter Beweis, aber die Kontrahentinnen entstammen zwei völlig unterschiedlichen Richtungen, vor allem fußballhistorisch betrachtet.

Während Schweden seit Anbeginn der Weltspitze angehört und somit auch der Tradition verpflichtet ist, ist die Erfolgsgeschichte der Niederlande eine junge, der Aufstieg geschah aber rasant. Vor zwei Jahren, als auch Österreich ins internationale Blickfeld kam, holten die Oranje-Frauen in der Heimat den Europameistertitel. Nun stehen sie in ihrem erst zweiten WM-Endrunden-Turnier nach 2015 bereits in der Vorschlussrunde. War der hart erkämpfte und erst in der Schlussminute per Elfer fixierte Achtelfinal-Erfolg über den 2015er-Finalisten Japan noch glücklich zustande gekommen, wirkten sie im Viertelfinale beim 2:0 gegen Italien schon wesentlich souveräner.

Schweden war gegen Deutschland souverän

Die Skandinavierinnen gehen jedoch mit einem zusätzlichen psychologischen Plus ins Duell, denn sie haben im Viertelfinale den Mitfavoriten Deutschland aus dem Bewerb geworfen, und dies vollbrachten sie auf eindrucksvolle Weise. Schweden hat dieses Spiel dominiert und mit dem ersten Erfolg über den zweimaligen Weltmeister bei einem Großturnier seit 24 Jahren auch ein Trauma überwunden. Das könnte ein kleiner Vorteil sein für das Drei-Kronen-Team, das allerdings auf Topstürmerin Fridolina Rolfö verzichten muss. Schweden stand schon einmal in einem Finale. 2003 gab es eine 1:2-Niederlage gegen Deutschland durch ein Golden Goal.

Die Niederländerinnen erheben jedoch ebenfalls den Anspruch auf das Endspiel. „Wir wollen Geschichte schreiben“, sagte Topstar Lieke Martens. Die Stürmerin trainierte Dienstag wegen einer Zehenverletzung nicht, sie wurde geschont.